Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.Graf Angus wollte sich vergewissern was die Hamiltons vorhätten, ob Berathung oder Gewalt, und von wenigen Anhängern gefolgt, kam er jetzt eine der schmalen Gassen herab, die von High-Street bergab nach Cowgate führen, hielt sich links und trat in das Haus des Bischofs von Dunkeld. Der damalige Bischof von Dunkeld war Gawain Douglas, ein Onkel und Parteigenosse des Angus. Sie hatten ein kurzes Gespräch miteinander, worin Angus dem Bischof seine Befürchtungen mittheilte, dann trat dieser aus seinem Hause, schritt dem gegenüber gelegenen Palaste seines Kirchenfürsten zu und fragte den an langer Tafel sitzenden Erzbischof: "Erzbischof Beaton, was habt Ihr vor?" " Auf mein Gewissen", erwiederte dieser, "ich weiß von nichts." Dabei schlug er mit der Hand an die Brust, um seine Aussage zu bekräftigen. Unter dem priesterlichen Kleide aber trug er einen Harnisch, den er Kampfes wegen bereits angelegt hatte. Gawain Douglas hörte und verstand den Klang und antwortete kurz: "Euer Gewissen klingt hohl." Er kehrte über die Straße zurück, wo Graf Angus seiner wartete. Nachdem er erzählt hatte was ihm begegnet war, setzte er hinzu: "Du siehst, Angus, es gilt Kampf; raffe zusammen was Du an Leuten hast und vor allem sei rasch." Diese letzte Mahnung war nicht in den Wind gesprochen. In weniger als einer halben Stunde standen die Douglas, festgegliedert, eine compacte Masse, auf der High-Street von Edinburg zusammen und begannen in voller Breite die Straße Graf Angus wollte sich vergewissern was die Hamiltons vorhätten, ob Berathung oder Gewalt, und von wenigen Anhängern gefolgt, kam er jetzt eine der schmalen Gassen herab, die von High-Street bergab nach Cowgate führen, hielt sich links und trat in das Haus des Bischofs von Dunkeld. Der damalige Bischof von Dunkeld war Gawain Douglas, ein Onkel und Parteigenosse des Angus. Sie hatten ein kurzes Gespräch miteinander, worin Angus dem Bischof seine Befürchtungen mittheilte, dann trat dieser aus seinem Hause, schritt dem gegenüber gelegenen Palaste seines Kirchenfürsten zu und fragte den an langer Tafel sitzenden Erzbischof: „Erzbischof Beaton, was habt Ihr vor?“ „ Auf mein Gewissen“, erwiederte dieser, „ich weiß von nichts.“ Dabei schlug er mit der Hand an die Brust, um seine Aussage zu bekräftigen. Unter dem priesterlichen Kleide aber trug er einen Harnisch, den er Kampfes wegen bereits angelegt hatte. Gawain Douglas hörte und verstand den Klang und antwortete kurz: „Euer Gewissen klingt hohl.“ Er kehrte über die Straße zurück, wo Graf Angus seiner wartete. Nachdem er erzählt hatte was ihm begegnet war, setzte er hinzu: „Du siehst, Angus, es gilt Kampf; raffe zusammen was Du an Leuten hast und vor allem sei rasch.“ Diese letzte Mahnung war nicht in den Wind gesprochen. In weniger als einer halben Stunde standen die Douglas, festgegliedert, eine compacte Masse, auf der High-Street von Edinburg zusammen und begannen in voller Breite die Straße <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0090" n="76"/> Graf Angus wollte sich vergewissern was die Hamiltons vorhätten, ob Berathung oder Gewalt, und von wenigen Anhängern gefolgt, kam er jetzt eine der schmalen Gassen herab, die von High-Street bergab nach Cowgate führen, hielt sich links und trat in das Haus des Bischofs von Dunkeld. Der damalige Bischof von Dunkeld war Gawain Douglas, ein Onkel und Parteigenosse des Angus. Sie hatten ein kurzes Gespräch miteinander, worin Angus dem Bischof seine Befürchtungen mittheilte, dann trat dieser aus seinem Hause, schritt dem gegenüber gelegenen Palaste seines Kirchenfürsten zu und fragte den an langer Tafel sitzenden Erzbischof: „Erzbischof Beaton, was habt Ihr vor?“ „ <hi rendition="#g">Auf mein Gewissen</hi>“, erwiederte dieser, „<hi rendition="#g">ich weiß von nichts</hi>.“ Dabei schlug er mit der Hand an die Brust, um seine Aussage zu bekräftigen. Unter dem priesterlichen Kleide aber trug er einen Harnisch, den er Kampfes wegen bereits angelegt hatte. Gawain Douglas hörte und verstand den Klang und antwortete kurz: „Euer Gewissen klingt hohl.“ Er kehrte über die Straße zurück, wo Graf Angus seiner wartete. Nachdem er erzählt hatte was ihm begegnet war, setzte er hinzu: „Du siehst, Angus, es gilt Kampf; raffe zusammen was Du an Leuten hast und vor allem sei rasch.“ Diese letzte Mahnung war nicht in den Wind gesprochen. In weniger als einer halben Stunde standen die Douglas, festgegliedert, eine compacte Masse, auf der High-Street von Edinburg zusammen und begannen in voller Breite <hi rendition="#g">die Straße<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0090]
Graf Angus wollte sich vergewissern was die Hamiltons vorhätten, ob Berathung oder Gewalt, und von wenigen Anhängern gefolgt, kam er jetzt eine der schmalen Gassen herab, die von High-Street bergab nach Cowgate führen, hielt sich links und trat in das Haus des Bischofs von Dunkeld. Der damalige Bischof von Dunkeld war Gawain Douglas, ein Onkel und Parteigenosse des Angus. Sie hatten ein kurzes Gespräch miteinander, worin Angus dem Bischof seine Befürchtungen mittheilte, dann trat dieser aus seinem Hause, schritt dem gegenüber gelegenen Palaste seines Kirchenfürsten zu und fragte den an langer Tafel sitzenden Erzbischof: „Erzbischof Beaton, was habt Ihr vor?“ „ Auf mein Gewissen“, erwiederte dieser, „ich weiß von nichts.“ Dabei schlug er mit der Hand an die Brust, um seine Aussage zu bekräftigen. Unter dem priesterlichen Kleide aber trug er einen Harnisch, den er Kampfes wegen bereits angelegt hatte. Gawain Douglas hörte und verstand den Klang und antwortete kurz: „Euer Gewissen klingt hohl.“ Er kehrte über die Straße zurück, wo Graf Angus seiner wartete. Nachdem er erzählt hatte was ihm begegnet war, setzte er hinzu: „Du siehst, Angus, es gilt Kampf; raffe zusammen was Du an Leuten hast und vor allem sei rasch.“ Diese letzte Mahnung war nicht in den Wind gesprochen. In weniger als einer halben Stunde standen die Douglas, festgegliedert, eine compacte Masse, auf der High-Street von Edinburg zusammen und begannen in voller Breite die Straße
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/90>, abgerufen am 22.07.2024. |