und schob die gute Frau so geschickt nach rechts und links, daß sie sich eine Zeitlang mit Hilfe derselben deckte. Plötzlich aber war Botho neben ihr, hielt sie fest und gab ihr einen Kuß.
"Das ist gegen die Regel; wir haben nichts ausgemacht." Aber trotz solcher Abweisung hing sie sich doch an seinen Arm und kommandirte, während sie die Garde-Schnarrstimme nachahmte "Parade¬ marsch ... frei weg" und ergötzte sich an den be¬ wundernden und nicht enden wollenden Ausrufen, womit die gute Frau Dörr das Spiel begleitete.
"Is es zu glauben?" sagte diese. "Nein, es is nich zu glauben. Un immer so un nie anders. Un wenn ich denn an meinen denke! Nicht zu glauben, sag' ich. Un war doch auch einer. Un¬ that auch immer so."
"Was meint sie nur?" fragte Botho leise.
"O, sie denkt wieder . . . Aber, Du ja . . Ich habe Dir ja davon erzählt."
"Ah, das ist es. Der. Nun, er wird wohl so schlimm nicht gewesen sein."
"Wer weiß. Zuletzt ist einer wie der andere."
"Meinst Du?"
"Nein." Und dabei schüttelte sie den Kopf und in ihrem Auge lag etwas von Weichheit und Rührung. Aber sie wollte diese Stimmung nicht
und ſchob die gute Frau ſo geſchickt nach rechts und links, daß ſie ſich eine Zeitlang mit Hilfe derſelben deckte. Plötzlich aber war Botho neben ihr, hielt ſie feſt und gab ihr einen Kuß.
„Das iſt gegen die Regel; wir haben nichts ausgemacht.“ Aber trotz ſolcher Abweiſung hing ſie ſich doch an ſeinen Arm und kommandirte, während ſie die Garde-Schnarrſtimme nachahmte „Parade¬ marſch ... frei weg“ und ergötzte ſich an den be¬ wundernden und nicht enden wollenden Ausrufen, womit die gute Frau Dörr das Spiel begleitete.
„Is es zu glauben?“ ſagte dieſe. „Nein, es is nich zu glauben. Un immer ſo un nie anders. Un wenn ich denn an meinen denke! Nicht zu glauben, ſag' ich. Un war doch auch einer. Un¬ that auch immer ſo.“
„Was meint ſie nur?“ fragte Botho leiſe.
„O, ſie denkt wieder . . . Aber, Du ja . . Ich habe Dir ja davon erzählt.“
„Ah, das iſt es. Der. Nun, er wird wohl ſo ſchlimm nicht geweſen ſein.“
„Wer weiß. Zuletzt iſt einer wie der andere.“
„Meinſt Du?“
„Nein.“ Und dabei ſchüttelte ſie den Kopf und in ihrem Auge lag etwas von Weichheit und Rührung. Aber ſie wollte dieſe Stimmung nicht
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und ſchob die gute Frau ſo geſchickt nach rechts
und links, daß ſie ſich eine Zeitlang mit Hilfe
derſelben deckte. Plötzlich aber war Botho neben
ihr, hielt ſie feſt und gab ihr einen Kuß.
„Das iſt gegen die Regel; wir haben nichts
ausgemacht.“ Aber trotz ſolcher Abweiſung hing ſie
ſich doch an ſeinen Arm und kommandirte, während
ſie die Garde-Schnarrſtimme nachahmte „Parade¬
marſch ... frei weg“ und ergötzte ſich an den be¬
wundernden und nicht enden wollenden Ausrufen,
womit die gute Frau Dörr das Spiel begleitete.
„Is es zu glauben?“ ſagte dieſe. „Nein, es
is nich zu glauben. Un immer ſo un nie anders.
Un wenn ich denn an meinen denke! Nicht zu
glauben, ſag' ich. Un war doch auch einer. Un¬
that auch immer ſo.“
„Was meint ſie nur?“ fragte Botho leiſe.
„O, ſie denkt wieder . . . Aber, Du ja . .
Ich habe Dir ja davon erzählt.“
„Ah, das iſt es. Der. Nun, er wird wohl
ſo ſchlimm nicht geweſen ſein.“
„Wer weiß. Zuletzt iſt einer wie der andere.“
„Meinſt Du?“
„Nein.“ Und dabei ſchüttelte ſie den Kopf und
in ihrem Auge lag etwas von Weichheit und
Rührung. Aber ſie wollte dieſe Stimmung nicht
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/99>, abgerufen am 08.07.2024.
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