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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Einunddreißigstes Kapitel.

Um fünf Uhr brachen Woldemar und die Barbyschen
Damen auf, um den Zug, der um sieben Uhr Gransee
passierte, nicht zu versäumen. Es dunkelte schon, aber
der Schnee sorgte für einen Lichtschimmer; so ging es
über die Bohlenbrücke fort in die Kastanienallee mit
ihrem kahlen und übereisten Gezweige hinein.

Lorenzen war noch im Schlosse zurückgeblieben und
setzte sich, um wieder warm zu werden, -- auf der Rampe
war's kalt und zugig gewesen -- in die Nähe des Kamins,
dem alten Dubslav gegenüber. Dieser hatte seinen Meer¬
schaum angezündet und sah behaglich in die Flamme,
blieb aber ganz gegen seine Gewohnheit schweigsam, weil
eben noch eine dritte Person da war, die von den liebens¬
würdigen Damen, über die sich auszulassen es ihn in seiner
Seele drängte, ganz augenscheinlich nichts hören wollte.
Diese dritte Person war natürlich Tante Adelheid. Die
wollte nicht sprechen. Andrerseits mußte durchaus der
Versuch einer Konversation gemacht werden, und so griff
denn Dubslav zu den Gundermanns hinüber, um in ein
paar Worten sein Bedauern darüber auszudrücken, daß er die
Siebenmühlner nicht habe mit heranziehn können. "Engelke
sei so sehr dagegen gewesen." All dies Bedauern, --
wie's der ganzen Sachlage nach nicht anders sein konnte, --
kam flau genug heraus, aber die Domina war so hochgradig
verstimmt, daß ihr selbst so nüchterne, das Verbindliche

Einunddreißigſtes Kapitel.

Um fünf Uhr brachen Woldemar und die Barbyſchen
Damen auf, um den Zug, der um ſieben Uhr Granſee
paſſierte, nicht zu verſäumen. Es dunkelte ſchon, aber
der Schnee ſorgte für einen Lichtſchimmer; ſo ging es
über die Bohlenbrücke fort in die Kaſtanienallee mit
ihrem kahlen und übereiſten Gezweige hinein.

Lorenzen war noch im Schloſſe zurückgeblieben und
ſetzte ſich, um wieder warm zu werden, — auf der Rampe
war's kalt und zugig geweſen — in die Nähe des Kamins,
dem alten Dubslav gegenüber. Dieſer hatte ſeinen Meer¬
ſchaum angezündet und ſah behaglich in die Flamme,
blieb aber ganz gegen ſeine Gewohnheit ſchweigſam, weil
eben noch eine dritte Perſon da war, die von den liebens¬
würdigen Damen, über die ſich auszulaſſen es ihn in ſeiner
Seele drängte, ganz augenſcheinlich nichts hören wollte.
Dieſe dritte Perſon war natürlich Tante Adelheid. Die
wollte nicht ſprechen. Andrerſeits mußte durchaus der
Verſuch einer Konverſation gemacht werden, und ſo griff
denn Dubslav zu den Gundermanns hinüber, um in ein
paar Worten ſein Bedauern darüber auszudrücken, daß er die
Siebenmühlner nicht habe mit heranziehn können. „Engelke
ſei ſo ſehr dagegen geweſen.“ All dies Bedauern, —
wie's der ganzen Sachlage nach nicht anders ſein konnte, —
kam flau genug heraus, aber die Domina war ſo hochgradig
verſtimmt, daß ihr ſelbſt ſo nüchterne, das Verbindliche

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[[370]/0377] Einunddreißigſtes Kapitel. Um fünf Uhr brachen Woldemar und die Barbyſchen Damen auf, um den Zug, der um ſieben Uhr Granſee paſſierte, nicht zu verſäumen. Es dunkelte ſchon, aber der Schnee ſorgte für einen Lichtſchimmer; ſo ging es über die Bohlenbrücke fort in die Kaſtanienallee mit ihrem kahlen und übereiſten Gezweige hinein. Lorenzen war noch im Schloſſe zurückgeblieben und ſetzte ſich, um wieder warm zu werden, — auf der Rampe war's kalt und zugig geweſen — in die Nähe des Kamins, dem alten Dubslav gegenüber. Dieſer hatte ſeinen Meer¬ ſchaum angezündet und ſah behaglich in die Flamme, blieb aber ganz gegen ſeine Gewohnheit ſchweigſam, weil eben noch eine dritte Perſon da war, die von den liebens¬ würdigen Damen, über die ſich auszulaſſen es ihn in ſeiner Seele drängte, ganz augenſcheinlich nichts hören wollte. Dieſe dritte Perſon war natürlich Tante Adelheid. Die wollte nicht ſprechen. Andrerſeits mußte durchaus der Verſuch einer Konverſation gemacht werden, und ſo griff denn Dubslav zu den Gundermanns hinüber, um in ein paar Worten ſein Bedauern darüber auszudrücken, daß er die Siebenmühlner nicht habe mit heranziehn können. „Engelke ſei ſo ſehr dagegen geweſen.“ All dies Bedauern, — wie's der ganzen Sachlage nach nicht anders ſein konnte, — kam flau genug heraus, aber die Domina war ſo hochgradig verſtimmt, daß ihr ſelbſt ſo nüchterne, das Verbindliche

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. [370]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/377>, abgerufen am 22.11.2024.