Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.nun, das war außer Frage, das ließ jeder gelten. Aber so gewiß man es gelten ließ, so gewiß empfand man auch: "Ja, dies Talent, so groß es sein mag, ist doch nicht unser Talent." Im ganzen war der Tunnel, trotz seines gelegentlich stark hervortretenden Freisinns, doch von jener altpreußischen Art, darin der Konservatismus in erster Reihe mitspricht, und so hörte man denn bald wieder lieber von Hohenfriedberg und dem Zietenritt, von Ligny und Waterloo. Heyse hatte die Form, war glänzend, aber das eigentliche Tunneltalent, weil dem Wesen des Tunnels entsprechend, war und blieb doch Scherenberg. Und so kehrte man denn, nach kurzer Untreue, zu den alten Göttern zurück. Diese rein litterarische Stellungnahme hätte zur Herbeiführung einer kühleren Temperatur genügt, aber ein anderes, das ich schon andeutete, kam hinzu: die ganze Haltung der Kugler-Gruppe, zu deren Geschmack und ästhetisch verfeinerter Anschauungsweise weder der im Tunnel zahlreich vertretene Adel noch die Kaufmannschaft aller Arten und Grade so recht paßte. Kugler und Eggers waren weltmännisch genug, das, was sie von der Majorität schied, einigermaßen zu cachieren; der ganz jugendliche Heyse aber, der, in übrigens entzückendster Weise, das Gefühl hatte: "Mir gehört die Welt, und ich habe nicht Lust, nun, das war außer Frage, das ließ jeder gelten. Aber so gewiß man es gelten ließ, so gewiß empfand man auch: „Ja, dies Talent, so groß es sein mag, ist doch nicht unser Talent.“ Im ganzen war der Tunnel, trotz seines gelegentlich stark hervortretenden Freisinns, doch von jener altpreußischen Art, darin der Konservatismus in erster Reihe mitspricht, und so hörte man denn bald wieder lieber von Hohenfriedberg und dem Zietenritt, von Ligny und Waterloo. Heyse hatte die Form, war glänzend, aber das eigentliche Tunneltalent, weil dem Wesen des Tunnels entsprechend, war und blieb doch Scherenberg. Und so kehrte man denn, nach kurzer Untreue, zu den alten Göttern zurück. Diese rein litterarische Stellungnahme hätte zur Herbeiführung einer kühleren Temperatur genügt, aber ein anderes, das ich schon andeutete, kam hinzu: die ganze Haltung der Kugler-Gruppe, zu deren Geschmack und ästhetisch verfeinerter Anschauungsweise weder der im Tunnel zahlreich vertretene Adel noch die Kaufmannschaft aller Arten und Grade so recht paßte. Kugler und Eggers waren weltmännisch genug, das, was sie von der Majorität schied, einigermaßen zu cachieren; der ganz jugendliche Heyse aber, der, in übrigens entzückendster Weise, das Gefühl hatte: „Mir gehört die Welt, und ich habe nicht Lust, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0315" n="306"/> nun, das war außer Frage, das ließ jeder gelten. Aber so gewiß man es gelten ließ, so gewiß empfand man auch: „Ja, dies Talent, so groß es sein mag, ist doch nicht <hi rendition="#g">unser</hi> Talent.“ Im ganzen war der Tunnel, trotz seines gelegentlich stark hervortretenden Freisinns, doch von jener altpreußischen Art, darin der Konservatismus in erster Reihe mitspricht, und so hörte man denn bald wieder lieber von Hohenfriedberg und dem Zietenritt, von Ligny und Waterloo. Heyse hatte die Form, war glänzend, aber das eigentliche Tunneltalent, weil dem Wesen des Tunnels entsprechend, war und blieb doch Scherenberg. Und so kehrte man denn, nach kurzer Untreue, zu den alten Göttern zurück.</p><lb/> <p>Diese rein litterarische Stellungnahme hätte zur Herbeiführung einer kühleren Temperatur genügt, aber ein anderes, das ich schon andeutete, kam hinzu: die ganze Haltung der Kugler-Gruppe, zu deren Geschmack und ästhetisch verfeinerter Anschauungsweise weder der im Tunnel zahlreich vertretene Adel noch die Kaufmannschaft aller Arten und Grade so recht paßte. Kugler und Eggers waren weltmännisch genug, das, was sie von der Majorität schied, einigermaßen zu cachieren; der ganz jugendliche Heyse aber, der, in übrigens entzückendster Weise, das Gefühl hatte: „<hi rendition="#g">Mir</hi> gehört die Welt, und ich habe nicht Lust,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0315]
nun, das war außer Frage, das ließ jeder gelten. Aber so gewiß man es gelten ließ, so gewiß empfand man auch: „Ja, dies Talent, so groß es sein mag, ist doch nicht unser Talent.“ Im ganzen war der Tunnel, trotz seines gelegentlich stark hervortretenden Freisinns, doch von jener altpreußischen Art, darin der Konservatismus in erster Reihe mitspricht, und so hörte man denn bald wieder lieber von Hohenfriedberg und dem Zietenritt, von Ligny und Waterloo. Heyse hatte die Form, war glänzend, aber das eigentliche Tunneltalent, weil dem Wesen des Tunnels entsprechend, war und blieb doch Scherenberg. Und so kehrte man denn, nach kurzer Untreue, zu den alten Göttern zurück.
Diese rein litterarische Stellungnahme hätte zur Herbeiführung einer kühleren Temperatur genügt, aber ein anderes, das ich schon andeutete, kam hinzu: die ganze Haltung der Kugler-Gruppe, zu deren Geschmack und ästhetisch verfeinerter Anschauungsweise weder der im Tunnel zahlreich vertretene Adel noch die Kaufmannschaft aller Arten und Grade so recht paßte. Kugler und Eggers waren weltmännisch genug, das, was sie von der Majorität schied, einigermaßen zu cachieren; der ganz jugendliche Heyse aber, der, in übrigens entzückendster Weise, das Gefühl hatte: „Mir gehört die Welt, und ich habe nicht Lust,
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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