Louis Napoleon unterhielt. Ich hob alles hervor, was diesem im eigenen Lande vorgeworfen wurde, worauf mein vis-a-vis mir antwortete: "ja, das sagt man und es wird wohl auch richtig sein; aber gegen uns war er gut." Diese Worte drängen sich mir in dem Augenblick, in dem ich über Onkel August - der die Hauptperson in dem Drama ist - berichten will, wieder auf und auch ich sage mit dem Gensdarmerie-Brigadier: "gegen mich war er gut".
Aber freilich daneben ...!
Onkel August war 1804 aus einer zweiten Ehe meines Großvaters - der immer sehr verständig heiratete und es schließlich bis auf drei Frauen brachte - geboren. Eben dieser Großvater, Pierre Barthelemy, von dem ich an andrer Stelle - in dem Buche "Meine Kinderjahre" - manches erzählt habe, war bei der Geburt dieses jüngsten Sohnes schon beinah fünfzig, Grund genug diesen Jüngsten zu verziehen. Aber dieser Grund war doch nur der kleinere, der größere und verzeihlichere war, daß dieser Spätling ein überaus reizender Junge war, hübsch, heiter, gutmütig, talentvoll. Er hatte was, um dessentwegen ihm alle Welt gern zu
Louis Napoleon unterhielt. Ich hob alles hervor, was diesem im eigenen Lande vorgeworfen wurde, worauf mein vis-à-vis mir antwortete: „ja, das sagt man und es wird wohl auch richtig sein; aber gegen uns war er gut.“ Diese Worte drängen sich mir in dem Augenblick, in dem ich über Onkel August – der die Hauptperson in dem Drama ist – berichten will, wieder auf und auch ich sage mit dem Gensdarmerie-Brigadier: „gegen mich war er gut“.
Aber freilich daneben …!
Onkel August war 1804 aus einer zweiten Ehe meines Großvaters – der immer sehr verständig heiratete und es schließlich bis auf drei Frauen brachte – geboren. Eben dieser Großvater, Pierre Barthélemy, von dem ich an andrer Stelle – in dem Buche „Meine Kinderjahre“ – manches erzählt habe, war bei der Geburt dieses jüngsten Sohnes schon beinah fünfzig, Grund genug diesen Jüngsten zu verziehen. Aber dieser Grund war doch nur der kleinere, der größere und verzeihlichere war, daß dieser Spätling ein überaus reizender Junge war, hübsch, heiter, gutmütig, talentvoll. Er hatte was, um dessentwegen ihm alle Welt gern zu
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Louis Napoleon unterhielt. Ich hob alles hervor, was diesem im eigenen Lande vorgeworfen wurde, worauf mein <hirendition="#aq">vis-à-vis</hi> mir antwortete: „ja, das sagt man und es wird wohl auch richtig sein; aber <hirendition="#g"><hirendition="#g"/>gegen uns</hi> war er gut.“ Diese Worte drängen sich mir in dem Augenblick, in dem ich über Onkel August – der die Hauptperson in dem Drama ist – berichten will, wieder auf und auch ich sage mit dem Gensdarmerie-Brigadier: „gegen mich war er gut“.</p><lb/><p>Aber freilich daneben …!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Onkel August war 1804 aus einer zweiten Ehe meines Großvaters – der immer sehr verständig heiratete und es schließlich bis auf drei Frauen brachte – geboren. Eben dieser Großvater, Pierre Barthélemy, von dem ich an andrer Stelle – in dem Buche „Meine Kinderjahre“– manches erzählt habe, war bei der Geburt dieses jüngsten Sohnes schon beinah fünfzig, Grund genug diesen Jüngsten zu verziehen. Aber dieser Grund war doch nur der kleinere, der größere und verzeihlichere war, daß dieser Spätling ein überaus reizender Junge war, hübsch, heiter, gutmütig, talentvoll. Er hatte was, um dessentwegen ihm alle Welt gern zu<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Louis Napoleon unterhielt. Ich hob alles hervor, was diesem im eigenen Lande vorgeworfen wurde, worauf mein vis-à-vis mir antwortete: „ja, das sagt man und es wird wohl auch richtig sein; aber gegen uns war er gut.“ Diese Worte drängen sich mir in dem Augenblick, in dem ich über Onkel August – der die Hauptperson in dem Drama ist – berichten will, wieder auf und auch ich sage mit dem Gensdarmerie-Brigadier: „gegen mich war er gut“.
Aber freilich daneben …!
Onkel August war 1804 aus einer zweiten Ehe meines Großvaters – der immer sehr verständig heiratete und es schließlich bis auf drei Frauen brachte – geboren. Eben dieser Großvater, Pierre Barthélemy, von dem ich an andrer Stelle – in dem Buche „Meine Kinderjahre“ – manches erzählt habe, war bei der Geburt dieses jüngsten Sohnes schon beinah fünfzig, Grund genug diesen Jüngsten zu verziehen. Aber dieser Grund war doch nur der kleinere, der größere und verzeihlichere war, daß dieser Spätling ein überaus reizender Junge war, hübsch, heiter, gutmütig, talentvoll. Er hatte was, um dessentwegen ihm alle Welt gern zu
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/178>, abgerufen am 23.07.2024.
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