Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902."Jch versteh', Eberhard. Und deine Frau hat recht. Es geht mir hier ebenso mit ihr. Sie hat einen zuverlässigen Charakter und nimmt es ziemlich ernst mit ihren Anschauungen von Adel und Adelspflicht. Aber es ist sehr schwer, wenn man in Verhältnissen ..." "Nein, nein, nein ..." "... Wenn man auf so bescheidenem Fuße lebt, wie wir. Das giebt dann immer Meinungsverschiedenheiten und Unliebsamkeiten. Aber wenn Therese nicht, wer dann? Von Manon würde ich mich nicht gern trennen." "Sollst du auch nicht, Albertine. Manon ist Nesthäkchen und muß dir bleiben. Meine Frau hat sich, ich wiederhole, deine Zustimmung vorausgesetzt, für Sophie entschieden. Die hat ihr sehr gefallen, als sie sie hier sah, und ihre Briefe haben ihr gefallen, auch die, die sie an Therese schrieb. Alles so verständig. Und meine Frau hat eine Vorliebe für das Verständige, nur keine Flausen und Redensarten und aufgesteifte Sachen. Und Mogeleien sind ihr nun schon von Grund aus zuwider." "Davon hat Sophie, Gott sei Dank, nichts. Jhr Leben ist immer Arbeit gewesen, und sie hält eigentlich alles zusammen, was sonst auseinander fiele." "Darf nicht. Darf nicht. Nichts darf auseinander „Jch versteh’, Eberhard. Und deine Frau hat recht. Es geht mir hier ebenso mit ihr. Sie hat einen zuverlässigen Charakter und nimmt es ziemlich ernst mit ihren Anschauungen von Adel und Adelspflicht. Aber es ist sehr schwer, wenn man in Verhältnissen …“ „Nein, nein, nein …“ „… Wenn man auf so bescheidenem Fuße lebt, wie wir. Das giebt dann immer Meinungsverschiedenheiten und Unliebsamkeiten. Aber wenn Therese nicht, wer dann? Von Manon würde ich mich nicht gern trennen.“ „Sollst du auch nicht, Albertine. Manon ist Nesthäkchen und muß dir bleiben. Meine Frau hat sich, ich wiederhole, deine Zustimmung vorausgesetzt, für Sophie entschieden. Die hat ihr sehr gefallen, als sie sie hier sah, und ihre Briefe haben ihr gefallen, auch die, die sie an Therese schrieb. Alles so verständig. Und meine Frau hat eine Vorliebe für das Verständige, nur keine Flausen und Redensarten und aufgesteifte Sachen. Und Mogeleien sind ihr nun schon von Grund aus zuwider.“ „Davon hat Sophie, Gott sei Dank, nichts. Jhr Leben ist immer Arbeit gewesen, und sie hält eigentlich alles zusammen, was sonst auseinander fiele.“ „Darf nicht. Darf nicht. Nichts darf auseinander <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0113" n="106"/> <p>„Jch versteh’, Eberhard. Und deine Frau hat recht. Es geht mir hier ebenso mit ihr. Sie hat einen zuverlässigen Charakter und nimmt es ziemlich ernst mit ihren Anschauungen von Adel und Adelspflicht. Aber es ist sehr schwer, wenn man in Verhältnissen …“</p><lb/> <p>„Nein, nein, nein …“</p><lb/> <p>„… Wenn man auf so bescheidenem Fuße lebt, wie wir. Das giebt dann immer Meinungsverschiedenheiten und Unliebsamkeiten. Aber wenn Therese nicht, wer dann? Von Manon würde ich mich nicht gern trennen.“</p><lb/> <p>„Sollst du auch nicht, Albertine. Manon ist Nesthäkchen und muß dir bleiben. Meine Frau hat sich, ich wiederhole, deine Zustimmung vorausgesetzt, für Sophie entschieden. Die hat ihr sehr gefallen, als sie sie hier sah, und ihre Briefe haben ihr gefallen, auch die, die sie an Therese schrieb. Alles so verständig. Und meine Frau hat eine Vorliebe für das Verständige, nur keine Flausen und Redensarten und aufgesteifte Sachen. Und Mogeleien sind ihr nun schon von Grund aus zuwider.“</p><lb/> <p>„Davon hat Sophie, Gott sei Dank, nichts. Jhr Leben ist immer Arbeit gewesen, und sie hält eigentlich alles zusammen, was sonst auseinander fiele.“</p><lb/> <p>„Darf nicht. Darf nicht. Nichts darf auseinander<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0113]
„Jch versteh’, Eberhard. Und deine Frau hat recht. Es geht mir hier ebenso mit ihr. Sie hat einen zuverlässigen Charakter und nimmt es ziemlich ernst mit ihren Anschauungen von Adel und Adelspflicht. Aber es ist sehr schwer, wenn man in Verhältnissen …“
„Nein, nein, nein …“
„… Wenn man auf so bescheidenem Fuße lebt, wie wir. Das giebt dann immer Meinungsverschiedenheiten und Unliebsamkeiten. Aber wenn Therese nicht, wer dann? Von Manon würde ich mich nicht gern trennen.“
„Sollst du auch nicht, Albertine. Manon ist Nesthäkchen und muß dir bleiben. Meine Frau hat sich, ich wiederhole, deine Zustimmung vorausgesetzt, für Sophie entschieden. Die hat ihr sehr gefallen, als sie sie hier sah, und ihre Briefe haben ihr gefallen, auch die, die sie an Therese schrieb. Alles so verständig. Und meine Frau hat eine Vorliebe für das Verständige, nur keine Flausen und Redensarten und aufgesteifte Sachen. Und Mogeleien sind ihr nun schon von Grund aus zuwider.“
„Davon hat Sophie, Gott sei Dank, nichts. Jhr Leben ist immer Arbeit gewesen, und sie hält eigentlich alles zusammen, was sonst auseinander fiele.“
„Darf nicht. Darf nicht. Nichts darf auseinander
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/113>, abgerufen am 29.07.2024. |