dahin gekommen? Emeute, Krawall. Und das im Lande Preußen, unter den Augen Seiner Majestät."
"Und speziell uns wird man für diese Ge¬ schehnisse verantwortlich machen," unterbrach Alvensleben, "speziell uns von den Gensdarmes. Man weiß, daß wir diese Liebedienerei gegen Frankreich mißbilligen, von der wir schließlich nichts haben als gestohlene Provinzen. Alle Welt weiß, wie wir dazu stehen, auch bei Hofe weiß mans, und man wird nicht säumen, uns diese Zusammenrottung in die Schuh zu schieben."
"Ein Anblick für Götter," sagte Sander. "Das Regiment Gensdarmes unter Anklage von Hochver¬ rat und Krawall."
"Und nicht mit Unrecht," fuhr Bülow in jetzt wirklicher Erregung dazwischen. "Nicht mit Unrecht, sag' ich. Und das witzeln Sie nicht fort, Sander. Warum führen die Herren, die jeden Tag klüger sein wollen, als der König und seine Minister, warum führen sie diese Sprache? Warum politisieren sie? Ob eine Truppe politisieren darf, stehe dahin, aber wenn sie politisiert, so politisiere sie wenigstens rich¬ tig. Endlich sind wir jetzt auf dem rechten Weg, endlich stehen wir da, wo wir von Anfang an hätten stehen sollen, endlich hat Seine Majestät den Vor¬ stellungen der Vernunft Gehör gegeben und was ge¬ schieht? Unsere Herren Offiziere, deren drittes Wort
dahin gekommen? Emeute, Krawall. Und das im Lande Preußen, unter den Augen Seiner Majeſtät.“
„Und ſpeziell uns wird man für dieſe Ge¬ ſchehniſſe verantwortlich machen,“ unterbrach Alvensleben, „ſpeziell uns von den Gensdarmes. Man weiß, daß wir dieſe Liebedienerei gegen Frankreich mißbilligen, von der wir ſchließlich nichts haben als geſtohlene Provinzen. Alle Welt weiß, wie wir dazu ſtehen, auch bei Hofe weiß mans, und man wird nicht ſäumen, uns dieſe Zuſammenrottung in die Schuh zu ſchieben.“
„Ein Anblick für Götter,“ ſagte Sander. „Das Regiment Gensdarmes unter Anklage von Hochver¬ rat und Krawall.“
„Und nicht mit Unrecht,“ fuhr Bülow in jetzt wirklicher Erregung dazwiſchen. „Nicht mit Unrecht, ſag' ich. Und das witzeln Sie nicht fort, Sander. Warum führen die Herren, die jeden Tag klüger ſein wollen, als der König und ſeine Miniſter, warum führen ſie dieſe Sprache? Warum politiſieren ſie? Ob eine Truppe politiſieren darf, ſtehe dahin, aber wenn ſie politiſiert, ſo politiſiere ſie wenigſtens rich¬ tig. Endlich ſind wir jetzt auf dem rechten Weg, endlich ſtehen wir da, wo wir von Anfang an hätten ſtehen ſollen, endlich hat Seine Majeſtät den Vor¬ ſtellungen der Vernunft Gehör gegeben und was ge¬ ſchieht? Unſere Herren Offiziere, deren drittes Wort
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dahin gekommen? Emeute, Krawall. Und das im
Lande Preußen, unter den Augen Seiner Majeſtät.“
„Und ſpeziell uns wird man für dieſe Ge¬
ſchehniſſe verantwortlich machen,“ unterbrach Alvensleben,
„ſpeziell uns von den Gensdarmes. Man weiß, daß
wir dieſe Liebedienerei gegen Frankreich mißbilligen,
von der wir ſchließlich nichts haben als geſtohlene
Provinzen. Alle Welt weiß, wie wir dazu ſtehen,
auch bei Hofe weiß mans, und man wird nicht
ſäumen, uns dieſe Zuſammenrottung in die Schuh zu
ſchieben.“
„Ein Anblick für Götter,“ ſagte Sander. „Das
Regiment Gensdarmes unter Anklage von Hochver¬
rat und Krawall.“
„Und nicht mit Unrecht,“ fuhr Bülow in jetzt
wirklicher Erregung dazwiſchen. „Nicht mit Unrecht,
ſag' ich. Und das witzeln Sie nicht fort, Sander.
Warum führen die Herren, die jeden Tag klüger ſein
wollen, als der König und ſeine Miniſter, warum
führen ſie dieſe Sprache? Warum politiſieren ſie?
Ob eine Truppe politiſieren darf, ſtehe dahin, aber
wenn ſie politiſiert, ſo politiſiere ſie wenigſtens rich¬
tig. Endlich ſind wir jetzt auf dem rechten Weg,
endlich ſtehen wir da, wo wir von Anfang an hätten
ſtehen ſollen, endlich hat Seine Majeſtät den Vor¬
ſtellungen der Vernunft Gehör gegeben und was ge¬
ſchieht? Unſere Herren Offiziere, deren drittes Wort
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/20>, abgerufen am 22.07.2024.
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