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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Thee, der wird doch wohl da sein. Und laß ein
paar Schnitten machen; alle Wetter, ich habe Hun¬
ger . . . Und sind die Abendzeitungen schon da?"

"Zu Befehl, Herr Rittmeister."

Nicht lange, so war der Theetisch draußen auf
dem Balkon servirt und selbst ein Imbiß hatte sich
gefunden. Botho saß zurückgelehnt in den Schaukel¬
stuhl und starrte nachdenklich in die kleine blaue
Flamme. Dann nahm er zunächst den Moniteur
seiner kleinen Frau, "das Fremdenblatt", und erst
in weiterer Folge die "Kreuzzeitung" zur Hand
und sah auf die letzte Seite. "Gott, wie wird
Käthe sich freuen, diese letzte Seite jeden Tag wieder
frisch an der Quelle studiren zu können, will sagen
zwölf Stunden früher als in Schlangenbad. Und
hat sie nicht Recht? "Unsere heut vollzogene ehe¬
liche Verbindung beehren sich anzuzeigen Adalbert
v. Lichterloh, Regierungsreferendar und Lieutenant
der Reserve, Hildegard v. Lichterloh, geb. Holtze."
Wundervoll. Und wahrhaftig, so zu sehn, wie sich's
weiter lebt und liebt in der Welt ist eigentlich das
Beste. Hochzeit und Kindtaufen! Und ein paar
Todesfälle dazwischen. Nun, die braucht man ja
nicht zu lesen, Käthe thut es nicht und ich thu' es
auch nicht und blos wenn die Vandalen 'mal einen
ihrer "alten Herrn" verloren haben und ich das
Korpszeichen inmitten der Trauer-Annonce sehe, das

Thee, der wird doch wohl da ſein. Und laß ein
paar Schnitten machen; alle Wetter, ich habe Hun¬
ger . . . Und ſind die Abendzeitungen ſchon da?“

„Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“

Nicht lange, ſo war der Theetiſch draußen auf
dem Balkon ſervirt und ſelbſt ein Imbiß hatte ſich
gefunden. Botho ſaß zurückgelehnt in den Schaukel¬
ſtuhl und ſtarrte nachdenklich in die kleine blaue
Flamme. Dann nahm er zunächſt den Moniteur
ſeiner kleinen Frau, „das Fremdenblatt“, und erſt
in weiterer Folge die „Kreuzzeitung“ zur Hand
und ſah auf die letzte Seite. „Gott, wie wird
Käthe ſich freuen, dieſe letzte Seite jeden Tag wieder
friſch an der Quelle ſtudiren zu können, will ſagen
zwölf Stunden früher als in Schlangenbad. Und
hat ſie nicht Recht? „Unſere heut vollzogene ehe¬
liche Verbindung beehren ſich anzuzeigen Adalbert
v. Lichterloh, Regierungsreferendar und Lieutenant
der Reſerve, Hildegard v. Lichterloh, geb. Holtze.“
Wundervoll. Und wahrhaftig, ſo zu ſehn, wie ſich's
weiter lebt und liebt in der Welt iſt eigentlich das
Beſte. Hochzeit und Kindtaufen! Und ein paar
Todesfälle dazwiſchen. Nun, die braucht man ja
nicht zu leſen, Käthe thut es nicht und ich thu' es
auch nicht und blos wenn die Vandalen 'mal einen
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[252/0262] Thee, der wird doch wohl da ſein. Und laß ein paar Schnitten machen; alle Wetter, ich habe Hun¬ ger . . . Und ſind die Abendzeitungen ſchon da?“ „Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“ Nicht lange, ſo war der Theetiſch draußen auf dem Balkon ſervirt und ſelbſt ein Imbiß hatte ſich gefunden. Botho ſaß zurückgelehnt in den Schaukel¬ ſtuhl und ſtarrte nachdenklich in die kleine blaue Flamme. Dann nahm er zunächſt den Moniteur ſeiner kleinen Frau, „das Fremdenblatt“, und erſt in weiterer Folge die „Kreuzzeitung“ zur Hand und ſah auf die letzte Seite. „Gott, wie wird Käthe ſich freuen, dieſe letzte Seite jeden Tag wieder friſch an der Quelle ſtudiren zu können, will ſagen zwölf Stunden früher als in Schlangenbad. Und hat ſie nicht Recht? „Unſere heut vollzogene ehe¬ liche Verbindung beehren ſich anzuzeigen Adalbert v. Lichterloh, Regierungsreferendar und Lieutenant der Reſerve, Hildegard v. Lichterloh, geb. Holtze.“ Wundervoll. Und wahrhaftig, ſo zu ſehn, wie ſich's weiter lebt und liebt in der Welt iſt eigentlich das Beſte. Hochzeit und Kindtaufen! Und ein paar Todesfälle dazwiſchen. Nun, die braucht man ja nicht zu leſen, Käthe thut es nicht und ich thu' es auch nicht und blos wenn die Vandalen 'mal einen ihrer „alten Herrn“ verloren haben und ich das Korpszeichen inmitten der Trauer-Annonce ſehe, das

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/262>, abgerufen am 27.11.2024.