statt einfach von "Hand", eigentlich von einer "biederen Rechten" sprechen. Ich habe wenig Menschen kennen gelernt, die so ausgesprochen Inhaber einer "biederen Rechten" gewesen wären. Alle gehörten selbstverständlich in die Kategorie der faux bonhommes und ein wahres Musterexemplar dieser Gattung war auch Heinrich Smidt. Damals nahm ich übrigens keinen Anstoß daran, strich vielmehr umgekehrt all die Vorteile ruhig ein, die man von der Begegnung mit solchen Menschen hat, Menschen, die zunächst ganz wundervoll gemütlich sind und ihre wahre Natur erst offenbaren, wenn sie sich durch das, was man thut oder auch nicht thut, in ihrem Interesse bedroht oder geschädigt glauben. Erst in meinen späteren Jahren habe ich eine tiefe Abneigung gegen diese mehr oder weniger gefährlichen Personen ausgebildet und wenn derartige Gefühle trotzdem hier schon zum Ausdruck kommen sollten, so sind es post festum-Gefühle; damals war ich noch ganz im Bann der "biederen Rechten". Ich muß hinzusetzen, daß Heinrich Smidts ganze Erscheinung dazu angethan war, ihm ein unbedingtes Vertrauen entgegen zu bringen. Er war der typische Schiffskapitän kleinen altmodischen Stils: mittelgroß, dicker Bauch und kurze Beine, mit denen er, sei's aus Gewohnheit, sei's aus Berechnung -
statt einfach von „Hand“, eigentlich von einer „biederen Rechten“ sprechen. Ich habe wenig Menschen kennen gelernt, die so ausgesprochen Inhaber einer „biederen Rechten“ gewesen wären. Alle gehörten selbstverständlich in die Kategorie der faux bonhommes und ein wahres Musterexemplar dieser Gattung war auch Heinrich Smidt. Damals nahm ich übrigens keinen Anstoß daran, strich vielmehr umgekehrt all die Vorteile ruhig ein, die man von der Begegnung mit solchen Menschen hat, Menschen, die zunächst ganz wundervoll gemütlich sind und ihre wahre Natur erst offenbaren, wenn sie sich durch das, was man thut oder auch nicht thut, in ihrem Interesse bedroht oder geschädigt glauben. Erst in meinen späteren Jahren habe ich eine tiefe Abneigung gegen diese mehr oder weniger gefährlichen Personen ausgebildet und wenn derartige Gefühle trotzdem hier schon zum Ausdruck kommen sollten, so sind es post festum-Gefühle; damals war ich noch ganz im Bann der „biederen Rechten“. Ich muß hinzusetzen, daß Heinrich Smidts ganze Erscheinung dazu angethan war, ihm ein unbedingtes Vertrauen entgegen zu bringen. Er war der typische Schiffskapitän kleinen altmodischen Stils: mittelgroß, dicker Bauch und kurze Beine, mit denen er, sei’s aus Gewohnheit, sei’s aus Berechnung –
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statt einfach von „Hand“, eigentlich von einer „biederen Rechten“ sprechen. Ich habe wenig Menschen kennen gelernt, die so ausgesprochen Inhaber einer „biederen Rechten“ gewesen wären. Alle gehörten selbstverständlich in die Kategorie der <hirendition="#aq">faux bonhommes</hi> und ein wahres Musterexemplar dieser Gattung war auch Heinrich Smidt. Damals nahm ich übrigens keinen Anstoß daran, strich vielmehr umgekehrt all die Vorteile ruhig ein, die man von der Begegnung mit solchen Menschen hat, Menschen, die zunächst ganz wundervoll gemütlich sind und ihre wahre Natur erst offenbaren, wenn sie sich durch das, was man thut oder auch nicht thut, in ihrem Interesse bedroht oder geschädigt glauben. Erst in meinen späteren Jahren habe ich eine tiefe Abneigung gegen diese mehr oder weniger gefährlichen Personen ausgebildet und wenn derartige Gefühle trotzdem <hirendition="#g">hier</hi> schon zum Ausdruck kommen sollten, so sind es <hirendition="#aq">post festum</hi>-Gefühle; damals war ich noch ganz im Bann der „biederen Rechten“. Ich muß hinzusetzen, daß Heinrich Smidts ganze Erscheinung dazu angethan war, ihm ein unbedingtes Vertrauen entgegen zu bringen. Er war der typische Schiffskapitän kleinen altmodischen Stils: mittelgroß, dicker Bauch und kurze Beine, mit denen er, sei’s aus Gewohnheit, sei’s aus Berechnung –<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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statt einfach von „Hand“, eigentlich von einer „biederen Rechten“ sprechen. Ich habe wenig Menschen kennen gelernt, die so ausgesprochen Inhaber einer „biederen Rechten“ gewesen wären. Alle gehörten selbstverständlich in die Kategorie der faux bonhommes und ein wahres Musterexemplar dieser Gattung war auch Heinrich Smidt. Damals nahm ich übrigens keinen Anstoß daran, strich vielmehr umgekehrt all die Vorteile ruhig ein, die man von der Begegnung mit solchen Menschen hat, Menschen, die zunächst ganz wundervoll gemütlich sind und ihre wahre Natur erst offenbaren, wenn sie sich durch das, was man thut oder auch nicht thut, in ihrem Interesse bedroht oder geschädigt glauben. Erst in meinen späteren Jahren habe ich eine tiefe Abneigung gegen diese mehr oder weniger gefährlichen Personen ausgebildet und wenn derartige Gefühle trotzdem hier schon zum Ausdruck kommen sollten, so sind es post festum-Gefühle; damals war ich noch ganz im Bann der „biederen Rechten“. Ich muß hinzusetzen, daß Heinrich Smidts ganze Erscheinung dazu angethan war, ihm ein unbedingtes Vertrauen entgegen zu bringen. Er war der typische Schiffskapitän kleinen altmodischen Stils: mittelgroß, dicker Bauch und kurze Beine, mit denen er, sei’s aus Gewohnheit, sei’s aus Berechnung –
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/393>, abgerufen am 23.07.2024.
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