Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.jungen Dame. Da trat Hampel persönlich auf, mit einer zweimal überdestillierten und mit weißen Zinkblüten aus der Josephinenhütte sorglich untermischten Schneeball-Essenz, und siehe da, in drei Wochen war das Mal fort und in fünf Wochen war Hochzeit. Das blieb Hampeln unvergessen und entschied viel viel mehr noch, als das voraufgegangene kronprinzliche ,Hampel hat recht' über sein weiteres Leben, das namentlich ohne diesen letzteren Zwischenfall nicht so glücklich verlaufen wäre, wie's thatsächlich durch noch vierzig Jahre hin der Fall war. Und hier muß ich den Gang meiner Erzählung auf einen Augenblick unterbrechen. Es war nämlich kurz vor König Friedrich Wilhelms III. Hinscheiden gewesen, daß diese Scene mit dem Hoffräulein gespielt hatte. Nun stand zwar der neue König genau so wie der alte zu Hampel und dachte gar nicht daran, ihm die Geschichte vom ,Schwefel- und Eisengeist' je zu vergessen, aber unglücklicherweise traten um eben diese Zeit die Gesetze gegen Medizinalpfuscherei wieder frisch in Kraft, und auch Hampel sah sich davon bedroht und schien, trotz besten Leumunds, der Strenge dieser Gesetzgebung erliegen zu sollen. Ein Strafmandat folgte dem andern, und unser Langhübler Freund wäre verloren gewesen, wenn er sich nicht jungen Dame. Da trat Hampel persönlich auf, mit einer zweimal überdestillierten und mit weißen Zinkblüten aus der Josephinenhütte sorglich untermischten Schneeball-Essenz, und siehe da, in drei Wochen war das Mal fort und in fünf Wochen war Hochzeit. Das blieb Hampeln unvergessen und entschied viel viel mehr noch, als das voraufgegangene kronprinzliche ‚Hampel hat recht‘ über sein weiteres Leben, das namentlich ohne diesen letzteren Zwischenfall nicht so glücklich verlaufen wäre, wie’s thatsächlich durch noch vierzig Jahre hin der Fall war. Und hier muß ich den Gang meiner Erzählung auf einen Augenblick unterbrechen. Es war nämlich kurz vor König Friedrich Wilhelms III. Hinscheiden gewesen, daß diese Scene mit dem Hoffräulein gespielt hatte. Nun stand zwar der neue König genau so wie der alte zu Hampel und dachte gar nicht daran, ihm die Geschichte vom ‚Schwefel- und Eisengeist‘ je zu vergessen, aber unglücklicherweise traten um eben diese Zeit die Gesetze gegen Medizinalpfuscherei wieder frisch in Kraft, und auch Hampel sah sich davon bedroht und schien, trotz besten Leumunds, der Strenge dieser Gesetzgebung erliegen zu sollen. Ein Strafmandat folgte dem andern, und unser Langhübler Freund wäre verloren gewesen, wenn er sich nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="191"/> jungen Dame. Da trat Hampel persönlich auf, mit einer zweimal überdestillierten und mit weißen Zinkblüten aus der Josephinenhütte sorglich untermischten <hi rendition="#g">Schneeball</hi>-Essenz, und siehe da, in drei Wochen war das Mal fort und in fünf Wochen war Hochzeit. Das blieb Hampeln unvergessen und entschied viel viel mehr noch, als das voraufgegangene kronprinzliche ‚Hampel hat recht‘ über sein weiteres Leben, das namentlich ohne diesen letzteren Zwischenfall nicht so glücklich verlaufen wäre, wie’s thatsächlich durch noch vierzig Jahre hin der Fall war. Und hier muß ich den Gang meiner Erzählung auf einen Augenblick unterbrechen.</p><lb/> <p>Es war nämlich kurz vor König Friedrich Wilhelms III. Hinscheiden gewesen, daß diese Scene mit dem Hoffräulein gespielt hatte. Nun stand zwar der neue König genau so wie der alte zu Hampel und dachte gar nicht daran, ihm die Geschichte vom ‚Schwefel- und Eisengeist‘ je zu vergessen, aber unglücklicherweise traten um eben diese Zeit die Gesetze gegen Medizinalpfuscherei wieder frisch in Kraft, und auch Hampel sah sich davon bedroht und schien, trotz besten Leumunds, der Strenge dieser Gesetzgebung erliegen zu sollen. Ein Strafmandat folgte dem andern, und unser Langhübler Freund wäre verloren gewesen, wenn er sich nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0193]
jungen Dame. Da trat Hampel persönlich auf, mit einer zweimal überdestillierten und mit weißen Zinkblüten aus der Josephinenhütte sorglich untermischten Schneeball-Essenz, und siehe da, in drei Wochen war das Mal fort und in fünf Wochen war Hochzeit. Das blieb Hampeln unvergessen und entschied viel viel mehr noch, als das voraufgegangene kronprinzliche ‚Hampel hat recht‘ über sein weiteres Leben, das namentlich ohne diesen letzteren Zwischenfall nicht so glücklich verlaufen wäre, wie’s thatsächlich durch noch vierzig Jahre hin der Fall war. Und hier muß ich den Gang meiner Erzählung auf einen Augenblick unterbrechen.
Es war nämlich kurz vor König Friedrich Wilhelms III. Hinscheiden gewesen, daß diese Scene mit dem Hoffräulein gespielt hatte. Nun stand zwar der neue König genau so wie der alte zu Hampel und dachte gar nicht daran, ihm die Geschichte vom ‚Schwefel- und Eisengeist‘ je zu vergessen, aber unglücklicherweise traten um eben diese Zeit die Gesetze gegen Medizinalpfuscherei wieder frisch in Kraft, und auch Hampel sah sich davon bedroht und schien, trotz besten Leumunds, der Strenge dieser Gesetzgebung erliegen zu sollen. Ein Strafmandat folgte dem andern, und unser Langhübler Freund wäre verloren gewesen, wenn er sich nicht
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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