Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ach was, die Sterne ..."

Trotzdem gab sie nach, und als sie seinen Arm genommen und draußen ein beliebiges Sternbild für den großen Bären erklärt hatte, traten beide an ein einen Vorsprung einfassendes Schutzgeländer heran, von dem aus man bei Tagesschein einen wundervollen Fernblick hatte. Jetzt freilich lag Alles nur in nächtlichem Schleier, und erst als beider Augen, nach langem Suchen unten im Thale, wieder an den Fuß des Koppenkegels zurücklenkten, sahen sie, genau da, wo die dunklen Waldmassen ihren Anfang nahmen, ein plötzliches Aufleuchten. Und dann schwand es wieder und dann war es wieder da.

"Was ist das?" sagte die Braut.

"Das sind Glühwürmer."

"Ach, bist Du dumm. Glühwürmer sind wie Streichhölzchen, und was wir da vor uns haben, ist wie ein Fackelzug. Ich habe den bei Moltke geseh'n ... Und nun komm wieder hinein; mich friert hier, und ich bin fürs Mollige. Und drin will ich dann die Schließerin fragen, was es eigentlich gewesen."

Und sie fragte drin auch wirklich. "Wir haben da Lichter gesehen. Sind es Fackeln?"

"Ja," sagte die Schließerin. "Es sind Fackeln; sie tragen einen alten Herrn nach Hirschberg hinunter.

„Ach was, die Sterne …“

Trotzdem gab sie nach, und als sie seinen Arm genommen und draußen ein beliebiges Sternbild für den großen Bären erklärt hatte, traten beide an ein einen Vorsprung einfassendes Schutzgeländer heran, von dem aus man bei Tagesschein einen wundervollen Fernblick hatte. Jetzt freilich lag Alles nur in nächtlichem Schleier, und erst als beider Augen, nach langem Suchen unten im Thale, wieder an den Fuß des Koppenkegels zurücklenkten, sahen sie, genau da, wo die dunklen Waldmassen ihren Anfang nahmen, ein plötzliches Aufleuchten. Und dann schwand es wieder und dann war es wieder da.

„Was ist das?“ sagte die Braut.

„Das sind Glühwürmer.“

„Ach, bist Du dumm. Glühwürmer sind wie Streichhölzchen, und was wir da vor uns haben, ist wie ein Fackelzug. Ich habe den bei Moltke geseh’n … Und nun komm wieder hinein; mich friert hier, und ich bin fürs Mollige. Und drin will ich dann die Schließerin fragen, was es eigentlich gewesen.“

Und sie fragte drin auch wirklich. „Wir haben da Lichter gesehen. Sind es Fackeln?“

„Ja,“ sagte die Schließerin. „Es sind Fackeln; sie tragen einen alten Herrn nach Hirschberg hinunter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0177" n="175"/>
        <p>&#x201E;Ach was, die Sterne &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Trotzdem gab sie nach, und als sie seinen Arm genommen und draußen ein beliebiges                     Sternbild für den großen Bären erklärt hatte, traten beide an ein einen                     Vorsprung einfassendes Schutzgeländer heran, von dem aus man bei Tagesschein                     einen wundervollen Fernblick hatte. Jetzt freilich lag Alles nur in nächtlichem                     Schleier, und erst als beider Augen, nach langem Suchen unten im Thale, wieder                     an den Fuß des Koppenkegels zurücklenkten, sahen sie, genau da, wo die dunklen                     Waldmassen ihren Anfang nahmen, ein plötzliches Aufleuchten. Und dann schwand es                     wieder und dann war es wieder da.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was ist das?&#x201C; sagte die Braut.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das sind Glühwürmer.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, bist Du dumm. Glühwürmer sind wie Streichhölzchen, und was wir da vor uns                     haben, ist wie ein Fackelzug. Ich habe den bei Moltke geseh&#x2019;n &#x2026; Und nun                     komm wieder hinein; mich friert hier, und ich bin fürs Mollige. Und drin will                     ich dann die Schließerin fragen, was es eigentlich gewesen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Und sie fragte drin auch wirklich. &#x201E;Wir haben da Lichter gesehen. Sind es                     Fackeln?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja,&#x201C; sagte die Schließerin. &#x201E;Es sind Fackeln; sie tragen einen alten Herrn nach                     Hirschberg hinunter.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0177] „Ach was, die Sterne …“ Trotzdem gab sie nach, und als sie seinen Arm genommen und draußen ein beliebiges Sternbild für den großen Bären erklärt hatte, traten beide an ein einen Vorsprung einfassendes Schutzgeländer heran, von dem aus man bei Tagesschein einen wundervollen Fernblick hatte. Jetzt freilich lag Alles nur in nächtlichem Schleier, und erst als beider Augen, nach langem Suchen unten im Thale, wieder an den Fuß des Koppenkegels zurücklenkten, sahen sie, genau da, wo die dunklen Waldmassen ihren Anfang nahmen, ein plötzliches Aufleuchten. Und dann schwand es wieder und dann war es wieder da. „Was ist das?“ sagte die Braut. „Das sind Glühwürmer.“ „Ach, bist Du dumm. Glühwürmer sind wie Streichhölzchen, und was wir da vor uns haben, ist wie ein Fackelzug. Ich habe den bei Moltke geseh’n … Und nun komm wieder hinein; mich friert hier, und ich bin fürs Mollige. Und drin will ich dann die Schließerin fragen, was es eigentlich gewesen.“ Und sie fragte drin auch wirklich. „Wir haben da Lichter gesehen. Sind es Fackeln?“ „Ja,“ sagte die Schließerin. „Es sind Fackeln; sie tragen einen alten Herrn nach Hirschberg hinunter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.

Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/177
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/177>, abgerufen am 23.11.2024.