seine dichterische Ueberlegenheit über einen Mitbewerber, sondern viel, viel mehr noch seine kritische Ueberlegenheit über die mit Kennermiene sich gerirenden Urteilsabgeber fühlt - in solchen Momenten immer zurückzuhalten, ist mir oft recht schwer geworden. Wenn ich dann aber Storm und Kugler und die Jelängerjelieber-Laube vor mir aufsteigen sah, gelang es mir doch so leidlich.
Der über Geibels Wertschätzung als Liebeslieddichter entstandene Streit war für alle Teile sehr peinlich, es kam aber schließlich zum Friedensschluß, und man war allerseits bemüht, die Sache vergessen zu machen. Was denn auch glückte. Storm sah sich nicht bloß in das Kugler'sche Haus eingeführt, sondern eben daselbst auch mit Auszeichnungen überhäuft, und die damals mit erlebten "Storm-Abende" zählen zu meinen liebsten Erinnerungen. Es mag übrigens schon hier erwähnt sein, daß Storm, nach Art so vieler lyrischer Dichter - und nun gar erst lyrischer Dichter aus kleinen Städten - der Träger von allerhand gesellschaftlichen Befremdlichkeiten war, die, je nach ihrer Art, einer lächelnden oder auch wohl halb entsetzten Aufnahme be-
seine dichterische Ueberlegenheit über einen Mitbewerber, sondern viel, viel mehr noch seine kritische Ueberlegenheit über die mit Kennermiene sich gerirenden Urteilsabgeber fühlt – in solchen Momenten immer zurückzuhalten, ist mir oft recht schwer geworden. Wenn ich dann aber Storm und Kugler und die Jelängerjelieber-Laube vor mir aufsteigen sah, gelang es mir doch so leidlich.
Der über Geibels Wertschätzung als Liebeslieddichter entstandene Streit war für alle Teile sehr peinlich, es kam aber schließlich zum Friedensschluß, und man war allerseits bemüht, die Sache vergessen zu machen. Was denn auch glückte. Storm sah sich nicht bloß in das Kugler’sche Haus eingeführt, sondern eben daselbst auch mit Auszeichnungen überhäuft, und die damals mit erlebten „Storm-Abende“ zählen zu meinen liebsten Erinnerungen. Es mag übrigens schon hier erwähnt sein, daß Storm, nach Art so vieler lyrischer Dichter – und nun gar erst lyrischer Dichter aus kleinen Städten – der Träger von allerhand gesellschaftlichen Befremdlichkeiten war, die, je nach ihrer Art, einer lächelnden oder auch wohl halb entsetzten Aufnahme be-
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seine dichterische Ueberlegenheit über einen Mitbewerber, sondern viel, viel mehr noch seine kritische Ueberlegenheit über die mit Kennermiene sich gerirenden Urteilsabgeber fühlt – in solchen Momenten immer zurückzuhalten, ist mir oft recht schwer geworden. Wenn ich dann aber Storm und Kugler und die Jelängerjelieber-Laube vor mir aufsteigen sah, gelang es mir doch so leidlich.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Der über Geibels Wertschätzung als Liebeslieddichter entstandene Streit war für alle Teile sehr peinlich, es kam aber schließlich zum Friedensschluß, und man war allerseits bemüht, die Sache vergessen zu machen. Was denn auch glückte. Storm sah sich nicht bloß in das Kugler’sche Haus eingeführt, sondern eben daselbst auch mit Auszeichnungen überhäuft, und die damals mit erlebten „Storm-Abende“ zählen zu meinen liebsten Erinnerungen. Es mag übrigens schon hier erwähnt sein, daß Storm, nach Art so vieler lyrischer Dichter – und nun gar erst lyrischer Dichter aus kleinen Städten – der Träger von allerhand gesellschaftlichen Befremdlichkeiten war, die, je nach ihrer Art, einer lächelnden oder auch wohl halb entsetzten Aufnahme be-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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seine dichterische Ueberlegenheit über einen Mitbewerber, sondern viel, viel mehr noch seine kritische Ueberlegenheit über die mit Kennermiene sich gerirenden Urteilsabgeber fühlt – in solchen Momenten immer zurückzuhalten, ist mir oft recht schwer geworden. Wenn ich dann aber Storm und Kugler und die Jelängerjelieber-Laube vor mir aufsteigen sah, gelang es mir doch so leidlich.
Der über Geibels Wertschätzung als Liebeslieddichter entstandene Streit war für alle Teile sehr peinlich, es kam aber schließlich zum Friedensschluß, und man war allerseits bemüht, die Sache vergessen zu machen. Was denn auch glückte. Storm sah sich nicht bloß in das Kugler’sche Haus eingeführt, sondern eben daselbst auch mit Auszeichnungen überhäuft, und die damals mit erlebten „Storm-Abende“ zählen zu meinen liebsten Erinnerungen. Es mag übrigens schon hier erwähnt sein, daß Storm, nach Art so vieler lyrischer Dichter – und nun gar erst lyrischer Dichter aus kleinen Städten – der Träger von allerhand gesellschaftlichen Befremdlichkeiten war, die, je nach ihrer Art, einer lächelnden oder auch wohl halb entsetzten Aufnahme be-
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/363>, abgerufen am 23.07.2024.
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