Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.viel.' Die Schuldscheine mußten bei neu fließenden Einnahmen wieder eingelöst werden. [...]Er beklagte es oft, daß die Sitten der heutigen Zeit es dem Manne verbieten, farbige Stoffe zu tragen. Er selbst ließ es sich denn auch nicht nehmen, sein farbenfreudiges Auge wenigstens an bunten Westen von Seide, Sammet oder anderen Stoffen zu ergötzen und besaß davon eine große Sammlung. Hatte einer seiner jüngeren Freunde sich irgend wie ausgezeichnet oder sonst sein Wohlgefallen erregt, so ging er wohl würdevoll an die Kommode, wo diese Sammlung aufbewahrt wurde, kramte ein wenig darin und schenkte ihm feierlichst eine Weste. Das war eine Art von Ordensauszeichnung." So weit H. Seidel. Auch W. Lübke hat in seinen "Erinnerungen" über ihn geschrieben; Wilbrandt hat ihn in seiner reizenden Geschichte: "Fridolin's heimliche Ehe" frei nach dem Leben gezeichnet. Das bis hierher Erzählte beschäftigt sich ausschließlich mit dem Menschen Eggers; er war klug, gütig, liebenswürdig, schöner Mann - wie oft bin ich darauf hin interpelliert worden - und humoristisch angeflogener Sonderling, alles in allem eine durchaus interessante Figur. Was er im übrigen viel.‘ Die Schuldscheine mußten bei neu fließenden Einnahmen wieder eingelöst werden. […]Er beklagte es oft, daß die Sitten der heutigen Zeit es dem Manne verbieten, farbige Stoffe zu tragen. Er selbst ließ es sich denn auch nicht nehmen, sein farbenfreudiges Auge wenigstens an bunten Westen von Seide, Sammet oder anderen Stoffen zu ergötzen und besaß davon eine große Sammlung. Hatte einer seiner jüngeren Freunde sich irgend wie ausgezeichnet oder sonst sein Wohlgefallen erregt, so ging er wohl würdevoll an die Kommode, wo diese Sammlung aufbewahrt wurde, kramte ein wenig darin und schenkte ihm feierlichst eine Weste. Das war eine Art von Ordensauszeichnung.“ So weit H. Seidel. Auch W. Lübke hat in seinen „Erinnerungen“ über ihn geschrieben; Wilbrandt hat ihn in seiner reizenden Geschichte: „Fridolin’s heimliche Ehe“ frei nach dem Leben gezeichnet. Das bis hierher Erzählte beschäftigt sich ausschließlich mit dem Menschen Eggers; er war klug, gütig, liebenswürdig, schöner Mann – wie oft bin ich darauf hin interpelliert worden – und humoristisch angeflogener Sonderling, alles in allem eine durchaus interessante Figur. Was er im übrigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0322" n="313"/> viel.<choice><sic>“</sic><corr>‘</corr></choice> Die Schuldscheine mußten bei neu fließenden Einnahmen wieder eingelöst werden.</p><lb/> <p><choice><sic>„</sic><corr/></choice>Er beklagte es oft, daß die Sitten der heutigen Zeit es dem Manne verbieten, farbige Stoffe zu tragen. Er selbst ließ es sich denn auch nicht nehmen, sein farbenfreudiges Auge wenigstens an bunten Westen von Seide, Sammet oder anderen Stoffen zu ergötzen und besaß davon eine große Sammlung. Hatte einer seiner jüngeren Freunde sich irgend wie ausgezeichnet oder sonst sein Wohlgefallen erregt, so ging er wohl würdevoll an die Kommode, wo diese Sammlung aufbewahrt wurde, kramte ein wenig darin und schenkte ihm feierlichst eine Weste. Das war eine Art von Ordensauszeichnung.“</p><lb/> <p>So weit H. Seidel. Auch W. Lübke hat in seinen „Erinnerungen“ über ihn geschrieben; Wilbrandt hat ihn in seiner reizenden Geschichte: „Fridolin’s heimliche Ehe“ frei nach dem Leben gezeichnet.</p><lb/> <p>Das bis hierher Erzählte beschäftigt sich ausschließlich mit dem Menschen Eggers; er war klug, gütig, liebenswürdig, schöner Mann – wie oft bin ich darauf hin interpelliert worden – und humoristisch angeflogener Sonderling, alles in allem eine durchaus interessante Figur. Was er im übrigen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0322]
viel.‘ Die Schuldscheine mußten bei neu fließenden Einnahmen wieder eingelöst werden.
Er beklagte es oft, daß die Sitten der heutigen Zeit es dem Manne verbieten, farbige Stoffe zu tragen. Er selbst ließ es sich denn auch nicht nehmen, sein farbenfreudiges Auge wenigstens an bunten Westen von Seide, Sammet oder anderen Stoffen zu ergötzen und besaß davon eine große Sammlung. Hatte einer seiner jüngeren Freunde sich irgend wie ausgezeichnet oder sonst sein Wohlgefallen erregt, so ging er wohl würdevoll an die Kommode, wo diese Sammlung aufbewahrt wurde, kramte ein wenig darin und schenkte ihm feierlichst eine Weste. Das war eine Art von Ordensauszeichnung.“
So weit H. Seidel. Auch W. Lübke hat in seinen „Erinnerungen“ über ihn geschrieben; Wilbrandt hat ihn in seiner reizenden Geschichte: „Fridolin’s heimliche Ehe“ frei nach dem Leben gezeichnet.
Das bis hierher Erzählte beschäftigt sich ausschließlich mit dem Menschen Eggers; er war klug, gütig, liebenswürdig, schöner Mann – wie oft bin ich darauf hin interpelliert worden – und humoristisch angeflogener Sonderling, alles in allem eine durchaus interessante Figur. Was er im übrigen
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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