Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.zösische Säbel, unter die sein Hinterkopf während des spanischen Krieges gerieth, haben seiner Laufbahn und seinem Verstand ein rasches und bescheidenes Ziel gesetzt, aber was er bei Astorga an Hirn verloren hat, ist seinem Herzen zu Gute gekommen und er spricht mit Vorliebe von den "Frenchmen", unbekümmert darum, ob sie vor 40 Jahren ihm die Beförderungsleiter abgebrochen haben oder nicht. Nun aber treibt er uns zur Eil und mahnt uns aufzubrechen, um die Stadt, auf die er stolz ist, in ihrer besten Beleuchtung d. h. unter leis bewölktem Himmel zu sehn. Wir folgen seinem Rath und biegen nach rechts hin in die Neustadt ein. Waterloo-Place und Princes-Street bilden eine einzige grade Linie, von der Edinburg in ähnlicher Weise durchschnitten wird, wie etwa Paris von der Rue Rivoli. Die große Mittelader der schottischen Hauptstadt sondert sich gleich auf den ersten Blick in drei Theile von ziemlich gleicher Größe, in zwei Flügel und ein Centrum. Der eine Flügel heißt Waterloo-Place, der andere West-Princes-Street; die halb boulevard- halb platzartige Erweiterung aber, die zwischen beiden liegt, führt den Namen der eigentlichen Princes-Street. Dieser platzartigen Erweiterung gehen wir jetzt entgegen und nehmen in der Mitte derselben unseren Stand, genau da, wo sich das im gothischen Styl ausgeführte, thurmartige Monument Walter Scotts bis zu einer Höhe von 200 Fuß erhebt. Hier halten wir Umschau. Hinter uns die Neustadt mit ihrer Fülle nobler und moderner Bauten, links die pitto- zösische Säbel, unter die sein Hinterkopf während des spanischen Krieges gerieth, haben seiner Laufbahn und seinem Verstand ein rasches und bescheidenes Ziel gesetzt, aber was er bei Astorga an Hirn verloren hat, ist seinem Herzen zu Gute gekommen und er spricht mit Vorliebe von den „Frenchmen“, unbekümmert darum, ob sie vor 40 Jahren ihm die Beförderungsleiter abgebrochen haben oder nicht. Nun aber treibt er uns zur Eil und mahnt uns aufzubrechen, um die Stadt, auf die er stolz ist, in ihrer besten Beleuchtung d. h. unter leis bewölktem Himmel zu sehn. Wir folgen seinem Rath und biegen nach rechts hin in die Neustadt ein. Waterloo-Place und Princes-Street bilden eine einzige grade Linie, von der Edinburg in ähnlicher Weise durchschnitten wird, wie etwa Paris von der Rue Rivoli. Die große Mittelader der schottischen Hauptstadt sondert sich gleich auf den ersten Blick in drei Theile von ziemlich gleicher Größe, in zwei Flügel und ein Centrum. Der eine Flügel heißt Waterloo-Place, der andere West-Princes-Street; die halb boulevard- halb platzartige Erweiterung aber, die zwischen beiden liegt, führt den Namen der eigentlichen Princes-Street. Dieser platzartigen Erweiterung gehen wir jetzt entgegen und nehmen in der Mitte derselben unseren Stand, genau da, wo sich das im gothischen Styl ausgeführte, thurmartige Monument Walter Scotts bis zu einer Höhe von 200 Fuß erhebt. Hier halten wir Umschau. Hinter uns die Neustadt mit ihrer Fülle nobler und moderner Bauten, links die pitto- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0027" n="13"/> zösische Säbel, unter die sein Hinterkopf während des spanischen Krieges gerieth, haben seiner Laufbahn und seinem Verstand ein rasches und bescheidenes Ziel gesetzt, aber was er bei Astorga an Hirn verloren hat, ist seinem Herzen zu Gute gekommen und er spricht mit Vorliebe von den <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">„Frenchmen“</foreign></hi>, unbekümmert darum, ob sie vor 40 Jahren ihm die Beförderungsleiter abgebrochen haben oder nicht. Nun aber treibt er uns zur Eil und mahnt uns aufzubrechen, um die Stadt, auf die er stolz ist, in ihrer besten Beleuchtung d. h. unter leis bewölktem Himmel zu sehn. Wir folgen seinem Rath und biegen nach rechts hin in die Neustadt ein.</p><lb/> <p>Waterloo-Place und Princes-Street bilden eine einzige grade Linie, von der Edinburg in ähnlicher Weise durchschnitten wird, wie etwa Paris von der Rue Rivoli. Die große Mittelader der schottischen Hauptstadt sondert sich gleich auf den ersten Blick in drei Theile von ziemlich gleicher Größe, in zwei Flügel und ein Centrum. Der eine Flügel heißt Waterloo-Place, der andere West-Princes-Street; die halb boulevard- halb platzartige Erweiterung aber, die zwischen beiden liegt, führt den Namen der eigentlichen Princes-Street. Dieser platzartigen Erweiterung gehen wir jetzt entgegen und nehmen in der Mitte derselben unseren Stand, genau da, wo sich das im gothischen Styl ausgeführte, thurmartige Monument Walter Scotts bis zu einer Höhe von 200 Fuß erhebt. Hier halten wir Umschau. Hinter uns die Neustadt mit ihrer Fülle nobler und moderner Bauten, links die pitto-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0027]
zösische Säbel, unter die sein Hinterkopf während des spanischen Krieges gerieth, haben seiner Laufbahn und seinem Verstand ein rasches und bescheidenes Ziel gesetzt, aber was er bei Astorga an Hirn verloren hat, ist seinem Herzen zu Gute gekommen und er spricht mit Vorliebe von den „Frenchmen“, unbekümmert darum, ob sie vor 40 Jahren ihm die Beförderungsleiter abgebrochen haben oder nicht. Nun aber treibt er uns zur Eil und mahnt uns aufzubrechen, um die Stadt, auf die er stolz ist, in ihrer besten Beleuchtung d. h. unter leis bewölktem Himmel zu sehn. Wir folgen seinem Rath und biegen nach rechts hin in die Neustadt ein.
Waterloo-Place und Princes-Street bilden eine einzige grade Linie, von der Edinburg in ähnlicher Weise durchschnitten wird, wie etwa Paris von der Rue Rivoli. Die große Mittelader der schottischen Hauptstadt sondert sich gleich auf den ersten Blick in drei Theile von ziemlich gleicher Größe, in zwei Flügel und ein Centrum. Der eine Flügel heißt Waterloo-Place, der andere West-Princes-Street; die halb boulevard- halb platzartige Erweiterung aber, die zwischen beiden liegt, führt den Namen der eigentlichen Princes-Street. Dieser platzartigen Erweiterung gehen wir jetzt entgegen und nehmen in der Mitte derselben unseren Stand, genau da, wo sich das im gothischen Styl ausgeführte, thurmartige Monument Walter Scotts bis zu einer Höhe von 200 Fuß erhebt. Hier halten wir Umschau. Hinter uns die Neustadt mit ihrer Fülle nobler und moderner Bauten, links die pitto-
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/27>, abgerufen am 22.07.2024. |