Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.- trug einen quittgelben Moire-Ueberzug und war, an Front und Rückenlehne mit vielen Hunderten von kleinen Silbernägeln besetzt. Das Ganze zunächst schwerfällig, und dabei prätentiös und ärmlich zugleich. Um vieles besser machte sich der an der Schmalseite des Zimmers aufgestellte Trumeau, dessen Bekrönung, weil die Höhe des Zimmers nicht ausgereicht hatte, zu größerem Theile beseitigt worden war. Aber auch in dieser fast bekrönungsbaren Verfassung war er immer noch das Prachtstück der ganzen, von uns selbst wenigstens vielbewunderten Einrichtung. Daß wir unsrerseits so hoch davon dachten, war, bei aller nachträglichen Komik der Sache, doch sehr verzeihlich. Alle diese langweiligen Gegenstände nämlich waren von uns nicht blos, kritiklos, in dem ehrlichen Glauben an ihre besondere Schönheit mit nach Swinemünde herüber genommen worden, sondern durften auch nach damaliger Anschauung, wirklich als etwas bemerkenswerth Feines gelten. Denn es waren sogenannte "Schinkelsche" Möbel. Schinkel, (Ruppiner Kind) in freundlichem Andenken an seine Vaterstadt, hatte der Tischlerfirma Möhring daselbst seine Muster und Vorbilder für Zimmereinrichtung zum Geschenk gemacht oder vielleicht auch nur zu besonderer Beachtung empfohlen, was im Weiteren zur Folge hatte, daß Jahrzehnte lang, das ganze – trug einen quittgelben Moiré-Ueberzug und war, an Front und Rückenlehne mit vielen Hunderten von kleinen Silbernägeln besetzt. Das Ganze zunächst schwerfällig, und dabei prätentiös und ärmlich zugleich. Um vieles besser machte sich der an der Schmalseite des Zimmers aufgestellte Trumeau, dessen Bekrönung, weil die Höhe des Zimmers nicht ausgereicht hatte, zu größerem Theile beseitigt worden war. Aber auch in dieser fast bekrönungsbaren Verfassung war er immer noch das Prachtstück der ganzen, von uns selbst wenigstens vielbewunderten Einrichtung. Daß wir unsrerseits so hoch davon dachten, war, bei aller nachträglichen Komik der Sache, doch sehr verzeihlich. Alle diese langweiligen Gegenstände nämlich waren von uns nicht blos, kritiklos, in dem ehrlichen Glauben an ihre besondere Schönheit mit nach Swinemünde herüber genommen worden, sondern durften auch nach damaliger Anschauung, wirklich als etwas bemerkenswerth Feines gelten. Denn es waren sogenannte „Schinkelsche“ Möbel. Schinkel, (Ruppiner Kind) in freundlichem Andenken an seine Vaterstadt, hatte der Tischlerfirma Möhring daselbst seine Muster und Vorbilder für Zimmereinrichtung zum Geschenk gemacht oder vielleicht auch nur zu besonderer Beachtung empfohlen, was im Weiteren zur Folge hatte, daß Jahrzehnte lang, das ganze <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="68"/> – trug einen quittgelben Moiré-Ueberzug und war, an Front und Rückenlehne mit vielen Hunderten von kleinen Silbernägeln besetzt. Das Ganze zunächst schwerfällig, und dabei prätentiös und ärmlich zugleich. Um vieles besser machte sich der an der Schmalseite des Zimmers aufgestellte Trumeau, dessen Bekrönung, weil die Höhe des Zimmers nicht ausgereicht hatte, zu größerem Theile beseitigt worden war. Aber auch in dieser fast bekrönungsbaren Verfassung war er immer noch das Prachtstück der ganzen, von uns selbst wenigstens vielbewunderten Einrichtung. Daß wir unsrerseits so hoch davon dachten, war, bei aller nachträglichen Komik der Sache, doch sehr verzeihlich. Alle diese langweiligen Gegenstände nämlich waren von uns nicht blos, kritiklos, in dem ehrlichen Glauben an ihre besondere Schönheit mit nach Swinemünde herüber genommen worden, sondern durften auch nach damaliger Anschauung, wirklich als etwas bemerkenswerth Feines gelten. Denn es waren sogenannte „Schinkelsche“ Möbel. Schinkel, (Ruppiner Kind) in freundlichem Andenken an seine Vaterstadt, hatte der Tischlerfirma Möhring daselbst seine Muster und Vorbilder für Zimmereinrichtung zum Geschenk gemacht oder vielleicht auch nur zu besonderer Beachtung empfohlen, was im Weiteren zur Folge hatte, daß Jahrzehnte lang, das ganze </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0076]
– trug einen quittgelben Moiré-Ueberzug und war, an Front und Rückenlehne mit vielen Hunderten von kleinen Silbernägeln besetzt. Das Ganze zunächst schwerfällig, und dabei prätentiös und ärmlich zugleich. Um vieles besser machte sich der an der Schmalseite des Zimmers aufgestellte Trumeau, dessen Bekrönung, weil die Höhe des Zimmers nicht ausgereicht hatte, zu größerem Theile beseitigt worden war. Aber auch in dieser fast bekrönungsbaren Verfassung war er immer noch das Prachtstück der ganzen, von uns selbst wenigstens vielbewunderten Einrichtung. Daß wir unsrerseits so hoch davon dachten, war, bei aller nachträglichen Komik der Sache, doch sehr verzeihlich. Alle diese langweiligen Gegenstände nämlich waren von uns nicht blos, kritiklos, in dem ehrlichen Glauben an ihre besondere Schönheit mit nach Swinemünde herüber genommen worden, sondern durften auch nach damaliger Anschauung, wirklich als etwas bemerkenswerth Feines gelten. Denn es waren sogenannte „Schinkelsche“ Möbel. Schinkel, (Ruppiner Kind) in freundlichem Andenken an seine Vaterstadt, hatte der Tischlerfirma Möhring daselbst seine Muster und Vorbilder für Zimmereinrichtung zum Geschenk gemacht oder vielleicht auch nur zu besonderer Beachtung empfohlen, was im Weiteren zur Folge hatte, daß Jahrzehnte lang, das ganze
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |