Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Arzt oder Wundarzt war damals, und noch bis in die neuere Zeit hinein, nicht zu denken, und weil es weit war bis nach Warmbrunn oder bis in die Schmiedeberger Apotheke, so waren die Baudenleute herzlich froh, daß sie die Laboranten so mitten unter sich hatten, die Laboranten, ,die so gut waren wie die Doktors und eigentlich noch besser.' Am frohsten aber waren die Langhübler, weil sie den Hieronymus Hampel hatten, unsern Hampel drüben, von dem ein berühmter Breslauer Arzt gesagt haben sollte: ,wenn ich nicht mehr aus noch ein weiß, dann schreib' ich an Hampel und der schickt dann 'was. Und der Fall ist noch nicht dagewesen, daß das Hampelsche nicht geholfen hätte.' Das alles wußten die Langhübler, und die paar Neunmalweisen, die darüber lachten und der Meinung waren: ,der berühmte Breslauer Doktor existiere gar nicht und alles sei blos eine von Hampel selbst und von Geschäftswegen erfundene Geschichte,' diese paar Neunmalweisen konnten nicht aufkommen, was sich am besten auf den Messen und Jahrmärkten zeigte, die Hampel nicht blos bis Hirschberg und Schmiedeberg, sondern sogar bis Lauban und Görlitz hin beschickte. Nach all diesen Orten hin gingen die kleinen länglichen, immer sechseckigen Flaschen, die, weil unten zugespitzt, regelmäßig umfielen (was durchaus mit Arzt oder Wundarzt war damals, und noch bis in die neuere Zeit hinein, nicht zu denken, und weil es weit war bis nach Warmbrunn oder bis in die Schmiedeberger Apotheke, so waren die Baudenleute herzlich froh, daß sie die Laboranten so mitten unter sich hatten, die Laboranten, ‚die so gut waren wie die Doktors und eigentlich noch besser.‘ Am frohsten aber waren die Langhübler, weil sie den Hieronymus Hampel hatten, unsern Hampel drüben, von dem ein berühmter Breslauer Arzt gesagt haben sollte: ‚wenn ich nicht mehr aus noch ein weiß, dann schreib’ ich an Hampel und der schickt dann ’was. Und der Fall ist noch nicht dagewesen, daß das Hampelsche nicht geholfen hätte.‘ Das alles wußten die Langhübler, und die paar Neunmalweisen, die darüber lachten und der Meinung waren: ‚der berühmte Breslauer Doktor existiere gar nicht und alles sei blos eine von Hampel selbst und von Geschäftswegen erfundene Geschichte,‘ diese paar Neunmalweisen konnten nicht aufkommen, was sich am besten auf den Messen und Jahrmärkten zeigte, die Hampel nicht blos bis Hirschberg und Schmiedeberg, sondern sogar bis Lauban und Görlitz hin beschickte. Nach all diesen Orten hin gingen die kleinen länglichen, immer sechseckigen Flaschen, die, weil unten zugespitzt, regelmäßig umfielen (was durchaus mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="184"/> Arzt oder Wundarzt war damals, und noch bis in die neuere Zeit hinein, nicht zu denken, und weil es weit war bis nach Warmbrunn oder bis in die Schmiedeberger Apotheke, so waren die Baudenleute herzlich froh, daß sie die Laboranten so mitten unter sich hatten, die Laboranten, ‚die so gut waren wie die Doktors und eigentlich noch besser.‘ Am frohsten aber waren die Langhübler, weil sie den Hieronymus Hampel hatten, unsern Hampel drüben, von dem ein berühmter Breslauer Arzt gesagt haben sollte: ‚wenn ich nicht mehr aus noch ein weiß, dann schreib’ ich an Hampel und der schickt dann ’was. Und der Fall ist noch nicht dagewesen, daß das Hampelsche nicht geholfen hätte.‘ Das alles wußten die Langhübler, und die paar Neunmalweisen, die darüber lachten und der Meinung waren: ‚der berühmte Breslauer Doktor existiere gar nicht und alles sei blos eine von Hampel selbst und von Geschäftswegen erfundene Geschichte,‘ diese paar Neunmalweisen konnten nicht aufkommen, was sich am besten auf den Messen und Jahrmärkten zeigte, die Hampel nicht blos bis Hirschberg und Schmiedeberg, sondern sogar bis Lauban und Görlitz hin beschickte. Nach all diesen Orten hin gingen die kleinen länglichen, immer sechseckigen Flaschen, die, weil unten zugespitzt, regelmäßig umfielen (was durchaus mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0186]
Arzt oder Wundarzt war damals, und noch bis in die neuere Zeit hinein, nicht zu denken, und weil es weit war bis nach Warmbrunn oder bis in die Schmiedeberger Apotheke, so waren die Baudenleute herzlich froh, daß sie die Laboranten so mitten unter sich hatten, die Laboranten, ‚die so gut waren wie die Doktors und eigentlich noch besser.‘ Am frohsten aber waren die Langhübler, weil sie den Hieronymus Hampel hatten, unsern Hampel drüben, von dem ein berühmter Breslauer Arzt gesagt haben sollte: ‚wenn ich nicht mehr aus noch ein weiß, dann schreib’ ich an Hampel und der schickt dann ’was. Und der Fall ist noch nicht dagewesen, daß das Hampelsche nicht geholfen hätte.‘ Das alles wußten die Langhübler, und die paar Neunmalweisen, die darüber lachten und der Meinung waren: ‚der berühmte Breslauer Doktor existiere gar nicht und alles sei blos eine von Hampel selbst und von Geschäftswegen erfundene Geschichte,‘ diese paar Neunmalweisen konnten nicht aufkommen, was sich am besten auf den Messen und Jahrmärkten zeigte, die Hampel nicht blos bis Hirschberg und Schmiedeberg, sondern sogar bis Lauban und Görlitz hin beschickte. Nach all diesen Orten hin gingen die kleinen länglichen, immer sechseckigen Flaschen, die, weil unten zugespitzt, regelmäßig umfielen (was durchaus mit
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
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