Alle setzten sich denn auch wieder in Trab, mit ihnen Fritz, der dabei näher an die voraufreitenden Herren herankam. Das Gespräch schwieg ganz, weil jeder in Erwartung der kommenden Dinge war.
Die Chaussee lief hier, auf eine gute Strecke, zwischen Pappeln hin, als man aber bis in unmittelbare Nähe von Kloster Wutz gekommen war, hörten diese Pappeln auf, und der sich mehr und mehr verschmälernde Weg wurde zu beiden Seiten von Feldsteinmauern eingefaßt, über die man alsbald in die verschiedensten Gartenanlagen mit allerhand Küchen- und Blumenbeeten und mit vielen Obstbäumen dazwischen hineinsah. Alle drei ließen jetzt die Pferde wieder in Schritt fallen.
"Der Garten hier links," sagte Woldemar, "ist der Garten der Domina, meiner Tante Adelheid; etwas pri¬ mitiv, aber wundervolles Obst. Und hier gleich rechts, da bauen die Stiftsdamen ihren Dill und ihren Meiran. Es sind aber nur ihrer vier, und wenn welche gestorben sind -- aber sie sterben selten -- so sind es noch weniger."
Unter diesen orientierenden Mitteilungen des hier aus seinen Knabenjahren her Weg und Steg kennenden Woldemar waren alle durch eine Maueröffnung in einen großen Wirtschaftshof eingeritten, der baulich so ziemlich jegliches enthielt, was hier, bis in die Tage des Dreißig¬ jährigen Krieges hinein, der dann freilich alles zerstörte,
Fontane, Der Stechlin. 7
Siebentes Kapitel.
Alle ſetzten ſich denn auch wieder in Trab, mit ihnen Fritz, der dabei näher an die voraufreitenden Herren herankam. Das Geſpräch ſchwieg ganz, weil jeder in Erwartung der kommenden Dinge war.
Die Chauſſee lief hier, auf eine gute Strecke, zwiſchen Pappeln hin, als man aber bis in unmittelbare Nähe von Kloſter Wutz gekommen war, hörten dieſe Pappeln auf, und der ſich mehr und mehr verſchmälernde Weg wurde zu beiden Seiten von Feldſteinmauern eingefaßt, über die man alsbald in die verſchiedenſten Gartenanlagen mit allerhand Küchen- und Blumenbeeten und mit vielen Obſtbäumen dazwiſchen hineinſah. Alle drei ließen jetzt die Pferde wieder in Schritt fallen.
„Der Garten hier links,“ ſagte Woldemar, „iſt der Garten der Domina, meiner Tante Adelheid; etwas pri¬ mitiv, aber wundervolles Obſt. Und hier gleich rechts, da bauen die Stiftsdamen ihren Dill und ihren Meiran. Es ſind aber nur ihrer vier, und wenn welche geſtorben ſind — aber ſie ſterben ſelten — ſo ſind es noch weniger.“
Unter dieſen orientierenden Mitteilungen des hier aus ſeinen Knabenjahren her Weg und Steg kennenden Woldemar waren alle durch eine Maueröffnung in einen großen Wirtſchaftshof eingeritten, der baulich ſo ziemlich jegliches enthielt, was hier, bis in die Tage des Dreißig¬ jährigen Krieges hinein, der dann freilich alles zerſtörte,
Fontane, Der Stechlin. 7
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0104"n="[97]"/><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Siebentes Kapitel.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Alle ſetzten ſich denn auch wieder in Trab, mit ihnen<lb/>
Fritz, der dabei näher an die voraufreitenden Herren<lb/>
herankam. Das Geſpräch ſchwieg ganz, weil jeder in<lb/>
Erwartung der kommenden Dinge war.</p><lb/><p>Die Chauſſee lief hier, auf eine gute Strecke, zwiſchen<lb/>
Pappeln hin, als man aber bis in unmittelbare Nähe<lb/>
von Kloſter Wutz gekommen war, hörten dieſe Pappeln<lb/>
auf, und der ſich mehr und mehr verſchmälernde Weg<lb/>
wurde zu beiden Seiten von Feldſteinmauern eingefaßt,<lb/>
über die man alsbald in die verſchiedenſten Gartenanlagen<lb/>
mit allerhand Küchen- und Blumenbeeten und mit vielen<lb/>
Obſtbäumen dazwiſchen hineinſah. Alle drei ließen jetzt<lb/>
die Pferde wieder in Schritt fallen.</p><lb/><p>„Der Garten hier links,“ſagte Woldemar, „iſt der<lb/>
Garten der Domina, meiner Tante Adelheid; etwas pri¬<lb/>
mitiv, aber wundervolles Obſt. Und hier gleich rechts,<lb/>
da bauen die Stiftsdamen ihren Dill und ihren Meiran.<lb/>
Es ſind aber nur ihrer vier, und wenn welche geſtorben<lb/>ſind — aber ſie ſterben ſelten —ſo ſind es noch weniger.“</p><lb/><p>Unter dieſen orientierenden Mitteilungen des hier<lb/>
aus ſeinen Knabenjahren her Weg und Steg kennenden<lb/>
Woldemar waren alle durch eine Maueröffnung in einen<lb/>
großen Wirtſchaftshof eingeritten, der baulich ſo ziemlich<lb/>
jegliches enthielt, was hier, bis in die Tage des Dreißig¬<lb/>
jährigen Krieges hinein, der dann freilich alles zerſtörte,<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Fontane</hi>, Der Stechlin. 7<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[[97]/0104]
Siebentes Kapitel.
Alle ſetzten ſich denn auch wieder in Trab, mit ihnen
Fritz, der dabei näher an die voraufreitenden Herren
herankam. Das Geſpräch ſchwieg ganz, weil jeder in
Erwartung der kommenden Dinge war.
Die Chauſſee lief hier, auf eine gute Strecke, zwiſchen
Pappeln hin, als man aber bis in unmittelbare Nähe
von Kloſter Wutz gekommen war, hörten dieſe Pappeln
auf, und der ſich mehr und mehr verſchmälernde Weg
wurde zu beiden Seiten von Feldſteinmauern eingefaßt,
über die man alsbald in die verſchiedenſten Gartenanlagen
mit allerhand Küchen- und Blumenbeeten und mit vielen
Obſtbäumen dazwiſchen hineinſah. Alle drei ließen jetzt
die Pferde wieder in Schritt fallen.
„Der Garten hier links,“ ſagte Woldemar, „iſt der
Garten der Domina, meiner Tante Adelheid; etwas pri¬
mitiv, aber wundervolles Obſt. Und hier gleich rechts,
da bauen die Stiftsdamen ihren Dill und ihren Meiran.
Es ſind aber nur ihrer vier, und wenn welche geſtorben
ſind — aber ſie ſterben ſelten — ſo ſind es noch weniger.“
Unter dieſen orientierenden Mitteilungen des hier
aus ſeinen Knabenjahren her Weg und Steg kennenden
Woldemar waren alle durch eine Maueröffnung in einen
großen Wirtſchaftshof eingeritten, der baulich ſo ziemlich
jegliches enthielt, was hier, bis in die Tage des Dreißig¬
jährigen Krieges hinein, der dann freilich alles zerſtörte,
Fontane, Der Stechlin. 7
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. [97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/104>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.