Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.Die Nacht ist eingebrochen; Zu Gotha, auf dem Schloß, Welch Tanzen da und Kochen In Saal und Erdgeschoß, Die Tafel trägt das Beste An Wein und Wild und Fisch, -- Da, ungebet'ne Gäste Führt Seidlitz an den Tisch. Die Witz- und Wortspiel-Jäger Sind fort mit einem Satz, Die Schwert- und Stulpen-Träger Sie nehmen hurtig Platz; Herr Seidlitz bricht beim Zechen, Den Flaschen all' den Hals, Man weiß, das Hälsebrechen Verstund er allenfalls. Getrunken und gegessen Hat Jeder, was ihm scheint, Dann heißt es: "aufgesessen Und wieder nach dem Feind!" Der möchte sich verschnaufen, Und hält bei Roßbach an, Doch nur, um fortzulaufen Mit neuen Kräften dann. -- Das waren Seidlitz Späße; Bei Zorndorf galt es Zorn, Als ob's im Namen säße, Nahm man sich da auf's Korn; Das slavische Gelichter -- Herr Seidlitz hoffte, traun, Noch menschliche Gesichter Aus ihnen zuzuhau'n. Die Nacht ist eingebrochen; Zu Gotha, auf dem Schloß, Welch Tanzen da und Kochen In Saal und Erdgeschoß, Die Tafel trägt das Beste An Wein und Wild und Fisch, — Da, ungebet’ne Gäste Führt Seidlitz an den Tisch. Die Witz- und Wortspiel-Jäger Sind fort mit einem Satz, Die Schwert- und Stulpen-Träger Sie nehmen hurtig Platz; Herr Seidlitz bricht beim Zechen, Den Flaschen all’ den Hals, Man weiß, das Hälsebrechen Verstund er allenfalls. Getrunken und gegessen Hat Jeder, was ihm scheint, Dann heißt es: „aufgesessen Und wieder nach dem Feind!“ Der möchte sich verschnaufen, Und hält bei Roßbach an, Doch nur, um fortzulaufen Mit neuen Kräften dann. — Das waren Seidlitz Späße; Bei Zorndorf galt es Zorn, Als ob’s im Namen säße, Nahm man sich da auf’s Korn; Das slavische Gelichter — Herr Seidlitz hoffte, traun, Noch menschliche Gesichter Aus ihnen zuzuhau’n. <TEI> <text> <body> <div type="poem"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0022" n="18"/> <lg n="4"> <l>Die Nacht ist eingebrochen;</l><lb/> <l>Zu Gotha, auf dem Schloß,</l><lb/> <l>Welch Tanzen da und Kochen</l><lb/> <l>In Saal und Erdgeschoß,</l><lb/> <l>Die Tafel trägt das Beste</l><lb/> <l>An Wein und Wild und Fisch, —</l><lb/> <l>Da, ungebet’ne Gäste</l><lb/> <l>Führt <hi rendition="#g">Seidlitz</hi> an den Tisch.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Witz- und Wortspiel-Jäger</l><lb/> <l>Sind fort mit einem Satz,</l><lb/> <l>Die Schwert- und Stulpen-Träger</l><lb/> <l>Sie nehmen hurtig Platz;</l><lb/> <l>Herr <hi rendition="#g">Seidlitz</hi> bricht beim Zechen,</l><lb/> <l>Den Flaschen all’ den Hals,</l><lb/> <l>Man weiß, das Hälsebrechen</l><lb/> <l>Verstund er allenfalls.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Getrunken und gegessen</l><lb/> <l>Hat Jeder, was ihm scheint,</l><lb/> <l>Dann heißt es: „aufgesessen</l><lb/> <l>Und wieder nach dem Feind!“</l><lb/> <l>Der möchte sich verschnaufen,</l><lb/> <l>Und hält bei Roßbach an,</l><lb/> <l>Doch nur, um fortzulaufen</l><lb/> <l>Mit neuen Kräften dann. —</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Das waren <hi rendition="#g">Seidlitz</hi> Späße;</l><lb/> <l>Bei Zorndorf galt es Zorn,</l><lb/> <l>Als ob’s im Namen säße,</l><lb/> <l>Nahm man sich da auf’s Korn;</l><lb/> <l>Das slavische Gelichter —</l><lb/> <l>Herr <hi rendition="#g">Seidlitz</hi> hoffte, traun,</l><lb/> <l>Noch menschliche Gesichter</l><lb/> <l>Aus ihnen zuzuhau’n.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
Die Nacht ist eingebrochen;
Zu Gotha, auf dem Schloß,
Welch Tanzen da und Kochen
In Saal und Erdgeschoß,
Die Tafel trägt das Beste
An Wein und Wild und Fisch, —
Da, ungebet’ne Gäste
Führt Seidlitz an den Tisch.
Die Witz- und Wortspiel-Jäger
Sind fort mit einem Satz,
Die Schwert- und Stulpen-Träger
Sie nehmen hurtig Platz;
Herr Seidlitz bricht beim Zechen,
Den Flaschen all’ den Hals,
Man weiß, das Hälsebrechen
Verstund er allenfalls.
Getrunken und gegessen
Hat Jeder, was ihm scheint,
Dann heißt es: „aufgesessen
Und wieder nach dem Feind!“
Der möchte sich verschnaufen,
Und hält bei Roßbach an,
Doch nur, um fortzulaufen
Mit neuen Kräften dann. —
Das waren Seidlitz Späße;
Bei Zorndorf galt es Zorn,
Als ob’s im Namen säße,
Nahm man sich da auf’s Korn;
Das slavische Gelichter —
Herr Seidlitz hoffte, traun,
Noch menschliche Gesichter
Aus ihnen zuzuhau’n.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_helden_1850/22>, abgerufen am 27.07.2024. |