"Das hat er gewiß. Und gnäd'ge Frau werden fest geschlafen haben. Nach der langen Reise ..."
"Ja, das hab' ich. Und der Herr, ist er immer so früh auf?"
"Immer, gnäd'ge Frau. Darin ist er streng; er kann das lange Schlafen nicht leiden, und wenn er drüben in sein Zimmer tritt, da muß der Ofen warm sein, und der Kaffee darf auch nicht auf sich warten lassen."
"Da hat er also schon gefrühstückt?"
"O nicht doch, gnäd'ge Frau ... der gnäd'ge Herr ..."
Effi fühlte, daß sie die Frage nicht hätte thun und die Vermutung, Innstetten könne nicht auf sie gewartet haben, lieber nicht hätte aussprechen sollen. Es lag ihr denn auch daran, diesen ihren Fehler so gut es ging wieder auszugleichen, und als sie sich erhoben und vor dem Trumeau Platz genommen hatte, nahm sie das Gespräch wieder auf und sagte: "Der Herr hat übrigens ganz recht. Immer früh auf, das war auch Regel in meiner Eltern Hause. Wo die Leute den Morgen verschlafen, da giebt es den ganzen Tag keine Ordnung mehr. Aber der Herr wird es so streng mit mir nicht nehmen; eine ganze Weile hab' ich diese Nacht nicht schlafen können und habe mich sogar ein wenig geängstigt."
Effi Brieſt
„Das hat er gewiß. Und gnäd'ge Frau werden feſt geſchlafen haben. Nach der langen Reiſe …“
„Ja, das hab' ich. Und der Herr, iſt er immer ſo früh auf?“
„Immer, gnäd'ge Frau. Darin iſt er ſtreng; er kann das lange Schlafen nicht leiden, und wenn er drüben in ſein Zimmer tritt, da muß der Ofen warm ſein, und der Kaffee darf auch nicht auf ſich warten laſſen.“
„Da hat er alſo ſchon gefrühſtückt?“
„O nicht doch, gnäd'ge Frau … der gnäd'ge Herr …“
Effi fühlte, daß ſie die Frage nicht hätte thun und die Vermutung, Innſtetten könne nicht auf ſie gewartet haben, lieber nicht hätte ausſprechen ſollen. Es lag ihr denn auch daran, dieſen ihren Fehler ſo gut es ging wieder auszugleichen, und als ſie ſich erhoben und vor dem Trumeau Platz genommen hatte, nahm ſie das Geſpräch wieder auf und ſagte: „Der Herr hat übrigens ganz recht. Immer früh auf, das war auch Regel in meiner Eltern Hauſe. Wo die Leute den Morgen verſchlafen, da giebt es den ganzen Tag keine Ordnung mehr. Aber der Herr wird es ſo ſtreng mit mir nicht nehmen; eine ganze Weile hab' ich dieſe Nacht nicht ſchlafen können und habe mich ſogar ein wenig geängſtigt.“
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Effi Brieſt
„Das hat er gewiß. Und gnäd'ge Frau werden
feſt geſchlafen haben. Nach der langen Reiſe …“
„Ja, das hab' ich. Und der Herr, iſt er immer
ſo früh auf?“
„Immer, gnäd'ge Frau. Darin iſt er ſtreng;
er kann das lange Schlafen nicht leiden, und wenn
er drüben in ſein Zimmer tritt, da muß der Ofen
warm ſein, und der Kaffee darf auch nicht auf ſich
warten laſſen.“
„Da hat er alſo ſchon gefrühſtückt?“
„O nicht doch, gnäd'ge Frau … der gnäd'ge
Herr …“
Effi fühlte, daß ſie die Frage nicht hätte thun
und die Vermutung, Innſtetten könne nicht auf ſie
gewartet haben, lieber nicht hätte ausſprechen ſollen.
Es lag ihr denn auch daran, dieſen ihren Fehler
ſo gut es ging wieder auszugleichen, und als ſie
ſich erhoben und vor dem Trumeau Platz genommen
hatte, nahm ſie das Geſpräch wieder auf und ſagte:
„Der Herr hat übrigens ganz recht. Immer früh
auf, das war auch Regel in meiner Eltern Hauſe.
Wo die Leute den Morgen verſchlafen, da giebt es
den ganzen Tag keine Ordnung mehr. Aber der
Herr wird es ſo ſtreng mit mir nicht nehmen; eine
ganze Weile hab' ich dieſe Nacht nicht ſchlafen können
und habe mich ſogar ein wenig geängſtigt.“
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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