Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

drei Stunden Museum, mit immer neuem Sehen und Nachschlagen, sind wirklich kein Spaß und ich beneide Sie da mit Ihrem Roastbeef und Ihrer Tasse Bouillon. Aber man muß sich in die Schule nehmen, auch wenn man ein Schulrat ist, oder vielleicht dann erst recht. Wir essen um fünf und wenn man um 21/2 ein reichliches Gabelfrühstück nimmt, so sitzt man um fünf als ein Unwürdiger bei Tisch.'"

"Aber fünf ist etwas spät" warf James hier ein, der augenscheinlich die Tendenz verfolgte, den Schulräten neben den Banquiers eine bescheidene Stellung anzuweisen.

"Ganz meine Meinung" entgegnete Markauer "und ich nahm auch nicht Anstand, dieser meiner Meinung unverhohlen Ausdruck zu geben."

"Und wie wurde das aufgenommen? Alle modernen Menschen sind ziemlich empfindlich in diesem Punkte."

"Meddelhammer war es nicht," fuhr Markauer fort. "Dazu war er doch zu klug. Er lachte nur und sagte: ,Fünf Uhr ist spät, natürlich, und wenn wir zu Hause sind, so essen wir gut bürgerlich um zwei. Nur keine Neuerungen, wo sie nicht nötig sind.' Ich meinerseits wollte selbstverständlich einlenken und alles wieder begleichen, er ließ es

drei Stunden Museum, mit immer neuem Sehen und Nachschlagen, sind wirklich kein Spaß und ich beneide Sie da mit Ihrem Roastbeef und Ihrer Tasse Bouillon. Aber man muß sich in die Schule nehmen, auch wenn man ein Schulrat ist, oder vielleicht dann erst recht. Wir essen um fünf und wenn man um 2½ ein reichliches Gabelfrühstück nimmt, so sitzt man um fünf als ein Unwürdiger bei Tisch.‘“

„Aber fünf ist etwas spät“ warf James hier ein, der augenscheinlich die Tendenz verfolgte, den Schulräten neben den Banquiers eine bescheidene Stellung anzuweisen.

„Ganz meine Meinung“ entgegnete Markauer „und ich nahm auch nicht Anstand, dieser meiner Meinung unverhohlen Ausdruck zu geben.“

„Und wie wurde das aufgenommen? Alle modernen Menschen sind ziemlich empfindlich in diesem Punkte.“

„Meddelhammer war es nicht,“ fuhr Markauer fort. „Dazu war er doch zu klug. Er lachte nur und sagte: ‚Fünf Uhr ist spät, natürlich, und wenn wir zu Hause sind, so essen wir gut bürgerlich um zwei. Nur keine Neuerungen, wo sie nicht nötig sind.‘ Ich meinerseits wollte selbstverständlich einlenken und alles wieder begleichen, er ließ es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0152" n="150"/>
drei Stunden Museum, mit immer neuem Sehen und Nachschlagen, sind wirklich                     kein Spaß und ich beneide Sie da mit Ihrem Roastbeef und Ihrer Tasse Bouillon.                     Aber man muß sich in die Schule nehmen, auch wenn man ein Schulrat ist, oder                     vielleicht dann erst recht. Wir essen um fünf und wenn man um 2½ ein reichliches                     Gabelfrühstück nimmt, so sitzt man um fünf als ein Unwürdiger bei Tisch.&#x2018;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber fünf ist etwas spät&#x201C; warf James hier ein, der augenscheinlich die Tendenz                     verfolgte, den Schulräten neben den Banquiers eine bescheidene Stellung                     anzuweisen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ganz meine Meinung&#x201C; entgegnete Markauer &#x201E;und ich nahm auch nicht Anstand, dieser                     meiner Meinung unverhohlen Ausdruck zu geben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und wie wurde das aufgenommen? Alle modernen Menschen sind ziemlich empfindlich                     in diesem Punkte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Meddelhammer war es <hi rendition="#g">nicht</hi>,&#x201C; fuhr Markauer fort. &#x201E;Dazu                     war er doch zu klug. Er lachte nur und sagte: &#x201A;Fünf Uhr ist spät, natürlich, und                     wenn wir zu Hause sind, so essen wir gut bürgerlich um zwei. Nur keine                     Neuerungen, wo sie nicht nötig sind.&#x2018; Ich meinerseits wollte selbstverständlich                     einlenken und alles wieder begleichen, er ließ es
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0152] drei Stunden Museum, mit immer neuem Sehen und Nachschlagen, sind wirklich kein Spaß und ich beneide Sie da mit Ihrem Roastbeef und Ihrer Tasse Bouillon. Aber man muß sich in die Schule nehmen, auch wenn man ein Schulrat ist, oder vielleicht dann erst recht. Wir essen um fünf und wenn man um 2½ ein reichliches Gabelfrühstück nimmt, so sitzt man um fünf als ein Unwürdiger bei Tisch.‘“ „Aber fünf ist etwas spät“ warf James hier ein, der augenscheinlich die Tendenz verfolgte, den Schulräten neben den Banquiers eine bescheidene Stellung anzuweisen. „Ganz meine Meinung“ entgegnete Markauer „und ich nahm auch nicht Anstand, dieser meiner Meinung unverhohlen Ausdruck zu geben.“ „Und wie wurde das aufgenommen? Alle modernen Menschen sind ziemlich empfindlich in diesem Punkte.“ „Meddelhammer war es nicht,“ fuhr Markauer fort. „Dazu war er doch zu klug. Er lachte nur und sagte: ‚Fünf Uhr ist spät, natürlich, und wenn wir zu Hause sind, so essen wir gut bürgerlich um zwei. Nur keine Neuerungen, wo sie nicht nötig sind.‘ Ich meinerseits wollte selbstverständlich einlenken und alles wieder begleichen, er ließ es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.

Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/152
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/152>, abgerufen am 23.11.2024.