Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.übertrug dänische Gedichte - das von ihm übersetzte "Moens Klint" gehörte zu den Lieblingsstücken meiner jungen Jahre -, war Kritiker und Dramatiker und schrieb verschiedene Schauspiele, darunter "Dom Sebastian", in dessen Titelrolle sich der damals in erster Jugend stehende Hermann Hendrichs auszeichnete. In den vierziger Jahren übersiedelte Wollheim nach Berlin und lebte hier bis 1852 als Docent der orientalischen und der neueren Sprachen. Während dieser seiner Berliner Tage ward er auch Tunnelmitglied und war zeitweilig ein ziemlich regelmäßiger Besucher. Man ließ ihn gelten, verhielt sich jedoch mehr oder weniger ablehnend gegen ihn, was alles in allem auch nur in der Ordnung war. Er gehörte trotzdem aber, wie sich das schon aus den vorstehenden Notizen ergiebt - nur Assessor Streber kam ihm im "Exotischen" gleich -, zu den interessanteren Figuren des Vereins. Bereits sein Doppelname "Wollheim da Fonseca" sorgte dafür. Sah man ihn, so war er ganz Wollheim, hörte man ihn, so war er ganz da Fonseca. Er spielte sich nämlich in allem, was er sagte, ganz besonders aber wenn sogenannte "große Fragen" berührt wurden, auf den scharfen Katholiken hinaus, was ausgangs der vierziger Jahre fast zu einem Tunnelduell geführt hätte. übertrug dänische Gedichte – das von ihm übersetzte „Moens Klint“ gehörte zu den Lieblingsstücken meiner jungen Jahre –, war Kritiker und Dramatiker und schrieb verschiedene Schauspiele, darunter „Dom Sebastian“, in dessen Titelrolle sich der damals in erster Jugend stehende Hermann Hendrichs auszeichnete. In den vierziger Jahren übersiedelte Wollheim nach Berlin und lebte hier bis 1852 als Docent der orientalischen und der neueren Sprachen. Während dieser seiner Berliner Tage ward er auch Tunnelmitglied und war zeitweilig ein ziemlich regelmäßiger Besucher. Man ließ ihn gelten, verhielt sich jedoch mehr oder weniger ablehnend gegen ihn, was alles in allem auch nur in der Ordnung war. Er gehörte trotzdem aber, wie sich das schon aus den vorstehenden Notizen ergiebt – nur Assessor Streber kam ihm im „Exotischen“ gleich –, zu den interessanteren Figuren des Vereins. Bereits sein Doppelname „Wollheim da Fonseca“ sorgte dafür. Sah man ihn, so war er ganz Wollheim, hörte man ihn, so war er ganz da Fonseca. Er spielte sich nämlich in allem, was er sagte, ganz besonders aber wenn sogenannte „große Fragen“ berührt wurden, auf den scharfen Katholiken hinaus, was ausgangs der vierziger Jahre fast zu einem Tunnelduell geführt hätte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0337" n="328"/> übertrug dänische Gedichte – das von ihm übersetzte „Moens Klint“ gehörte zu den Lieblingsstücken meiner jungen Jahre –, war Kritiker und Dramatiker und schrieb verschiedene Schauspiele, darunter „Dom Sebastian“, in dessen Titelrolle sich der damals in erster Jugend stehende Hermann Hendrichs auszeichnete. In den vierziger Jahren übersiedelte Wollheim nach Berlin und lebte hier bis 1852 als Docent der orientalischen und der neueren Sprachen.</p><lb/> <p>Während dieser seiner Berliner Tage ward er auch Tunnelmitglied und war zeitweilig ein ziemlich regelmäßiger Besucher. Man ließ ihn gelten, verhielt sich jedoch mehr oder weniger ablehnend gegen ihn, was alles in allem auch nur in der Ordnung war. Er gehörte trotzdem aber, wie sich das schon aus den vorstehenden Notizen ergiebt – nur Assessor Streber kam ihm im „Exotischen“ gleich –, zu den interessanteren Figuren des Vereins. Bereits sein Doppelname „Wollheim da Fonseca“ sorgte dafür. <hi rendition="#g">Sah</hi> man ihn, so war er ganz Wollheim, <hi rendition="#g">hörte</hi> man ihn, so war er ganz da Fonseca. Er spielte sich nämlich in allem, was er sagte, ganz besonders aber wenn sogenannte „große Fragen“ berührt wurden, auf den scharfen <hi rendition="#g">Katholiken</hi> hinaus, was ausgangs der vierziger Jahre fast zu einem Tunnelduell geführt hätte.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0337]
übertrug dänische Gedichte – das von ihm übersetzte „Moens Klint“ gehörte zu den Lieblingsstücken meiner jungen Jahre –, war Kritiker und Dramatiker und schrieb verschiedene Schauspiele, darunter „Dom Sebastian“, in dessen Titelrolle sich der damals in erster Jugend stehende Hermann Hendrichs auszeichnete. In den vierziger Jahren übersiedelte Wollheim nach Berlin und lebte hier bis 1852 als Docent der orientalischen und der neueren Sprachen.
Während dieser seiner Berliner Tage ward er auch Tunnelmitglied und war zeitweilig ein ziemlich regelmäßiger Besucher. Man ließ ihn gelten, verhielt sich jedoch mehr oder weniger ablehnend gegen ihn, was alles in allem auch nur in der Ordnung war. Er gehörte trotzdem aber, wie sich das schon aus den vorstehenden Notizen ergiebt – nur Assessor Streber kam ihm im „Exotischen“ gleich –, zu den interessanteren Figuren des Vereins. Bereits sein Doppelname „Wollheim da Fonseca“ sorgte dafür. Sah man ihn, so war er ganz Wollheim, hörte man ihn, so war er ganz da Fonseca. Er spielte sich nämlich in allem, was er sagte, ganz besonders aber wenn sogenannte „große Fragen“ berührt wurden, auf den scharfen Katholiken hinaus, was ausgangs der vierziger Jahre fast zu einem Tunnelduell geführt hätte.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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