Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.rück, und sammelten dann Zweige, um mit Hülfe von Reisigbündeln ein allererstes Hospiz zu errichten. Ihre Wohnplätze waren bloße Wigwams, und selbst ihre Kirchen, etwa unsern Blockhäusern entsprechend, waren aus Eichenstämmen zusammengefügt. Sie nannten sich "Culdee's", was nach der Meinung der Gälen "zurückgezogene Leute" bedeutet. In derselben Weise wie ihr Meister St. Patrick zählten sie sich zur griechischen und nicht zur römischen Kirche, zu der sie mehr denn einmal eine feindliche Stellung einnahmen. St. Columban starb 595. Erst zwei Jahre später (597) betrat der heilige Augustin, als Apostel Roms, die südenglische Küste, um die heidnischen Angelsachsen seiner Lehre zu unterwerfen, und begann nun von Süden her das römische Christenthum nordwärts zu tragen, während die Nachfolger Columbans ihr griechisches Christenthum von Norden nach Süden trugen. Im Lauf der Jahrhunderte erfolgte endlich der Zusammenstoß, in dem die Culdee's völlig unterlagen. Diese Niederlage erfolgte aber nicht vor Anfang oder Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Etwa um dieselbe Zeit wurde auch Iona ein römischer Bischofssitz. Die Glanztage der Insel waren nun vorüber. Wohl wurden Klöster und Kathedralen errichtet, stattliche Bauten, die sich bis diesen Tag erhalten haben, aber die alte Bedeutung Iona's, als erste Pflanzstätte des Christenthums im hohen Norden, war dahin. Die besondere Heiligkeit seines Bodens, an die Schottland und rück, und sammelten dann Zweige, um mit Hülfe von Reisigbündeln ein allererstes Hospiz zu errichten. Ihre Wohnplätze waren bloße Wigwams, und selbst ihre Kirchen, etwa unsern Blockhäusern entsprechend, waren aus Eichenstämmen zusammengefügt. Sie nannten sich „Culdee’s“, was nach der Meinung der Gälen „zurückgezogene Leute“ bedeutet. In derselben Weise wie ihr Meister St. Patrick zählten sie sich zur griechischen und nicht zur römischen Kirche, zu der sie mehr denn einmal eine feindliche Stellung einnahmen. St. Columban starb 595. Erst zwei Jahre später (597) betrat der heilige Augustin, als Apostel Roms, die südenglische Küste, um die heidnischen Angelsachsen seiner Lehre zu unterwerfen, und begann nun von Süden her das römische Christenthum nordwärts zu tragen, während die Nachfolger Columbans ihr griechisches Christenthum von Norden nach Süden trugen. Im Lauf der Jahrhunderte erfolgte endlich der Zusammenstoß, in dem die Culdee’s völlig unterlagen. Diese Niederlage erfolgte aber nicht vor Anfang oder Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Etwa um dieselbe Zeit wurde auch Iona ein römischer Bischofssitz. Die Glanztage der Insel waren nun vorüber. Wohl wurden Klöster und Kathedralen errichtet, stattliche Bauten, die sich bis diesen Tag erhalten haben, aber die alte Bedeutung Iona’s, als erste Pflanzstätte des Christenthums im hohen Norden, war dahin. Die besondere Heiligkeit seines Bodens, an die Schottland und <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0302" n="288"/> rück, und <hi rendition="#g">sammelten dann Zweige, um mit Hülfe von Reisigbündeln ein allererstes Hospiz zu errichten</hi>. Ihre Wohnplätze waren bloße Wigwams, und selbst ihre Kirchen, etwa unsern Blockhäusern entsprechend, waren aus Eichenstämmen zusammengefügt. Sie nannten sich „Culdee’s“, was nach der Meinung der Gälen „zurückgezogene Leute“ bedeutet. In derselben Weise wie ihr Meister St. Patrick zählten sie sich zur griechischen und nicht zur römischen Kirche, zu der sie mehr denn einmal eine feindliche Stellung einnahmen. St. Columban starb 595.</p><lb/> <p>Erst zwei Jahre später (597) betrat der heilige Augustin, als Apostel <hi rendition="#g">Roms</hi>, die südenglische Küste, um die heidnischen Angelsachsen seiner Lehre zu unterwerfen, und begann nun von Süden her das <hi rendition="#g">römische</hi> Christenthum nordwärts zu tragen, während die Nachfolger Columbans ihr griechisches Christenthum von Norden nach Süden trugen. Im Lauf der Jahrhunderte erfolgte endlich der Zusammenstoß, in dem die Culdee’s völlig unterlagen. Diese Niederlage erfolgte aber nicht vor Anfang oder Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Etwa um dieselbe Zeit wurde auch Iona ein römischer Bischofssitz. Die <hi rendition="#g">Glanztage der Insel waren nun vorüber</hi>. Wohl wurden Klöster und Kathedralen errichtet, stattliche Bauten, die sich bis diesen Tag erhalten haben, aber die alte Bedeutung Iona’s, <hi rendition="#g">als erste Pflanzstätte des Christenthums im hohen Norden</hi>, war dahin. Die besondere Heiligkeit seines Bodens, an die Schottland und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [288/0302]
rück, und sammelten dann Zweige, um mit Hülfe von Reisigbündeln ein allererstes Hospiz zu errichten. Ihre Wohnplätze waren bloße Wigwams, und selbst ihre Kirchen, etwa unsern Blockhäusern entsprechend, waren aus Eichenstämmen zusammengefügt. Sie nannten sich „Culdee’s“, was nach der Meinung der Gälen „zurückgezogene Leute“ bedeutet. In derselben Weise wie ihr Meister St. Patrick zählten sie sich zur griechischen und nicht zur römischen Kirche, zu der sie mehr denn einmal eine feindliche Stellung einnahmen. St. Columban starb 595.
Erst zwei Jahre später (597) betrat der heilige Augustin, als Apostel Roms, die südenglische Küste, um die heidnischen Angelsachsen seiner Lehre zu unterwerfen, und begann nun von Süden her das römische Christenthum nordwärts zu tragen, während die Nachfolger Columbans ihr griechisches Christenthum von Norden nach Süden trugen. Im Lauf der Jahrhunderte erfolgte endlich der Zusammenstoß, in dem die Culdee’s völlig unterlagen. Diese Niederlage erfolgte aber nicht vor Anfang oder Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Etwa um dieselbe Zeit wurde auch Iona ein römischer Bischofssitz. Die Glanztage der Insel waren nun vorüber. Wohl wurden Klöster und Kathedralen errichtet, stattliche Bauten, die sich bis diesen Tag erhalten haben, aber die alte Bedeutung Iona’s, als erste Pflanzstätte des Christenthums im hohen Norden, war dahin. Die besondere Heiligkeit seines Bodens, an die Schottland und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/302 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/302>, abgerufen am 22.07.2024. |