Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.term Arm hervorlangend, lassen sie sie jetzt auf das dichtverfahrene Defilee unserer Beine niederfallen. Ein Schrei der Entrüstung schallt über den Platz fort, auf dem wir halten, aber die im trockensten Ton gesprochenen Worte des Conducteurs: "They are kind beasts, you may take them as foot-stools" stellen mit einem Schlage unsere gute Laune wieder her, um so mehr, als die Versicherung des Conducteurs eine Wahrheit wird und die Anfangs unruhigen Thiere sich wirklich wie eine Fußbank zu unsern Füßen legen. Aber eine Ueberraschung drängt die andere. Auf derselben Leiter, auf der eben noch einer der Wildhüter stand, um seinen Ueberfall auszuführen, steht jetzt der Gentleman, dem die Hunde zugehören, und trotz der schönen Dame, die immer noch unter dem grünen Dach der Veranda verweilt, läuft jetzt ein nicht mißzuverstehendes Murren durch unsere Reihen. Es ist wahr, der Gentleman, der vor uns steht, hat das einnehmendste Gesicht von der Welt, und lüftet seine schottische Mütze allerfreundlichst zum Gruß, aber wenn er noch viel freundlicher grüßte und drein blickte, so können wir ihm nicht geben, was wir selbst nicht haben. Ich zeige auf mein rechtes Bein, das völlig in Lüften schwebt, und bemühe mich, ihm anzudeuten, daß dem Unmöglichen gegenüber auch der beste Wille zu Schanden wird. Er nimmt meine Andeutungen freundlich auf, zeigt aber statt aller weiteren Erwiederung auf den Conducteur hin, der eben den Deckel eines hinter uns befindlichen Wagen- term Arm hervorlangend, lassen sie sie jetzt auf das dichtverfahrene Defilée unserer Beine niederfallen. Ein Schrei der Entrüstung schallt über den Platz fort, auf dem wir halten, aber die im trockensten Ton gesprochenen Worte des Conducteurs: „They are kind beasts, you may take them as foot-stools“ stellen mit einem Schlage unsere gute Laune wieder her, um so mehr, als die Versicherung des Conducteurs eine Wahrheit wird und die Anfangs unruhigen Thiere sich wirklich wie eine Fußbank zu unsern Füßen legen. Aber eine Ueberraschung drängt die andere. Auf derselben Leiter, auf der eben noch einer der Wildhüter stand, um seinen Ueberfall auszuführen, steht jetzt der Gentleman, dem die Hunde zugehören, und trotz der schönen Dame, die immer noch unter dem grünen Dach der Veranda verweilt, läuft jetzt ein nicht mißzuverstehendes Murren durch unsere Reihen. Es ist wahr, der Gentleman, der vor uns steht, hat das einnehmendste Gesicht von der Welt, und lüftet seine schottische Mütze allerfreundlichst zum Gruß, aber wenn er noch viel freundlicher grüßte und drein blickte, so können wir ihm nicht geben, was wir selbst nicht haben. Ich zeige auf mein rechtes Bein, das völlig in Lüften schwebt, und bemühe mich, ihm anzudeuten, daß dem Unmöglichen gegenüber auch der beste Wille zu Schanden wird. Er nimmt meine Andeutungen freundlich auf, zeigt aber statt aller weiteren Erwiederung auf den Conducteur hin, der eben den Deckel eines hinter uns befindlichen Wagen- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0228" n="214"/> term Arm hervorlangend, lassen sie sie jetzt auf das dichtverfahrene Defilée unserer Beine niederfallen. Ein Schrei der Entrüstung schallt über den Platz fort, auf dem wir halten, aber die im trockensten Ton gesprochenen Worte des Conducteurs: <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">„They are kind beasts, you may take them as foot-stools“</foreign></hi> stellen mit einem Schlage unsere gute Laune wieder her, um so mehr, als die Versicherung des Conducteurs eine Wahrheit wird und die Anfangs unruhigen Thiere sich wirklich wie eine Fußbank zu unsern Füßen legen.</p><lb/> <p>Aber eine Ueberraschung drängt die andere. Auf derselben Leiter, auf der eben noch einer der Wildhüter stand, um seinen Ueberfall auszuführen, steht jetzt der Gentleman, dem die Hunde zugehören, und trotz der schönen Dame, die immer noch unter dem grünen Dach der Veranda verweilt, läuft jetzt ein nicht mißzuverstehendes Murren durch unsere Reihen. Es ist wahr, der Gentleman, der vor uns steht, hat das einnehmendste Gesicht von der Welt, und lüftet seine schottische Mütze allerfreundlichst zum Gruß, aber wenn er noch viel freundlicher grüßte und drein blickte, so können wir ihm nicht geben, was wir selbst nicht haben. Ich zeige auf mein rechtes Bein, das völlig in Lüften schwebt, und bemühe mich, ihm anzudeuten, daß dem Unmöglichen gegenüber auch der beste Wille zu Schanden wird. Er nimmt meine Andeutungen freundlich auf, zeigt aber statt aller weiteren Erwiederung auf den Conducteur hin, der eben den Deckel eines hinter uns befindlichen Wagen-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0228]
term Arm hervorlangend, lassen sie sie jetzt auf das dichtverfahrene Defilée unserer Beine niederfallen. Ein Schrei der Entrüstung schallt über den Platz fort, auf dem wir halten, aber die im trockensten Ton gesprochenen Worte des Conducteurs: „They are kind beasts, you may take them as foot-stools“ stellen mit einem Schlage unsere gute Laune wieder her, um so mehr, als die Versicherung des Conducteurs eine Wahrheit wird und die Anfangs unruhigen Thiere sich wirklich wie eine Fußbank zu unsern Füßen legen.
Aber eine Ueberraschung drängt die andere. Auf derselben Leiter, auf der eben noch einer der Wildhüter stand, um seinen Ueberfall auszuführen, steht jetzt der Gentleman, dem die Hunde zugehören, und trotz der schönen Dame, die immer noch unter dem grünen Dach der Veranda verweilt, läuft jetzt ein nicht mißzuverstehendes Murren durch unsere Reihen. Es ist wahr, der Gentleman, der vor uns steht, hat das einnehmendste Gesicht von der Welt, und lüftet seine schottische Mütze allerfreundlichst zum Gruß, aber wenn er noch viel freundlicher grüßte und drein blickte, so können wir ihm nicht geben, was wir selbst nicht haben. Ich zeige auf mein rechtes Bein, das völlig in Lüften schwebt, und bemühe mich, ihm anzudeuten, daß dem Unmöglichen gegenüber auch der beste Wille zu Schanden wird. Er nimmt meine Andeutungen freundlich auf, zeigt aber statt aller weiteren Erwiederung auf den Conducteur hin, der eben den Deckel eines hinter uns befindlichen Wagen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/228 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/228>, abgerufen am 22.07.2024. |