Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.gleichzeitig mit einer sorglich gepackten Kiste, deren Eintreffen Friederike, wenn sie sie öffnete, jedesmal mit derselben Rede begleitete: "Wieder frische Eier und alle eingewickelt und in Häcksel. Ja, das laß ich mir gefallen, gnäd'ge Frau. Denn erstens kriegt man keine frischen, wenn es auch drauf steht, und zweitens sind Eier doch immer besser, als was eben erst geschlachtet is. Ente geht noch, weil Ente fett ist; aber schon bei Hühnern fängt es an, und ist es gar Kalb, dann hat es immer einen Stich ... Un ich werde auch gleich eins kochen, gnäd'ge Frau; Sie müssen sich auch 'mal was gönnen. Es ist wahr, Sie haben ja die Bonbons, aber das giebt keine Kraft un is bloß von wegen den Husten." Sophiens Briefe teilten sich, der Zeit nach, in solche, die sich mit ihrer fortschreitenden Genesung und, als diese schließlich da war, mit ihrer malerischen Thätigkeit beschäftigten. Diese Briefe zu lesen, war immer ein Vergnügen, und einzelne davon nahm Manon sogar mit zu Bartensteins, um sie da zum besten zu geben, aber freilich meist nur, wenn der Alte zugegen war, der so was gern hörte, während die Damen eigentlich nur aus Artigkeit folgten. Flora (vielleicht weil sie wegen eines geplanten Ausfluges nach Olympia gerade Neugriechisch lernte) hatte eine Neigung, alles "unbedeutend" zu finden, gleichzeitig mit einer sorglich gepackten Kiste, deren Eintreffen Friederike, wenn sie sie öffnete, jedesmal mit derselben Rede begleitete: „Wieder frische Eier und alle eingewickelt und in Häcksel. Ja, das laß ich mir gefallen, gnäd’ge Frau. Denn erstens kriegt man keine frischen, wenn es auch drauf steht, und zweitens sind Eier doch immer besser, als was eben erst geschlachtet is. Ente geht noch, weil Ente fett ist; aber schon bei Hühnern fängt es an, und ist es gar Kalb, dann hat es immer einen Stich … Un ich werde auch gleich eins kochen, gnäd’ge Frau; Sie müssen sich auch ’mal was gönnen. Es ist wahr, Sie haben ja die Bonbons, aber das giebt keine Kraft un is bloß von wegen den Husten.“ Sophiens Briefe teilten sich, der Zeit nach, in solche, die sich mit ihrer fortschreitenden Genesung und, als diese schließlich da war, mit ihrer malerischen Thätigkeit beschäftigten. Diese Briefe zu lesen, war immer ein Vergnügen, und einzelne davon nahm Manon sogar mit zu Bartensteins, um sie da zum besten zu geben, aber freilich meist nur, wenn der Alte zugegen war, der so was gern hörte, während die Damen eigentlich nur aus Artigkeit folgten. Flora (vielleicht weil sie wegen eines geplanten Ausfluges nach Olympia gerade Neugriechisch lernte) hatte eine Neigung, alles „unbedeutend“ zu finden, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0139" n="132"/> gleichzeitig mit einer sorglich gepackten Kiste, deren Eintreffen Friederike, wenn sie sie öffnete, jedesmal mit derselben Rede begleitete: „Wieder frische Eier und alle eingewickelt und in Häcksel. Ja, das laß ich mir gefallen, gnäd’ge Frau. Denn erstens kriegt man keine frischen, wenn es auch drauf steht, und zweitens sind Eier doch immer besser, als was eben erst geschlachtet is. Ente geht noch, weil Ente fett ist; aber schon bei Hühnern fängt es an, und ist es gar Kalb, dann hat es immer einen Stich … Un ich werde auch gleich eins kochen, gnäd’ge Frau; Sie müssen sich auch ’mal was gönnen. Es ist wahr, Sie haben ja die Bonbons, aber das giebt keine Kraft un is bloß von wegen den Husten.“</p><lb/> <p>Sophiens Briefe teilten sich, der Zeit nach, in solche, die sich mit ihrer fortschreitenden Genesung und, als diese schließlich da war, mit ihrer malerischen Thätigkeit beschäftigten. Diese Briefe zu lesen, war immer ein Vergnügen, und einzelne davon nahm Manon sogar mit zu Bartensteins, um sie da zum besten zu geben, aber freilich meist nur, wenn der Alte zugegen war, der so was gern hörte, während die Damen eigentlich nur aus Artigkeit folgten. Flora (vielleicht weil sie wegen eines geplanten Ausfluges nach Olympia gerade Neugriechisch lernte) hatte eine Neigung, alles „unbedeutend“ zu finden,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0139]
gleichzeitig mit einer sorglich gepackten Kiste, deren Eintreffen Friederike, wenn sie sie öffnete, jedesmal mit derselben Rede begleitete: „Wieder frische Eier und alle eingewickelt und in Häcksel. Ja, das laß ich mir gefallen, gnäd’ge Frau. Denn erstens kriegt man keine frischen, wenn es auch drauf steht, und zweitens sind Eier doch immer besser, als was eben erst geschlachtet is. Ente geht noch, weil Ente fett ist; aber schon bei Hühnern fängt es an, und ist es gar Kalb, dann hat es immer einen Stich … Un ich werde auch gleich eins kochen, gnäd’ge Frau; Sie müssen sich auch ’mal was gönnen. Es ist wahr, Sie haben ja die Bonbons, aber das giebt keine Kraft un is bloß von wegen den Husten.“
Sophiens Briefe teilten sich, der Zeit nach, in solche, die sich mit ihrer fortschreitenden Genesung und, als diese schließlich da war, mit ihrer malerischen Thätigkeit beschäftigten. Diese Briefe zu lesen, war immer ein Vergnügen, und einzelne davon nahm Manon sogar mit zu Bartensteins, um sie da zum besten zu geben, aber freilich meist nur, wenn der Alte zugegen war, der so was gern hörte, während die Damen eigentlich nur aus Artigkeit folgten. Flora (vielleicht weil sie wegen eines geplanten Ausfluges nach Olympia gerade Neugriechisch lernte) hatte eine Neigung, alles „unbedeutend“ zu finden,
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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