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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
immer eine schwache Christin; aber ob wir doch
vielleicht von da oben stammen und, wenn es hier
vorbei ist, in unsere himmlische Heimat zurückkehren,
zu den Sternen oben oder noch drüber hinaus! Ich
weiß es nicht, ich will es auch nicht wissen, ich habe
nur die Sehnsucht."

Arme Effi, Du hattest zu den Himmelwundern
zu lange hinaufgesehen und darüber nachgedacht, und
das Ende war, daß die Nachtluft und die Nebel,
die vom Teich her aufstiegen, sie wieder aufs Kranken¬
bett warfen, und als Wiesike gerufen wurde und sie
gesehen hatte, nahm er Briest beiseite und sagte:
"Wird nichts mehr; machen Sie sich auf ein baldiges
Ende gefaßt."

Er hatte nur zu wahr gesprochen, und wenige
Tage danach, es war noch nicht spät und die zehnte
Stunde noch nicht heran, da kam Roswitha nach
unten und sagte zu Frau von Briest: "Gnädigste
Frau, mit der gnädigen Frau oben ist es schlimm;
sie spricht immer so still vor sich hin, und mitunter
ist es, als ob sie bete, sie will es aber nicht wahr
haben, und ich weiß nicht, mir ist, als ob es jede
Stunde vorbei sein könnte."

"Will sie mich sprechen?"

"Sie hat es nicht gesagt. Aber ich glaube, sie
möchte es. Sie wissen ja, wie sie ist; sie will Sie

Effi Brieſt
immer eine ſchwache Chriſtin; aber ob wir doch
vielleicht von da oben ſtammen und, wenn es hier
vorbei iſt, in unſere himmliſche Heimat zurückkehren,
zu den Sternen oben oder noch drüber hinaus! Ich
weiß es nicht, ich will es auch nicht wiſſen, ich habe
nur die Sehnſucht.“

Arme Effi, Du hatteſt zu den Himmelwundern
zu lange hinaufgeſehen und darüber nachgedacht, und
das Ende war, daß die Nachtluft und die Nebel,
die vom Teich her aufſtiegen, ſie wieder aufs Kranken¬
bett warfen, und als Wieſike gerufen wurde und ſie
geſehen hatte, nahm er Brieſt beiſeite und ſagte:
„Wird nichts mehr; machen Sie ſich auf ein baldiges
Ende gefaßt.“

Er hatte nur zu wahr geſprochen, und wenige
Tage danach, es war noch nicht ſpät und die zehnte
Stunde noch nicht heran, da kam Roswitha nach
unten und ſagte zu Frau von Brieſt: „Gnädigſte
Frau, mit der gnädigen Frau oben iſt es ſchlimm;
ſie ſpricht immer ſo ſtill vor ſich hin, und mitunter
iſt es, als ob ſie bete, ſie will es aber nicht wahr
haben, und ich weiß nicht, mir iſt, als ob es jede
Stunde vorbei ſein könnte.“

„Will ſie mich ſprechen?“

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[514/0523] Effi Brieſt immer eine ſchwache Chriſtin; aber ob wir doch vielleicht von da oben ſtammen und, wenn es hier vorbei iſt, in unſere himmliſche Heimat zurückkehren, zu den Sternen oben oder noch drüber hinaus! Ich weiß es nicht, ich will es auch nicht wiſſen, ich habe nur die Sehnſucht.“ Arme Effi, Du hatteſt zu den Himmelwundern zu lange hinaufgeſehen und darüber nachgedacht, und das Ende war, daß die Nachtluft und die Nebel, die vom Teich her aufſtiegen, ſie wieder aufs Kranken¬ bett warfen, und als Wieſike gerufen wurde und ſie geſehen hatte, nahm er Brieſt beiſeite und ſagte: „Wird nichts mehr; machen Sie ſich auf ein baldiges Ende gefaßt.“ Er hatte nur zu wahr geſprochen, und wenige Tage danach, es war noch nicht ſpät und die zehnte Stunde noch nicht heran, da kam Roswitha nach unten und ſagte zu Frau von Brieſt: „Gnädigſte Frau, mit der gnädigen Frau oben iſt es ſchlimm; ſie ſpricht immer ſo ſtill vor ſich hin, und mitunter iſt es, als ob ſie bete, ſie will es aber nicht wahr haben, und ich weiß nicht, mir iſt, als ob es jede Stunde vorbei ſein könnte.“ „Will ſie mich ſprechen?“ „Sie hat es nicht geſagt. Aber ich glaube, ſie möchte es. Sie wiſſen ja, wie ſie iſt; ſie will Sie

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/523>, abgerufen am 24.11.2024.