Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.Siebentes Kapitel. Die Schönebergs und die Scherenbergs. Unter den im vorigen Kapitel kurz skizzirten Familien, wie angesehen die eine oder andere derselben auch sein mochte, befand sich keine, die gesellschaftlich den Ton angegeben hätte. Näher dieser Aufgabe kamen die zwei Familien, beide Kaufmannsfamilien, die uns in diesem Kapitel beschäftigen sollen: die Schönebergs und die Scherenbergs. Zunächst die Schönebergs. In Swinemünde selbst ist gegenwärtig der Name erloschen, aber während jener Jahre, von denen ich hier zu erzählen habe, war der alte Schöneberg, zwar nicht der hervorragendste, klügste und vornehmste, wohl aber der reichste Mann der Stadt. Und zwar der wirklich Reichste. Denn sein Besitz war solide, was man dem Reste der Swinemünder Honoratiorenschaft nicht nachrühmen konnte. Sie wollten es auch nicht sein; alles Solidesein war Siebentes Kapitel. Die Schönebergs und die Scherenbergs. Unter den im vorigen Kapitel kurz skizzirten Familien, wie angesehen die eine oder andere derselben auch sein mochte, befand sich keine, die gesellschaftlich den Ton angegeben hätte. Näher dieser Aufgabe kamen die zwei Familien, beide Kaufmannsfamilien, die uns in diesem Kapitel beschäftigen sollen: die Schönebergs und die Scherenbergs. Zunächst die Schönebergs. In Swinemünde selbst ist gegenwärtig der Name erloschen, aber während jener Jahre, von denen ich hier zu erzählen habe, war der alte Schöneberg, zwar nicht der hervorragendste, klügste und vornehmste, wohl aber der reichste Mann der Stadt. Und zwar der wirklich Reichste. Denn sein Besitz war solide, was man dem Reste der Swinemünder Honoratiorenschaft nicht nachrühmen konnte. Sie wollten es auch nicht sein; alles Solidesein war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="108"/> <head> <hi rendition="#g">Siebentes Kapitel.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Die Schönebergs und die Scherenbergs.</hi> </head><lb/> <p>Unter den im vorigen Kapitel kurz skizzirten Familien, wie angesehen die eine oder andere derselben auch sein mochte, befand sich keine, die gesellschaftlich den Ton angegeben hätte. Näher dieser Aufgabe kamen <hi rendition="#g">die</hi> zwei Familien, beide Kaufmannsfamilien, die uns in diesem Kapitel beschäftigen sollen: die Schönebergs und die Scherenbergs.</p> <p>Zunächst die <hi rendition="#g">Schönebergs</hi>. In Swinemünde selbst ist gegenwärtig der Name erloschen, aber während jener Jahre, von denen ich hier zu erzählen habe, war der alte Schöneberg, zwar nicht der hervorragendste, klügste und vornehmste, wohl aber der reichste Mann der Stadt. Und zwar der <hi rendition="#g">wirklich</hi> Reichste. Denn sein Besitz war solide, was man dem Reste der Swinemünder Honoratiorenschaft nicht nachrühmen konnte. Sie <hi rendition="#g">wollten</hi> es auch nicht sein; alles Solidesein war </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0116]
Siebentes Kapitel.
Die Schönebergs und die Scherenbergs.
Unter den im vorigen Kapitel kurz skizzirten Familien, wie angesehen die eine oder andere derselben auch sein mochte, befand sich keine, die gesellschaftlich den Ton angegeben hätte. Näher dieser Aufgabe kamen die zwei Familien, beide Kaufmannsfamilien, die uns in diesem Kapitel beschäftigen sollen: die Schönebergs und die Scherenbergs.
Zunächst die Schönebergs. In Swinemünde selbst ist gegenwärtig der Name erloschen, aber während jener Jahre, von denen ich hier zu erzählen habe, war der alte Schöneberg, zwar nicht der hervorragendste, klügste und vornehmste, wohl aber der reichste Mann der Stadt. Und zwar der wirklich Reichste. Denn sein Besitz war solide, was man dem Reste der Swinemünder Honoratiorenschaft nicht nachrühmen konnte. Sie wollten es auch nicht sein; alles Solidesein war
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