furchtbar ernsten Sachen kommen und noch dazu hier bei Tisch, gleich nach Karpfen und Meerrettich. Kata¬ komben! Ich bitte Sie. Die waren ja doch eigentlich in Rom und erinnern einen immer an die traurigsten Zeiten, an den grausamen Kaiser Nero und seine Ver¬ folgungen und seine Fackeln. Und da war dann noch einer mit einem etwas längeren Namen, der noch viel grausamer war, und da verkrochen sich diese armen Christen gerade in eben diese Katakomben, und manche wurden verraten und gemordet. Nein, Herr von Czako, da lieber was Heiteres. Nicht wahr, meine liebe Frau von Gundermann?"
"Ach nein, Herr von Stechlin; es ist doch alles so sehr gelehrig. Und wenn man so selten Gelegenheit hat ..."
"Na, wie Sie wollen. Ich hab' es gut gemeint. Stoßen wir an! Ihr Rudolf soll leben; das ist doch der Liebling, trotzdem er der älteste ist. Wie alt ist er denn jetzt?"
"Vierundzwanzig."
"Ein schönes Alter. Und wie ich höre, ein guter Mensch. Er müßte nur mehr 'raus. Er versauert hier ein bißchen."
"Sag' ich ihm auch. Aber er will nicht fort. Er sagt, zu Hause sei es am besten."
"Bravo. Da nehm' ich alles zurück. Lassen Sie ihn. Zu Hause ist es am Ende wirklich am besten. Und gerade wir hier, die wir den Vorzug haben, in der Rheinsberger Gegend zu leben. Ja, wo ist so was? Erst der große König, und dann Prinz Heinrich, der nie 'ne Schlacht verloren. Und einige sagen, er wäre noch klüger gewesen als sein Bruder. Aber ich will so was nicht gesagt haben."
furchtbar ernſten Sachen kommen und noch dazu hier bei Tiſch, gleich nach Karpfen und Meerrettich. Kata¬ komben! Ich bitte Sie. Die waren ja doch eigentlich in Rom und erinnern einen immer an die traurigſten Zeiten, an den grauſamen Kaiſer Nero und ſeine Ver¬ folgungen und ſeine Fackeln. Und da war dann noch einer mit einem etwas längeren Namen, der noch viel grauſamer war, und da verkrochen ſich dieſe armen Chriſten gerade in eben dieſe Katakomben, und manche wurden verraten und gemordet. Nein, Herr von Czako, da lieber was Heiteres. Nicht wahr, meine liebe Frau von Gundermann?“
„Ach nein, Herr von Stechlin; es iſt doch alles ſo ſehr gelehrig. Und wenn man ſo ſelten Gelegenheit hat ...“
„Na, wie Sie wollen. Ich hab' es gut gemeint. Stoßen wir an! Ihr Rudolf ſoll leben; das iſt doch der Liebling, trotzdem er der älteſte iſt. Wie alt iſt er denn jetzt?“
„Vierundzwanzig.“
„Ein ſchönes Alter. Und wie ich höre, ein guter Menſch. Er müßte nur mehr 'raus. Er verſauert hier ein bißchen.“
„Sag' ich ihm auch. Aber er will nicht fort. Er ſagt, zu Hauſe ſei es am beſten.“
„Bravo. Da nehm' ich alles zurück. Laſſen Sie ihn. Zu Hauſe iſt es am Ende wirklich am beſten. Und gerade wir hier, die wir den Vorzug haben, in der Rheinsberger Gegend zu leben. Ja, wo iſt ſo was? Erſt der große König, und dann Prinz Heinrich, der nie 'ne Schlacht verloren. Und einige ſagen, er wäre noch klüger geweſen als ſein Bruder. Aber ich will ſo was nicht geſagt haben.“
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furchtbar ernſten Sachen kommen und noch dazu hier
bei Tiſch, gleich nach Karpfen und Meerrettich. Kata¬
komben! Ich bitte Sie. Die waren ja doch eigentlich
in Rom und erinnern einen immer an die traurigſten
Zeiten, an den grauſamen Kaiſer Nero und ſeine Ver¬
folgungen und ſeine Fackeln. Und da war dann noch
einer mit einem etwas längeren Namen, der noch viel
grauſamer war, und da verkrochen ſich dieſe armen Chriſten
gerade in eben dieſe Katakomben, und manche wurden
verraten und gemordet. Nein, Herr von Czako, da
lieber was Heiteres. Nicht wahr, meine liebe Frau von
Gundermann?“
„Ach nein, Herr von Stechlin; es iſt doch alles
ſo ſehr gelehrig. Und wenn man ſo ſelten Gelegenheit
hat ...“
„Na, wie Sie wollen. Ich hab' es gut gemeint.
Stoßen wir an! Ihr Rudolf ſoll leben; das iſt doch
der Liebling, trotzdem er der älteſte iſt. Wie alt iſt er
denn jetzt?“
„Vierundzwanzig.“
„Ein ſchönes Alter. Und wie ich höre, ein guter
Menſch. Er müßte nur mehr 'raus. Er verſauert hier
ein bißchen.“
„Sag' ich ihm auch. Aber er will nicht fort. Er
ſagt, zu Hauſe ſei es am beſten.“
„Bravo. Da nehm' ich alles zurück. Laſſen Sie
ihn. Zu Hauſe iſt es am Ende wirklich am beſten.
Und gerade wir hier, die wir den Vorzug haben, in der
Rheinsberger Gegend zu leben. Ja, wo iſt ſo was?
Erſt der große König, und dann Prinz Heinrich, der
nie 'ne Schlacht verloren. Und einige ſagen, er wäre
noch klüger geweſen als ſein Bruder. Aber ich will ſo
was nicht geſagt haben.“
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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/48>, abgerufen am 22.11.2024.
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