Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.die Edinburger Straßen lang und allmählig sich verlaufend, die Stirlinger Straßen kurz und steil. Von unserem Ausfluge durch die Stadt zurückkehrend, steigen wir jetzt durch ein Gewirr von Gassen, das endlich in eine breite, platzartige Straße ausläuft, den Hügel hinan und befinden uns alsbald Angesichts von Stirling-Castle auf einer mauerumkränzten Esplanade, die den Vorhof zum Schlosse selber bildet. Wir verweilen hier einen Augenblick, weniger um über die Mauereinfassung hinweg nach rechts und links hin in die schöne, lachende Landschaft hineinzublicken, als um den malerisch costümirten Hochländern einen Blick zu gönnen, die vor und neben uns die ganze Scene beleben. Aus dem Schloßthor heraus treten einzelne und in Gruppen, theils um den Weg zur Stadt hin einzuschlagen, theils um seitabwärts auf einem großen, zur Esplanade gehörigen Rasenplatz an dem Spiele Theil zu nehmen, das bereits ein Dutzend Mitspieler zählt und in bestem Gange ist. Die ersteren, die mit pathetischem Schritt die Hügelstraße hinunter steigen, sind in vollem Hochlandscostüm und die Interimsjacken von weißem Tuch, die sie statt der rothen Uniformen tragen, geben ihnen ein doppelt gefälliges Ansehen. Weniger sorglich gekleidet sind die Spieler auf dem Rasen; der Kilt ist abgelegt und die prosaische Hose an seine Stelle getreten; eine Leinwandjacke ersetzt den Rock und nur der roth und weiß carrirte Mützenstreifen giebt die Spielenden als Soldaten eines Hochlandsregiments zu erkennen. Wir treten näher, um die Edinburger Straßen lang und allmählig sich verlaufend, die Stirlinger Straßen kurz und steil. Von unserem Ausfluge durch die Stadt zurückkehrend, steigen wir jetzt durch ein Gewirr von Gassen, das endlich in eine breite, platzartige Straße ausläuft, den Hügel hinan und befinden uns alsbald Angesichts von Stirling-Castle auf einer mauerumkränzten Esplanade, die den Vorhof zum Schlosse selber bildet. Wir verweilen hier einen Augenblick, weniger um über die Mauereinfassung hinweg nach rechts und links hin in die schöne, lachende Landschaft hineinzublicken, als um den malerisch costümirten Hochländern einen Blick zu gönnen, die vor und neben uns die ganze Scene beleben. Aus dem Schloßthor heraus treten einzelne und in Gruppen, theils um den Weg zur Stadt hin einzuschlagen, theils um seitabwärts auf einem großen, zur Esplanade gehörigen Rasenplatz an dem Spiele Theil zu nehmen, das bereits ein Dutzend Mitspieler zählt und in bestem Gange ist. Die ersteren, die mit pathetischem Schritt die Hügelstraße hinunter steigen, sind in vollem Hochlandscostüm und die Interimsjacken von weißem Tuch, die sie statt der rothen Uniformen tragen, geben ihnen ein doppelt gefälliges Ansehen. Weniger sorglich gekleidet sind die Spieler auf dem Rasen; der Kilt ist abgelegt und die prosaische Hose an seine Stelle getreten; eine Leinwandjacke ersetzt den Rock und nur der roth und weiß carrirte Mützenstreifen giebt die Spielenden als Soldaten eines Hochlandsregiments zu erkennen. Wir treten näher, um <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0174" n="160"/> die Edinburger Straßen lang und allmählig sich verlaufend, die Stirlinger Straßen kurz und steil.</p><lb/> <p>Von unserem Ausfluge durch die Stadt zurückkehrend, steigen wir jetzt durch ein Gewirr von Gassen, das endlich in eine breite, platzartige Straße ausläuft, den Hügel hinan und befinden uns alsbald Angesichts von Stirling-Castle auf einer mauerumkränzten Esplanade, die den Vorhof zum Schlosse selber bildet. Wir verweilen hier einen Augenblick, weniger um über die Mauereinfassung hinweg nach rechts und links hin in die schöne, lachende Landschaft hineinzublicken, als um den malerisch costümirten Hochländern einen Blick zu gönnen, die vor und neben uns die ganze Scene beleben. Aus dem Schloßthor heraus treten einzelne und in Gruppen, theils um den Weg zur Stadt hin einzuschlagen, theils um seitabwärts auf einem großen, zur Esplanade gehörigen Rasenplatz an dem Spiele Theil zu nehmen, das bereits ein Dutzend Mitspieler zählt und in bestem Gange ist. Die ersteren, die mit pathetischem Schritt die Hügelstraße hinunter steigen, sind in vollem Hochlandscostüm und die Interimsjacken von weißem Tuch, die sie statt der rothen Uniformen tragen, geben ihnen ein doppelt gefälliges Ansehen. Weniger sorglich gekleidet sind die Spieler auf dem Rasen; der Kilt ist abgelegt und die prosaische Hose an seine Stelle getreten; eine Leinwandjacke ersetzt den Rock und nur der roth und weiß carrirte Mützenstreifen giebt die Spielenden als Soldaten eines Hochlandsregiments zu erkennen. Wir treten näher, um<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0174]
die Edinburger Straßen lang und allmählig sich verlaufend, die Stirlinger Straßen kurz und steil.
Von unserem Ausfluge durch die Stadt zurückkehrend, steigen wir jetzt durch ein Gewirr von Gassen, das endlich in eine breite, platzartige Straße ausläuft, den Hügel hinan und befinden uns alsbald Angesichts von Stirling-Castle auf einer mauerumkränzten Esplanade, die den Vorhof zum Schlosse selber bildet. Wir verweilen hier einen Augenblick, weniger um über die Mauereinfassung hinweg nach rechts und links hin in die schöne, lachende Landschaft hineinzublicken, als um den malerisch costümirten Hochländern einen Blick zu gönnen, die vor und neben uns die ganze Scene beleben. Aus dem Schloßthor heraus treten einzelne und in Gruppen, theils um den Weg zur Stadt hin einzuschlagen, theils um seitabwärts auf einem großen, zur Esplanade gehörigen Rasenplatz an dem Spiele Theil zu nehmen, das bereits ein Dutzend Mitspieler zählt und in bestem Gange ist. Die ersteren, die mit pathetischem Schritt die Hügelstraße hinunter steigen, sind in vollem Hochlandscostüm und die Interimsjacken von weißem Tuch, die sie statt der rothen Uniformen tragen, geben ihnen ein doppelt gefälliges Ansehen. Weniger sorglich gekleidet sind die Spieler auf dem Rasen; der Kilt ist abgelegt und die prosaische Hose an seine Stelle getreten; eine Leinwandjacke ersetzt den Rock und nur der roth und weiß carrirte Mützenstreifen giebt die Spielenden als Soldaten eines Hochlandsregiments zu erkennen. Wir treten näher, um
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/174 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/174>, abgerufen am 22.07.2024. |