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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Du bist nicht einverstanden damit, daß Crampas
kam und uns seine Hülfe anbot."

"Uns?"

"Ja, uns. Sidonien und mir. Du mußt durch¬
aus vergessen haben, daß der Major in Deinem Auf¬
trage kam. Und als er mir erst gegenüber saß, bei¬
läufig jämmerlich genug auf der elenden schmalen Leiste,
sollte ich ihn da ausweisen, als die Grasenabb's kamen
und mit einemmale die Fahrt weiter ging? Ich hätte
mich lächerlich gemacht, und dagegen bist Du doch so
empfindlich. Erinnere Dich, daß wir unter Deiner Zu¬
stimmung viele Male gemeinschaftlich spazieren geritten
sind, und nun sollte ich nicht gemeinschaftlich mit ihm
fahren? Es ist falsch, so hieß es bei uns zu Haus,
einem Edelmanne Mißtrauen zu zeigen."

"Einem Edelmanne," sagte Innstetten mit Be¬
tonung.

"Ist er keiner? Du hast ihn selbst einen Kavalier
genannt, sogar einen perfekten Kavalier."

"Ja," fuhr Innstetten fort, und seine Stimme
wurde freundlicher, trotzdem ein leiser Spott noch
darin nachklang. "Kavalier, das ist er, und ein
perfekter Kavalier, das ist er nun schon ganz gewiß.
Aber Edelmann! Meine liebe Effi, ein Edelmann
sieht anders aus. Hast Du schon etwas Edles an
ihm bemerkt? Ich nicht."

Effi Brieſt

„Du biſt nicht einverſtanden damit, daß Crampas
kam und uns ſeine Hülfe anbot.“

„Uns?“

„Ja, uns. Sidonien und mir. Du mußt durch¬
aus vergeſſen haben, daß der Major in Deinem Auf¬
trage kam. Und als er mir erſt gegenüber ſaß, bei¬
läufig jämmerlich genug auf der elenden ſchmalen Leiſte,
ſollte ich ihn da ausweiſen, als die Graſenabb's kamen
und mit einemmale die Fahrt weiter ging? Ich hätte
mich lächerlich gemacht, und dagegen biſt Du doch ſo
empfindlich. Erinnere Dich, daß wir unter Deiner Zu¬
ſtimmung viele Male gemeinſchaftlich ſpazieren geritten
ſind, und nun ſollte ich nicht gemeinſchaftlich mit ihm
fahren? Es iſt falſch, ſo hieß es bei uns zu Haus,
einem Edelmanne Mißtrauen zu zeigen.“

„Einem Edelmanne,“ ſagte Innſtetten mit Be¬
tonung.

„Iſt er keiner? Du haſt ihn ſelbſt einen Kavalier
genannt, ſogar einen perfekten Kavalier.“

„Ja,“ fuhr Innſtetten fort, und ſeine Stimme
wurde freundlicher, trotzdem ein leiſer Spott noch
darin nachklang. „Kavalier, das iſt er, und ein
perfekter Kavalier, das iſt er nun ſchon ganz gewiß.
Aber Edelmann! Meine liebe Effi, ein Edelmann
ſieht anders aus. Haſt Du ſchon etwas Edles an
ihm bemerkt? Ich nicht.“

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[283/0292] Effi Brieſt „Du biſt nicht einverſtanden damit, daß Crampas kam und uns ſeine Hülfe anbot.“ „Uns?“ „Ja, uns. Sidonien und mir. Du mußt durch¬ aus vergeſſen haben, daß der Major in Deinem Auf¬ trage kam. Und als er mir erſt gegenüber ſaß, bei¬ läufig jämmerlich genug auf der elenden ſchmalen Leiſte, ſollte ich ihn da ausweiſen, als die Graſenabb's kamen und mit einemmale die Fahrt weiter ging? Ich hätte mich lächerlich gemacht, und dagegen biſt Du doch ſo empfindlich. Erinnere Dich, daß wir unter Deiner Zu¬ ſtimmung viele Male gemeinſchaftlich ſpazieren geritten ſind, und nun ſollte ich nicht gemeinſchaftlich mit ihm fahren? Es iſt falſch, ſo hieß es bei uns zu Haus, einem Edelmanne Mißtrauen zu zeigen.“ „Einem Edelmanne,“ ſagte Innſtetten mit Be¬ tonung. „Iſt er keiner? Du haſt ihn ſelbſt einen Kavalier genannt, ſogar einen perfekten Kavalier.“ „Ja,“ fuhr Innſtetten fort, und ſeine Stimme wurde freundlicher, trotzdem ein leiſer Spott noch darin nachklang. „Kavalier, das iſt er, und ein perfekter Kavalier, das iſt er nun ſchon ganz gewiß. Aber Edelmann! Meine liebe Effi, ein Edelmann ſieht anders aus. Haſt Du ſchon etwas Edles an ihm bemerkt? Ich nicht.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/292>, abgerufen am 22.11.2024.