Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.und gleich danach zu Tische zu gehn. Aber ich bitte Sie, Doktor, wie kann man so feinfühlig sein? Da hört zuletzt alles auf und Sie können kein belegtes Butterbrod essen, wenn zufällig einer begraben wird." "Kann ich auch wirklich nicht." "Prachtvoll. Was im Zeitalter der angegriffenen Nerven alles vorkommt ... Aber wie Sie wollen ... Erst in die Gruft also und dann zum Pastor. Und dann nach Haus und zu Tisch." "Und dann?" "Ich denke, wir überlassen das der historischen Entwicklung." "Offen gestanden, mich persönlich würd' es beruhigen, genau zu wissen, was vorliegt, und was in Sicht steht." "Gut. Meinetwegen auch das. Und so schlag' ich denn vor, wir bestimmen Otto, gleich nach Tisch den Pürschwagen anspannen zu lassen. Er stößt etwas, aber das gehört mit dazu. Dann besuchen wir den alten Oberförster. Er ist froh, wenn er mal ein anderes Gesicht sieht. Und dann in den Wald hinein oder noch besser draußen am Wald entlang. Es ist jetzt freilich nicht viel los und die Hirsch' und Rehe schreiten einher wie im Paradiese und gleich danach zu Tische zu gehn. Aber ich bitte Sie, Doktor, wie kann man so feinfühlig sein? Da hört zuletzt alles auf und Sie können kein belegtes Butterbrod essen, wenn zufällig einer begraben wird.“ „Kann ich auch wirklich nicht.“ „Prachtvoll. Was im Zeitalter der angegriffenen Nerven alles vorkommt … Aber wie Sie wollen … Erst in die Gruft also und dann zum Pastor. Und dann nach Haus und zu Tisch.“ „Und dann?“ „Ich denke, wir überlassen das der historischen Entwicklung.“ „Offen gestanden, mich persönlich würd’ es beruhigen, genau zu wissen, was vorliegt, und was in Sicht steht.“ „Gut. Meinetwegen auch das. Und so schlag’ ich denn vor, wir bestimmen Otto, gleich nach Tisch den Pürschwagen anspannen zu lassen. Er stößt etwas, aber das gehört mit dazu. Dann besuchen wir den alten Oberförster. Er ist froh, wenn er mal ein anderes Gesicht sieht. Und dann in den Wald hinein oder noch besser draußen am Wald entlang. Es ist jetzt freilich nicht viel los und die Hirsch’ und Rehe schreiten einher wie im Paradiese <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="114"/> und gleich danach zu Tische zu gehn. Aber ich bitte Sie, Doktor, wie kann man so feinfühlig sein? Da hört zuletzt alles auf und Sie können kein belegtes Butterbrod essen, wenn zufällig einer begraben wird.“</p><lb/> <p>„Kann ich auch wirklich nicht.“</p><lb/> <p>„Prachtvoll. Was im Zeitalter der angegriffenen Nerven alles vorkommt … Aber wie Sie wollen … Erst in die Gruft also und <hi rendition="#g">dann</hi> zum Pastor. Und dann nach Haus und zu Tisch.“</p><lb/> <p>„Und dann?“</p><lb/> <p>„Ich denke, wir überlassen das der historischen Entwicklung.“</p><lb/> <p>„Offen gestanden, mich persönlich würd’ es beruhigen, genau zu wissen, was vorliegt, und was in Sicht steht.“</p><lb/> <p>„Gut. Meinetwegen auch das. Und so schlag’ ich denn vor, wir bestimmen Otto, gleich nach Tisch den Pürschwagen anspannen zu lassen. Er stößt etwas, aber das gehört mit dazu. Dann besuchen wir den alten Oberförster. Er ist froh, wenn er mal ein anderes Gesicht sieht. Und dann in den Wald hinein oder noch besser draußen am Wald entlang. Es ist jetzt freilich nicht viel los und die Hirsch’ und Rehe schreiten einher wie im Paradiese </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0116]
und gleich danach zu Tische zu gehn. Aber ich bitte Sie, Doktor, wie kann man so feinfühlig sein? Da hört zuletzt alles auf und Sie können kein belegtes Butterbrod essen, wenn zufällig einer begraben wird.“
„Kann ich auch wirklich nicht.“
„Prachtvoll. Was im Zeitalter der angegriffenen Nerven alles vorkommt … Aber wie Sie wollen … Erst in die Gruft also und dann zum Pastor. Und dann nach Haus und zu Tisch.“
„Und dann?“
„Ich denke, wir überlassen das der historischen Entwicklung.“
„Offen gestanden, mich persönlich würd’ es beruhigen, genau zu wissen, was vorliegt, und was in Sicht steht.“
„Gut. Meinetwegen auch das. Und so schlag’ ich denn vor, wir bestimmen Otto, gleich nach Tisch den Pürschwagen anspannen zu lassen. Er stößt etwas, aber das gehört mit dazu. Dann besuchen wir den alten Oberförster. Er ist froh, wenn er mal ein anderes Gesicht sieht. Und dann in den Wald hinein oder noch besser draußen am Wald entlang. Es ist jetzt freilich nicht viel los und die Hirsch’ und Rehe schreiten einher wie im Paradiese
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/116>, abgerufen am 04.07.2024. |