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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
der ein ganz gewöhnlicher Plauderabend ohne den
"italienischen Stiefel" (es sollten sogar Photographien
herumgereicht werden) viel, viel lieber gewesen wäre,
antwortete mit einer gewissen Gezwungenheit; Inn¬
stetten indessen, ganz erfüllt von seinem Plane, merkte
nichts und fuhr fort: "Natürlich ist nicht bloß Gies¬
hübler zugegen, auch Roswitha und Annie müssen
dabei sein, und wenn ich mir dann denke, daß wir
den Canal grande hinauf fahren und hören dabei
ganz in der Ferne die Gondoliere singen, während
drei Schritte von uns Roswitha sich über Annie
beugt und "Buhküken von Halberstadt" oder so 'was
Ähnliches zum besten giebt, so können das schöne
Winterabende werden, und Du sitzest dabei und strickst
mir eine große Winterkappe. Was meinst Du dazu,
Effi?"

Solche Abende wurden nicht bloß geplant, sie
nahmen auch ihren Anfang, und sie würden sich,
aller Wahrscheinlichkeit nach, über viele Wochen hin
ausgedehnt haben, wenn nicht der unschuldige harm¬
lose Gieshübler, trotz größter Abgeneigtheit gegen
zweideutiges Handeln, dennoch im Dienste zweier
Herren gestanden hätte. Der eine, dem er diente,
war Innstetten, der andere war Crampas, und wenn
er der Innstetten'schen Aufforderung zu den italieni¬
schen Abenden, schon um Effi's willen, auch mit auf¬

Effi Brieſt
der ein ganz gewöhnlicher Plauderabend ohne den
„italieniſchen Stiefel“ (es ſollten ſogar Photographien
herumgereicht werden) viel, viel lieber geweſen wäre,
antwortete mit einer gewiſſen Gezwungenheit; Inn¬
ſtetten indeſſen, ganz erfüllt von ſeinem Plane, merkte
nichts und fuhr fort: „Natürlich iſt nicht bloß Gies¬
hübler zugegen, auch Roswitha und Annie müſſen
dabei ſein, und wenn ich mir dann denke, daß wir
den Canal grande hinauf fahren und hören dabei
ganz in der Ferne die Gondoliere ſingen, während
drei Schritte von uns Roswitha ſich über Annie
beugt und „Buhküken von Halberſtadt“ oder ſo 'was
Ähnliches zum beſten giebt, ſo können das ſchöne
Winterabende werden, und Du ſitzeſt dabei und ſtrickſt
mir eine große Winterkappe. Was meinſt Du dazu,
Effi?“

Solche Abende wurden nicht bloß geplant, ſie
nahmen auch ihren Anfang, und ſie würden ſich,
aller Wahrſcheinlichkeit nach, über viele Wochen hin
ausgedehnt haben, wenn nicht der unſchuldige harm¬
loſe Gieshübler, trotz größter Abgeneigtheit gegen
zweideutiges Handeln, dennoch im Dienſte zweier
Herren geſtanden hätte. Der eine, dem er diente,
war Innſtetten, der andere war Crampas, und wenn
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[248/0257] Effi Brieſt der ein ganz gewöhnlicher Plauderabend ohne den „italieniſchen Stiefel“ (es ſollten ſogar Photographien herumgereicht werden) viel, viel lieber geweſen wäre, antwortete mit einer gewiſſen Gezwungenheit; Inn¬ ſtetten indeſſen, ganz erfüllt von ſeinem Plane, merkte nichts und fuhr fort: „Natürlich iſt nicht bloß Gies¬ hübler zugegen, auch Roswitha und Annie müſſen dabei ſein, und wenn ich mir dann denke, daß wir den Canal grande hinauf fahren und hören dabei ganz in der Ferne die Gondoliere ſingen, während drei Schritte von uns Roswitha ſich über Annie beugt und „Buhküken von Halberſtadt“ oder ſo 'was Ähnliches zum beſten giebt, ſo können das ſchöne Winterabende werden, und Du ſitzeſt dabei und ſtrickſt mir eine große Winterkappe. Was meinſt Du dazu, Effi?“ Solche Abende wurden nicht bloß geplant, ſie nahmen auch ihren Anfang, und ſie würden ſich, aller Wahrſcheinlichkeit nach, über viele Wochen hin ausgedehnt haben, wenn nicht der unſchuldige harm¬ loſe Gieshübler, trotz größter Abgeneigtheit gegen zweideutiges Handeln, dennoch im Dienſte zweier Herren geſtanden hätte. Der eine, dem er diente, war Innſtetten, der andere war Crampas, und wenn er der Innſtetten'ſchen Aufforderung zu den italieni¬ ſchen Abenden, ſchon um Effi's willen, auch mit auf¬

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/257>, abgerufen am 22.11.2024.