Botho sah in die Asche. "Wie wenig und wie viel." Und dann schob er den eleganten Kamin¬ schirm wieder vor, in dessen Mitte sich die Nach¬ bildung einer pompejanischen Wandfigur befand. Hundertmal war sein Auge darüber hinweg geglitten, ohne zu beachten, was es eigentlich sei, heute sah er es und sagte: "Minerva mit Schild und Speer. Aber Speer bei Fuß. Vielleicht bedeutet es Ruhe . . . Wär' es so." Und dann stand er auf, schloß das um seinen besten Schatz ärmer gewordene Geheim¬ fach und ging wieder nach vorn.
Unterwegs, auf dem ebenso schmalen wie langen Korridore, traf er Köchin und Hausmädchen, die diesen Augenblick erst von einem Thiergartenspazier¬ gange zurückkamen. Als er Beide verlegen und ängstlich dastehen sah, überkam ihn ein menschlich
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Botho ſah in die Aſche. „Wie wenig und wie viel.“ Und dann ſchob er den eleganten Kamin¬ ſchirm wieder vor, in deſſen Mitte ſich die Nach¬ bildung einer pompejaniſchen Wandfigur befand. Hundertmal war ſein Auge darüber hinweg geglitten, ohne zu beachten, was es eigentlich ſei, heute ſah er es und ſagte: „Minerva mit Schild und Speer. Aber Speer bei Fuß. Vielleicht bedeutet es Ruhe . . . Wär' es ſo.“ Und dann ſtand er auf, ſchloß das um ſeinen beſten Schatz ärmer gewordene Geheim¬ fach und ging wieder nach vorn.
Unterwegs, auf dem ebenſo ſchmalen wie langen Korridore, traf er Köchin und Hausmädchen, die dieſen Augenblick erſt von einem Thiergartenſpazier¬ gange zurückkamen. Als er Beide verlegen und ängſtlich daſtehen ſah, überkam ihn ein menſchlich
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Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Botho ſah in die Aſche. „Wie wenig und wie
viel.“ Und dann ſchob er den eleganten Kamin¬
ſchirm wieder vor, in deſſen Mitte ſich die Nach¬
bildung einer pompejaniſchen Wandfigur befand.
Hundertmal war ſein Auge darüber hinweg geglitten,
ohne zu beachten, was es eigentlich ſei, heute ſah
er es und ſagte: „Minerva mit Schild und Speer.
Aber Speer bei Fuß. Vielleicht bedeutet es Ruhe . . .
Wär' es ſo.“ Und dann ſtand er auf, ſchloß das
um ſeinen beſten Schatz ärmer gewordene Geheim¬
fach und ging wieder nach vorn.
Unterwegs, auf dem ebenſo ſchmalen wie langen
Korridore, traf er Köchin und Hausmädchen, die
dieſen Augenblick erſt von einem Thiergartenſpazier¬
gange zurückkamen. Als er Beide verlegen und
ängſtlich daſtehen ſah, überkam ihn ein menſchlich
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/260>, abgerufen am 12.05.2024.
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