Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.Dummheit, Unsinn; ... der Feldwebel war ein Esel, ... dieser reizende junge Mensch!" So hieß es seitens der Vorgesetzten in einem fort und es dauerte denn auch nur wenige Tage, so hatten wir unsren Liebling wieder. Aber er freute sich unsrer Freude doch nur halb; er hatte ein sehr feines Ehrgefühl, zu fein, und konnte die Sache nie ganz überwinden. Die ersten Monate vergingen wie herkömmlich und als wir einexerziert waren, begann der kleine Dienst. Eine bestimmte Zahl von Wachen war für jeden Freiwilligen vorgeschrieben und eine davon ist mir in Erinnerung geblieben und wird es auch bleiben und wenn ich hundert Jahre alt werden sollte. Das war eine Wache im Juni, vielleicht auch Juli, denn die Garden waren schon ausgerückt und mit Ausnahme der auf der "Kommission" arbeitenden Schuster und Schneider, waren für den hauptstädtischen Wachdienst nur Freiwillige da, die man damals noch nicht mit in das Manöver hinausnahm. An einem sehr heißen Tage zogen wir denn auch, wohl dreißig oder vierzig Mann stark, auf die Neue Wache, lauter Freiwillige von allen drei Bataillonen. Ein schneidiger älterer Offizier war auserwählt, uns in Ordnung zu halten. Dummheit, Unsinn; … der Feldwebel war ein Esel, … dieser reizende junge Mensch!“ So hieß es seitens der Vorgesetzten in einem fort und es dauerte denn auch nur wenige Tage, so hatten wir unsren Liebling wieder. Aber er freute sich unsrer Freude doch nur halb; er hatte ein sehr feines Ehrgefühl, zu fein, und konnte die Sache nie ganz überwinden. Die ersten Monate vergingen wie herkömmlich und als wir einexerziert waren, begann der kleine Dienst. Eine bestimmte Zahl von Wachen war für jeden Freiwilligen vorgeschrieben und eine davon ist mir in Erinnerung geblieben und wird es auch bleiben und wenn ich hundert Jahre alt werden sollte. Das war eine Wache im Juni, vielleicht auch Juli, denn die Garden waren schon ausgerückt und mit Ausnahme der auf der „Kommission“ arbeitenden Schuster und Schneider, waren für den hauptstädtischen Wachdienst nur Freiwillige da, die man damals noch nicht mit in das Manöver hinausnahm. An einem sehr heißen Tage zogen wir denn auch, wohl dreißig oder vierzig Mann stark, auf die Neue Wache, lauter Freiwillige von allen drei Bataillonen. Ein schneidiger älterer Offizier war auserwählt, uns in Ordnung zu halten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="217"/> Dummheit, Unsinn; … der Feldwebel war ein Esel, … dieser reizende junge Mensch!“ So hieß es seitens der Vorgesetzten in einem fort und es dauerte denn auch nur wenige Tage, so hatten wir unsren Liebling wieder. Aber er freute sich unsrer Freude doch nur halb; er hatte ein sehr feines Ehrgefühl, zu fein, und konnte die Sache nie ganz überwinden. </p><lb/> <p>Die ersten Monate vergingen wie herkömmlich und als wir einexerziert waren, begann der kleine Dienst. Eine bestimmte Zahl von Wachen war für jeden Freiwilligen vorgeschrieben und eine davon ist mir in Erinnerung geblieben und wird es auch bleiben und wenn ich hundert Jahre alt werden sollte.</p><lb/> <p>Das war eine Wache im Juni, vielleicht auch Juli, denn die Garden waren schon ausgerückt und mit Ausnahme der auf der „Kommission“ arbeitenden Schuster und Schneider, waren für den hauptstädtischen Wachdienst nur Freiwillige da, die man damals noch nicht mit in das Manöver hinausnahm.</p><lb/> <p>An einem sehr heißen Tage zogen wir denn auch, wohl dreißig oder vierzig Mann stark, auf die Neue Wache, lauter Freiwillige von allen drei Bataillonen. Ein schneidiger älterer Offizier war auserwählt, uns in Ordnung zu halten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0226]
Dummheit, Unsinn; … der Feldwebel war ein Esel, … dieser reizende junge Mensch!“ So hieß es seitens der Vorgesetzten in einem fort und es dauerte denn auch nur wenige Tage, so hatten wir unsren Liebling wieder. Aber er freute sich unsrer Freude doch nur halb; er hatte ein sehr feines Ehrgefühl, zu fein, und konnte die Sache nie ganz überwinden.
Die ersten Monate vergingen wie herkömmlich und als wir einexerziert waren, begann der kleine Dienst. Eine bestimmte Zahl von Wachen war für jeden Freiwilligen vorgeschrieben und eine davon ist mir in Erinnerung geblieben und wird es auch bleiben und wenn ich hundert Jahre alt werden sollte.
Das war eine Wache im Juni, vielleicht auch Juli, denn die Garden waren schon ausgerückt und mit Ausnahme der auf der „Kommission“ arbeitenden Schuster und Schneider, waren für den hauptstädtischen Wachdienst nur Freiwillige da, die man damals noch nicht mit in das Manöver hinausnahm.
An einem sehr heißen Tage zogen wir denn auch, wohl dreißig oder vierzig Mann stark, auf die Neue Wache, lauter Freiwillige von allen drei Bataillonen. Ein schneidiger älterer Offizier war auserwählt, uns in Ordnung zu halten.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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