Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894."Wir sind nun also wieder da, Eveline," sagte der Hofrat Gottgetreu zu seiner Frau, denselben Abend noch, wo beide, nach einem sechswöchentlichen Aufenthalt in Ilmenau, wieder in die Residenz zurückgekehrt waren. "Wir sind nun also wieder da. Und es ist auch gut, daß wir wieder da sind, was ich hier aussprechen darf, ohne mich irgend einer Undankbarkeit gegen die schönen Wochen schuldig zu machen, die jetzt hinter uns liegen. Ja, schöne Wochen! Ich war ein andrer Mensch, und nicht ein einziges Mal hab' ich von dem herrlichen Kickelhahn-Kamm in das Waldesmeer und die Waldesruhe niedergeblickt, ohne die Schönheit und Tiefe der dort oben eingerahmten Dichterzeilen an mir selber empfunden zu haben. ,Ueber allen Gipfeln ist Ruh'. Ach, mehr als das; es war mir immer als ob ich es selber hätte schreiben können. Aber dies mag eine „Wir sind nun also wieder da, Eveline,“ sagte der Hofrat Gottgetreu zu seiner Frau, denselben Abend noch, wo beide, nach einem sechswöchentlichen Aufenthalt in Ilmenau, wieder in die Residenz zurückgekehrt waren. „Wir sind nun also wieder da. Und es ist auch gut, daß wir wieder da sind, was ich hier aussprechen darf, ohne mich irgend einer Undankbarkeit gegen die schönen Wochen schuldig zu machen, die jetzt hinter uns liegen. Ja, schöne Wochen! Ich war ein andrer Mensch, und nicht ein einziges Mal hab’ ich von dem herrlichen Kickelhahn-Kamm in das Waldesmeer und die Waldesruhe niedergeblickt, ohne die Schönheit und Tiefe der dort oben eingerahmten Dichterzeilen an mir selber empfunden zu haben. ‚Ueber allen Gipfeln ist Ruh‘. Ach, mehr als das; es war mir immer als ob ich es selber hätte schreiben können. Aber dies mag eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0021" n="19"/> <p>„Wir sind nun also wieder da, Eveline,“ sagte der Hofrat Gottgetreu zu seiner Frau, denselben Abend noch, wo beide, nach einem sechswöchentlichen Aufenthalt in Ilmenau, wieder in die Residenz zurückgekehrt waren.</p><lb/> <p>„Wir sind nun also wieder da. Und es ist auch <hi rendition="#g">gut</hi>, daß wir wieder da sind, was ich hier aussprechen darf, ohne mich irgend einer Undankbarkeit gegen die schönen Wochen schuldig zu machen, die jetzt hinter uns liegen. Ja, schöne Wochen! Ich war ein andrer Mensch, und nicht ein einziges Mal hab’ ich von dem herrlichen Kickelhahn-Kamm in das Waldesmeer und die Waldesruhe niedergeblickt, ohne die Schönheit und Tiefe der dort oben eingerahmten Dichterzeilen an mir selber empfunden zu haben. ‚Ueber allen Gipfeln ist Ruh‘. Ach, mehr als das; es war mir immer als ob ich es selber hätte schreiben können. Aber dies mag eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0021]
„Wir sind nun also wieder da, Eveline,“ sagte der Hofrat Gottgetreu zu seiner Frau, denselben Abend noch, wo beide, nach einem sechswöchentlichen Aufenthalt in Ilmenau, wieder in die Residenz zurückgekehrt waren.
„Wir sind nun also wieder da. Und es ist auch gut, daß wir wieder da sind, was ich hier aussprechen darf, ohne mich irgend einer Undankbarkeit gegen die schönen Wochen schuldig zu machen, die jetzt hinter uns liegen. Ja, schöne Wochen! Ich war ein andrer Mensch, und nicht ein einziges Mal hab’ ich von dem herrlichen Kickelhahn-Kamm in das Waldesmeer und die Waldesruhe niedergeblickt, ohne die Schönheit und Tiefe der dort oben eingerahmten Dichterzeilen an mir selber empfunden zu haben. ‚Ueber allen Gipfeln ist Ruh‘. Ach, mehr als das; es war mir immer als ob ich es selber hätte schreiben können. Aber dies mag eine
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/21>, abgerufen am 25.07.2024. |