Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.war in dieser nachachtundvierziger Zeit untreu gegen den Tunnel, sondern der Tunnel war untreu gegen Schneider. Vor allem auch undankbar. Denn Schneiders Interesse bezeugte sich, nach wie vor dem achtzehnten März, in Thaten. Er half. Diese Hilfe bestand in allerlei: in Einführungen, Empfehlungen, Aufforderung zur Mitarbeiterschaft an seinen Blättern und Aehnlichem. Aber wenn diese Hilfen, die mitunter einer direkten Unterstützung gleichkamen, auch nicht gewesen wären, so verblieb für sein Kredit doch immer noch das Eine, daß er den Tunnel so zu sagen hoffähig machte. Was sich von den Dichtungen unserer Tunnelleute nur irgendwie zum Vorlesen an den Theeabenden in Sanssouci, Charlottenhof und Charlottenburg eignete, kam auch wirklich zum Vortrag. Unter denen, die dieser Ehre teilhaftig wurden, war auch ich und zwar mit einem Romanzen-Cyklus, der den Gesamttitel "Von der schönen Rosamunde" führte. Weil sich's nun traf, daß diese meine Dichtung, um genau dieselbe Zeit, auch von dem an andrem Orte, in meinem Scherenberg-Buche, geschilderten Rhetor Schramm in Entreprise genommen wurde, so gingen mir in ein und derselben Woche zwei Zuschriften zu, darin ich von beiden gefeierten Vorlesern aufgefordert wurde, sie zu besuchen, da sie das, was sie zu geben gedächten, war in dieser nachachtundvierziger Zeit untreu gegen den Tunnel, sondern der Tunnel war untreu gegen Schneider. Vor allem auch undankbar. Denn Schneiders Interesse bezeugte sich, nach wie vor dem achtzehnten März, in Thaten. Er half. Diese Hilfe bestand in allerlei: in Einführungen, Empfehlungen, Aufforderung zur Mitarbeiterschaft an seinen Blättern und Aehnlichem. Aber wenn diese Hilfen, die mitunter einer direkten Unterstützung gleichkamen, auch nicht gewesen wären, so verblieb für sein Kredit doch immer noch das Eine, daß er den Tunnel so zu sagen hoffähig machte. Was sich von den Dichtungen unserer Tunnelleute nur irgendwie zum Vorlesen an den Theeabenden in Sanssouci, Charlottenhof und Charlottenburg eignete, kam auch wirklich zum Vortrag. Unter denen, die dieser Ehre teilhaftig wurden, war auch ich und zwar mit einem Romanzen-Cyklus, der den Gesamttitel „Von der schönen Rosamunde“ führte. Weil sich’s nun traf, daß diese meine Dichtung, um genau dieselbe Zeit, auch von dem an andrem Orte, in meinem Scherenberg-Buche, geschilderten Rhetor Schramm in Entreprise genommen wurde, so gingen mir in ein und derselben Woche zwei Zuschriften zu, darin ich von beiden gefeierten Vorlesern aufgefordert wurde, sie zu besuchen, da sie das, was sie zu geben gedächten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0416" n="407"/> war in dieser nachachtundvierziger Zeit untreu gegen den Tunnel, sondern der Tunnel war untreu gegen Schneider. Vor allem auch undankbar. Denn Schneiders Interesse bezeugte sich, <hi rendition="#g">nach</hi> wie <hi rendition="#g">vor</hi> dem achtzehnten März, in Thaten. Er half. Diese Hilfe bestand in allerlei: in Einführungen, Empfehlungen, Aufforderung zur Mitarbeiterschaft an seinen Blättern und Aehnlichem. Aber wenn diese Hilfen, die mitunter einer direkten Unterstützung gleichkamen, auch nicht gewesen wären, so verblieb für sein Kredit doch immer noch das Eine, daß er den Tunnel so zu sagen hoffähig machte. Was sich von den Dichtungen unserer Tunnelleute nur irgendwie zum Vorlesen an den Theeabenden in Sanssouci, Charlottenhof und Charlottenburg eignete, kam auch wirklich zum Vortrag. Unter denen, die dieser Ehre teilhaftig wurden, war auch ich und zwar mit einem Romanzen-Cyklus, der den Gesamttitel „Von der schönen Rosamunde“ führte. Weil sich’s nun traf, daß diese meine Dichtung, um genau dieselbe Zeit, auch von dem an andrem Orte, in meinem Scherenberg-Buche, geschilderten Rhetor Schramm in Entreprise genommen wurde, so gingen mir in ein und derselben Woche zwei Zuschriften zu, darin ich von beiden gefeierten Vorlesern aufgefordert wurde, sie zu besuchen, da sie <hi rendition="#g">das</hi>, was sie zu geben gedächten,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0416]
war in dieser nachachtundvierziger Zeit untreu gegen den Tunnel, sondern der Tunnel war untreu gegen Schneider. Vor allem auch undankbar. Denn Schneiders Interesse bezeugte sich, nach wie vor dem achtzehnten März, in Thaten. Er half. Diese Hilfe bestand in allerlei: in Einführungen, Empfehlungen, Aufforderung zur Mitarbeiterschaft an seinen Blättern und Aehnlichem. Aber wenn diese Hilfen, die mitunter einer direkten Unterstützung gleichkamen, auch nicht gewesen wären, so verblieb für sein Kredit doch immer noch das Eine, daß er den Tunnel so zu sagen hoffähig machte. Was sich von den Dichtungen unserer Tunnelleute nur irgendwie zum Vorlesen an den Theeabenden in Sanssouci, Charlottenhof und Charlottenburg eignete, kam auch wirklich zum Vortrag. Unter denen, die dieser Ehre teilhaftig wurden, war auch ich und zwar mit einem Romanzen-Cyklus, der den Gesamttitel „Von der schönen Rosamunde“ führte. Weil sich’s nun traf, daß diese meine Dichtung, um genau dieselbe Zeit, auch von dem an andrem Orte, in meinem Scherenberg-Buche, geschilderten Rhetor Schramm in Entreprise genommen wurde, so gingen mir in ein und derselben Woche zwei Zuschriften zu, darin ich von beiden gefeierten Vorlesern aufgefordert wurde, sie zu besuchen, da sie das, was sie zu geben gedächten,
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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