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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Herrschaften miteinander bekannt machen zu dürfen: Herr
und Frau von Gundermann auf Siebenmühlen, Pastor
Lorenzen, Oberförster Katzler," und dann, nach links
sich wendend, "Ministerialassessor von Rex, Hauptmann
von Czako vom Regiment Alexander." Man verneigte
sich gegenseitig, worauf Dubslav zwischen Rex und Pastor
Lorenzen, Woldemar aber, als Adlatus seines Vaters,
zwischen Czako und Katzler eine Verbindung herzustellen
suchte, was auch ohne weiteres gelang, weil es hüben
und drüben weder an gesellschaftlicher Gewandtheit noch
an gutem Willen gebrach. Nur konnte Rex nicht um¬
hin, die Siebenmühlener etwas eindringlich zu mustern,
trotzdem Herr von Gundermann in Frack und weißer
Binde, Frau von Gundermann aber in geblümtem Atlas,
mit Marabufächer erschienen war, -- er augenscheinlich
Parvenu, sie Berlinerin aus einem nordöstlichen Vorstadt¬
gebiet.

Rex sah das alles. Er kam aber nicht in die
Lage, sich lange damit zu beschäftigen, weil Dubslav
eben jetzt den Arm der Frau von Gundermann nahm
und dadurch das Zeichen zum Aufbruch zu der im Neben¬
zimmer gedeckten Tafel gab. Alle folgten paarweise,
wie sie sich vorher zusammengefunden, kamen aber durch
die von seiten Dubslavs schon vorher festgesetzte Tafel¬
ordnung wieder auseinander. Die beiden Stechlins, Vater
und Sohn, plazierten sich an den beiden Schmalseiten
einander gegenüber, während zur Rechten und Linken
von Dubslav Herr und Frau von Gundermann, rechts
und links von Woldemar aber Rex und Lorenzen saßen.
Die Mittelplätze hatten Katzler und Czako inne. Neben
einem großen alten Eichenbüffett, ganz in Nähe der
Thür, standen Engelke und Martin, Engelke in seiner
sandfarbenen Livree mit den großen Knöpfen, Martin,
dem nur oblag, mit der Küche Verbindung zu halten,
einfach in schwarzem Rock und Stulpstiefeln.

Herrſchaften miteinander bekannt machen zu dürfen: Herr
und Frau von Gundermann auf Siebenmühlen, Paſtor
Lorenzen, Oberförſter Katzler,“ und dann, nach links
ſich wendend, „Miniſterialaſſeſſor von Rex, Hauptmann
von Czako vom Regiment Alexander.“ Man verneigte
ſich gegenſeitig, worauf Dubslav zwiſchen Rex und Paſtor
Lorenzen, Woldemar aber, als Adlatus ſeines Vaters,
zwiſchen Czako und Katzler eine Verbindung herzuſtellen
ſuchte, was auch ohne weiteres gelang, weil es hüben
und drüben weder an geſellſchaftlicher Gewandtheit noch
an gutem Willen gebrach. Nur konnte Rex nicht um¬
hin, die Siebenmühlener etwas eindringlich zu muſtern,
trotzdem Herr von Gundermann in Frack und weißer
Binde, Frau von Gundermann aber in geblümtem Atlas,
mit Marabufächer erſchienen war, — er augenſcheinlich
Parvenu, ſie Berlinerin aus einem nordöſtlichen Vorſtadt¬
gebiet.

Rex ſah das alles. Er kam aber nicht in die
Lage, ſich lange damit zu beſchäftigen, weil Dubslav
eben jetzt den Arm der Frau von Gundermann nahm
und dadurch das Zeichen zum Aufbruch zu der im Neben¬
zimmer gedeckten Tafel gab. Alle folgten paarweiſe,
wie ſie ſich vorher zuſammengefunden, kamen aber durch
die von ſeiten Dubslavs ſchon vorher feſtgeſetzte Tafel¬
ordnung wieder auseinander. Die beiden Stechlins, Vater
und Sohn, plazierten ſich an den beiden Schmalſeiten
einander gegenüber, während zur Rechten und Linken
von Dubslav Herr und Frau von Gundermann, rechts
und links von Woldemar aber Rex und Lorenzen ſaßen.
Die Mittelplätze hatten Katzler und Czako inne. Neben
einem großen alten Eichenbüffett, ganz in Nähe der
Thür, ſtanden Engelke und Martin, Engelke in ſeiner
ſandfarbenen Livree mit den großen Knöpfen, Martin,
dem nur oblag, mit der Küche Verbindung zu halten,
einfach in ſchwarzem Rock und Stulpſtiefeln.

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[28/0035] Herrſchaften miteinander bekannt machen zu dürfen: Herr und Frau von Gundermann auf Siebenmühlen, Paſtor Lorenzen, Oberförſter Katzler,“ und dann, nach links ſich wendend, „Miniſterialaſſeſſor von Rex, Hauptmann von Czako vom Regiment Alexander.“ Man verneigte ſich gegenſeitig, worauf Dubslav zwiſchen Rex und Paſtor Lorenzen, Woldemar aber, als Adlatus ſeines Vaters, zwiſchen Czako und Katzler eine Verbindung herzuſtellen ſuchte, was auch ohne weiteres gelang, weil es hüben und drüben weder an geſellſchaftlicher Gewandtheit noch an gutem Willen gebrach. Nur konnte Rex nicht um¬ hin, die Siebenmühlener etwas eindringlich zu muſtern, trotzdem Herr von Gundermann in Frack und weißer Binde, Frau von Gundermann aber in geblümtem Atlas, mit Marabufächer erſchienen war, — er augenſcheinlich Parvenu, ſie Berlinerin aus einem nordöſtlichen Vorſtadt¬ gebiet. Rex ſah das alles. Er kam aber nicht in die Lage, ſich lange damit zu beſchäftigen, weil Dubslav eben jetzt den Arm der Frau von Gundermann nahm und dadurch das Zeichen zum Aufbruch zu der im Neben¬ zimmer gedeckten Tafel gab. Alle folgten paarweiſe, wie ſie ſich vorher zuſammengefunden, kamen aber durch die von ſeiten Dubslavs ſchon vorher feſtgeſetzte Tafel¬ ordnung wieder auseinander. Die beiden Stechlins, Vater und Sohn, plazierten ſich an den beiden Schmalſeiten einander gegenüber, während zur Rechten und Linken von Dubslav Herr und Frau von Gundermann, rechts und links von Woldemar aber Rex und Lorenzen ſaßen. Die Mittelplätze hatten Katzler und Czako inne. Neben einem großen alten Eichenbüffett, ganz in Nähe der Thür, ſtanden Engelke und Martin, Engelke in ſeiner ſandfarbenen Livree mit den großen Knöpfen, Martin, dem nur oblag, mit der Küche Verbindung zu halten, einfach in ſchwarzem Rock und Stulpſtiefeln.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/35>, abgerufen am 24.11.2024.