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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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"Schach."

"Er wird ablehnen."

"Nicht doch," krähte Zieten, der gegen den schö¬
nen, ihm bei mehr als einer Gelegenheit vorgezogenen
Schach eine Spezialmalice hegte: "wie kann man Schach
so verkennen! Ich kenn ihn besser. Er wird es frei¬
lich eine halbe Stunde lang beklagen, sich hohe Backen¬
knochen auflegen und sein Normal-Oval in eine bäurische
tete carre verwandeln zu müssen. Aber schließlich
wird er Eitelkeit gegen Eitelkeit setzen, und seinen Lohn
darin finden, auf 24 Stunden der Held des Tages
zu sein."

Ehe Zieten noch ausgesprochen hatte, war von
der Wache her ein Gefreiter eingetreten, um ein an
Nostitz adressiertes Schreiben abzugeben."

"Ah, lupus in fabula."

"Von Schach?"

"Ja!"

"Lesen, lesen!"

Und Nostitz erbrach den Brief und las. "Ich
bitte Sie, lieber Nostitz, bei der mutmaßlich in eben
diesem Augenblicke stattfindenden Versammlung unsrer
jungen Offiziere, meinen Vermittler und wenn nötig,
auch meinen Anwalt machen zu wollen. Ich habe
das Zirkular erhalten, und war anfänglich gewillt zu
kommen. Inzwischen aber ist mir mittgeteilt worden,
um was es sich aller Wahrscheinlichkeit nach handeln

„Schach.“

„Er wird ablehnen.“

„Nicht doch,“ krähte Zieten, der gegen den ſchö¬
nen, ihm bei mehr als einer Gelegenheit vorgezogenen
Schach eine Spezialmalice hegte: „wie kann man Schach
ſo verkennen! Ich kenn ihn beſſer. Er wird es frei¬
lich eine halbe Stunde lang beklagen, ſich hohe Backen¬
knochen auflegen und ſein Normal-Oval in eine bäuriſche
tête carré verwandeln zu müſſen. Aber ſchließlich
wird er Eitelkeit gegen Eitelkeit ſetzen, und ſeinen Lohn
darin finden, auf 24 Stunden der Held des Tages
zu ſein.“

Ehe Zieten noch ausgeſprochen hatte, war von
der Wache her ein Gefreiter eingetreten, um ein an
Noſtitz adreſſiertes Schreiben abzugeben.“

„Ah, lupus in fabula.“

„Von Schach?“

„Ja!“

„Leſen, leſen!“

Und Noſtitz erbrach den Brief und las. „Ich
bitte Sie, lieber Noſtitz, bei der mutmaßlich in eben
dieſem Augenblicke ſtattfindenden Verſammlung unſrer
jungen Offiziere, meinen Vermittler und wenn nötig,
auch meinen Anwalt machen zu wollen. Ich habe
das Zirkular erhalten, und war anfänglich gewillt zu
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[122/0134] „Schach.“ „Er wird ablehnen.“ „Nicht doch,“ krähte Zieten, der gegen den ſchö¬ nen, ihm bei mehr als einer Gelegenheit vorgezogenen Schach eine Spezialmalice hegte: „wie kann man Schach ſo verkennen! Ich kenn ihn beſſer. Er wird es frei¬ lich eine halbe Stunde lang beklagen, ſich hohe Backen¬ knochen auflegen und ſein Normal-Oval in eine bäuriſche tête carré verwandeln zu müſſen. Aber ſchließlich wird er Eitelkeit gegen Eitelkeit ſetzen, und ſeinen Lohn darin finden, auf 24 Stunden der Held des Tages zu ſein.“ Ehe Zieten noch ausgeſprochen hatte, war von der Wache her ein Gefreiter eingetreten, um ein an Noſtitz adreſſiertes Schreiben abzugeben.“ „Ah, lupus in fabula.“ „Von Schach?“ „Ja!“ „Leſen, leſen!“ Und Noſtitz erbrach den Brief und las. „Ich bitte Sie, lieber Noſtitz, bei der mutmaßlich in eben dieſem Augenblicke ſtattfindenden Verſammlung unſrer jungen Offiziere, meinen Vermittler und wenn nötig, auch meinen Anwalt machen zu wollen. Ich habe das Zirkular erhalten, und war anfänglich gewillt zu kommen. Inzwiſchen aber iſt mir mittgeteilt worden, um was es ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach handeln

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/134>, abgerufen am 22.11.2024.