Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

Bild:
<< vorherige Seite

Prince Charlie, der vielbesungene Sohn des Prätendenten, war am 27. Juni 1745 in Schottland gelandet. Die Clane hatten sich beinahe ausnahmslos um ihn gesammelt. Am 10. September zog er in Perth, am 19. in Edinburg ein, und schlug zwei Tage später die ihm entgegenrückenden Engländer auf der Ebene von Preston Pans. Ganz Schottland war Sieg und Jubel. Anfang November begann der Zug gegen England. Man nahm Carlisle und war bereits bis Leicester vorgedrungen, als Uneinigkeit und Eifersüchtelei zwischen den Clanen, besonders aber die Nachricht von der Rückkehr des Herzogs von Cumberland, der bis dahin mit den besten Englischen Regimentern in Deutschland gestanden hatte, dem Siegeszuge ein Ende machte und zur Umkehr zwang. Anfang Januar passirten Prince Charlie und seine Clane die schottische Grenze auf dem Rückwege. Gehoben durch die Vorstellung, wieder heimathlichen Boden unter den Füßen zu haben, fochten sie noch einmal siegreich auf dem alten Schlachtfelde von Falkirk; dann neigte sich ihr Stern, rascher und plötzlicher noch, als er aufgegangen war.

Ueberlegene Streitkräfte schlossen sie ein, und durch die Grafschaften Perth und Inverneß hin ging es jetzt in eiliger Flucht. Auf Culloden-Moor machten sie einen letzten Stand. Es ist viel darüber hin und her gestritten worden, warum die Hochlands-Armee gerade hier ihre Aufstellung nahm, wo sie von Anfang an alle Chan-

Prince Charlie, der vielbesungene Sohn des Prätendenten, war am 27. Juni 1745 in Schottland gelandet. Die Clane hatten sich beinahe ausnahmslos um ihn gesammelt. Am 10. September zog er in Perth, am 19. in Edinburg ein, und schlug zwei Tage später die ihm entgegenrückenden Engländer auf der Ebene von Preston Pans. Ganz Schottland war Sieg und Jubel. Anfang November begann der Zug gegen England. Man nahm Carlisle und war bereits bis Leicester vorgedrungen, als Uneinigkeit und Eifersüchtelei zwischen den Clanen, besonders aber die Nachricht von der Rückkehr des Herzogs von Cumberland, der bis dahin mit den besten Englischen Regimentern in Deutschland gestanden hatte, dem Siegeszuge ein Ende machte und zur Umkehr zwang. Anfang Januar passirten Prince Charlie und seine Clane die schottische Grenze auf dem Rückwege. Gehoben durch die Vorstellung, wieder heimathlichen Boden unter den Füßen zu haben, fochten sie noch einmal siegreich auf dem alten Schlachtfelde von Falkirk; dann neigte sich ihr Stern, rascher und plötzlicher noch, als er aufgegangen war.

Ueberlegene Streitkräfte schlossen sie ein, und durch die Grafschaften Perth und Inverneß hin ging es jetzt in eiliger Flucht. Auf Culloden-Moor machten sie einen letzten Stand. Es ist viel darüber hin und her gestritten worden, warum die Hochlands-Armee gerade hier ihre Aufstellung nahm, wo sie von Anfang an alle Chan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0251" n="237"/>
          <p>Prince Charlie, der vielbesungene Sohn des Prätendenten, war am 27. Juni            1745 in Schottland gelandet. Die Clane hatten sich beinahe ausnahmslos um ihn gesammelt.            Am 10. September zog er in Perth, am 19. in Edinburg ein, und schlug zwei Tage später die            ihm entgegenrückenden Engländer auf der Ebene von Preston Pans. Ganz Schottland war Sieg            und Jubel. Anfang November begann der Zug gegen England. Man nahm Carlisle und war bereits            bis Leicester vorgedrungen, als Uneinigkeit und Eifersüchtelei zwischen den Clanen,            besonders aber die Nachricht von der Rückkehr des Herzogs von Cumberland, der bis dahin            mit den <hi rendition="#g">besten</hi> Englischen Regimentern in Deutschland gestanden            hatte, dem Siegeszuge ein Ende machte und zur Umkehr zwang. Anfang Januar passirten Prince            Charlie und seine Clane die schottische Grenze auf dem Rückwege. Gehoben durch die            Vorstellung, wieder heimathlichen Boden unter den Füßen zu haben, fochten sie noch einmal            siegreich auf dem alten Schlachtfelde von Falkirk; dann neigte sich ihr Stern, rascher und            plötzlicher noch, als er aufgegangen war.</p><lb/>
          <p>Ueberlegene Streitkräfte schlossen sie ein, und durch die              Grafschaften Perth und Inverneß hin ging es jetzt in eiliger Flucht. Auf Culloden-Moor              machten sie einen letzten Stand. Es ist viel darüber hin und her gestritten worden,              warum die Hochlands-Armee gerade hier ihre Aufstellung nahm, wo sie von Anfang an alle Chan-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0251] Prince Charlie, der vielbesungene Sohn des Prätendenten, war am 27. Juni 1745 in Schottland gelandet. Die Clane hatten sich beinahe ausnahmslos um ihn gesammelt. Am 10. September zog er in Perth, am 19. in Edinburg ein, und schlug zwei Tage später die ihm entgegenrückenden Engländer auf der Ebene von Preston Pans. Ganz Schottland war Sieg und Jubel. Anfang November begann der Zug gegen England. Man nahm Carlisle und war bereits bis Leicester vorgedrungen, als Uneinigkeit und Eifersüchtelei zwischen den Clanen, besonders aber die Nachricht von der Rückkehr des Herzogs von Cumberland, der bis dahin mit den besten Englischen Regimentern in Deutschland gestanden hatte, dem Siegeszuge ein Ende machte und zur Umkehr zwang. Anfang Januar passirten Prince Charlie und seine Clane die schottische Grenze auf dem Rückwege. Gehoben durch die Vorstellung, wieder heimathlichen Boden unter den Füßen zu haben, fochten sie noch einmal siegreich auf dem alten Schlachtfelde von Falkirk; dann neigte sich ihr Stern, rascher und plötzlicher noch, als er aufgegangen war. Ueberlegene Streitkräfte schlossen sie ein, und durch die Grafschaften Perth und Inverneß hin ging es jetzt in eiliger Flucht. Auf Culloden-Moor machten sie einen letzten Stand. Es ist viel darüber hin und her gestritten worden, warum die Hochlands-Armee gerade hier ihre Aufstellung nahm, wo sie von Anfang an alle Chan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: keine Angabe;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • u/v bzw. U/V: keine Angabe;
  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/251
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/251>, abgerufen am 03.12.2024.