Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.des Tunnels zu, die nach Namen und Beruf, schon Eingangs von mir aufgezählt wurden. Ueber einige: Scherenberg, Friedberg, Wiedmann, Orelli, Schramm, habe ich schon vor Jahren in meinem Buche: "Christian Friedrich Scherenberg" gesprochen, weshalb alle diese hier übergangen werden sollen. In Betreff anderer, was ich hier auch vorauszuschicken habe, könnte es freilich auffallen, daß ich Berühmtheiten - fast mit alleiniger Ausnahme von Storm - verhältnismäßig kurz, Unberühmtere dagegen oder selbst völlig ungekannt Gebliebene mit einer gewissen Ausführlichkeit behandelt habe*). Manchem wird dies *) Der den verschiedenen Personen zugeteilte Raum ist also sehr verschieden bemessen; aber ob kurz oder lang, überall bin ich darauf ausgewesen, mehr das Menschliche als das Litterarische zu betonen. Daher die vielen kleinen Anekdoten und Geschichten, die sich aller Orten eingestreut finden. Ich mag darin an mehr als einer Stelle zu weit gegangen sein; aber auch wenn dies der Fall sein sollte, scheint mir ein solches Zuviel immer noch ein Vorzug gegen die bloße Kunstbetrachtung. Wer diese haben will, leistet sich das am besten selbst, wenn er an die ja jedem zugänglichen Werke mit eigenem Auge und Urteil herantritt. Also, so sagte ich, ich habe das Menschliche betont, was andeuten soll, ich bin an Schwächen, Sonderbarkeiten und selbst Ridiculismen nicht vorbei gegangen. All' dergleichen gehört nun einmal mit dazu. "Das protestantische Volk" - so schrieb ich an anderer Stelle -, "verlangt eben keine Heiligen und Idealgestalten, eher das Gegenteil; es verlangt Menschen und alle seine Lieblingsfiguren: Friedrich
des Tunnels zu, die nach Namen und Beruf, schon Eingangs von mir aufgezählt wurden. Ueber einige: Scherenberg, Friedberg, Wiedmann, Orelli, Schramm, habe ich schon vor Jahren in meinem Buche: „Christian Friedrich Scherenberg“ gesprochen, weshalb alle diese hier übergangen werden sollen. In Betreff anderer, was ich hier auch vorauszuschicken habe, könnte es freilich auffallen, daß ich Berühmtheiten – fast mit alleiniger Ausnahme von Storm – verhältnismäßig kurz, Unberühmtere dagegen oder selbst völlig ungekannt Gebliebene mit einer gewissen Ausführlichkeit behandelt habe*). Manchem wird dies *) Der den verschiedenen Personen zugeteilte Raum ist also sehr verschieden bemessen; aber ob kurz oder lang, überall bin ich darauf ausgewesen, mehr das Menschliche als das Litterarische zu betonen. Daher die vielen kleinen Anekdoten und Geschichten, die sich aller Orten eingestreut finden. Ich mag darin an mehr als einer Stelle zu weit gegangen sein; aber auch wenn dies der Fall sein sollte, scheint mir ein solches Zuviel immer noch ein Vorzug gegen die bloße Kunstbetrachtung. Wer diese haben will, leistet sich das am besten selbst, wenn er an die ja jedem zugänglichen Werke mit eigenem Auge und Urteil herantritt. Also, so sagte ich, ich habe das Menschliche betont, was andeuten soll, ich bin an Schwächen, Sonderbarkeiten und selbst Ridiculismen nicht vorbei gegangen. All’ dergleichen gehört nun einmal mit dazu. „Das protestantische Volk“ – so schrieb ich an anderer Stelle –, „verlangt eben keine Heiligen und Idealgestalten, eher das Gegenteil; es verlangt Menschen und alle seine Lieblingsfiguren: Friedrich
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des Tunnels zu, die nach Namen und Beruf, schon Eingangs von mir aufgezählt wurden. Ueber einige: Scherenberg, Friedberg, Wiedmann, Orelli, Schramm, habe ich schon vor Jahren in meinem Buche: „Christian Friedrich Scherenberg“ gesprochen, weshalb alle diese hier übergangen werden sollen. In Betreff anderer, was ich hier auch vorauszuschicken habe, könnte es freilich auffallen, daß ich Berühmtheiten – fast mit alleiniger Ausnahme von Storm – verhältnismäßig kurz, Unberühmtere dagegen oder selbst völlig ungekannt Gebliebene mit einer gewissen Ausführlichkeit behandelt habe *). Manchem wird dies
*) Der den verschiedenen Personen zugeteilte Raum ist also sehr verschieden bemessen; aber ob kurz oder lang, überall bin ich darauf ausgewesen, mehr das Menschliche als das Litterarische zu betonen. Daher die vielen kleinen Anekdoten und Geschichten, die sich aller Orten eingestreut finden. Ich mag darin an mehr als einer Stelle zu weit gegangen sein; aber auch wenn dies der Fall sein sollte, scheint mir ein solches Zuviel immer noch ein Vorzug gegen die bloße Kunstbetrachtung. Wer diese haben will, leistet sich das am besten selbst, wenn er an die ja jedem zugänglichen Werke mit eigenem Auge und Urteil herantritt. Also, so sagte ich, ich habe das Menschliche betont, was andeuten soll, ich bin an Schwächen, Sonderbarkeiten und selbst Ridiculismen nicht vorbei gegangen. All’ dergleichen gehört nun einmal mit dazu. „Das protestantische Volk“ – so schrieb ich an anderer Stelle –, „verlangt eben keine Heiligen und Idealgestalten, eher das Gegenteil; es verlangt Menschen und alle seine Lieblingsfiguren: Friedrich
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/293>, abgerufen am 23.07.2024. |