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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
sehr wohl vertrugen. Er that das eine und das
andere mit unglaublicher Bonhommie.

Der Ritt ging wie gewöhnlich durch die Plan¬
tage hin. Rollo war wieder vorauf, dann kamen
Crampas und Effi, dann Kruse. Knut fehlte.

"Wo haben Sie Knut gelassen?"

"Er hat einen Ziegenpeter."

"Merkwürdig," lachte Effi. "Eigentlich sah er
schon immer so aus."

"Sehr richtig. Aber Sie sollten ihn jetzt sehen!
Oder doch lieber nicht. Denn Ziegenpeter ist an¬
steckend, schon bloß durch Anblick."

"Glaub' ich nicht."

"Junge Frauen glauben vieles nicht."

"Und dann glauben sie wieder vieles, was sie
besser nicht glaubten."

"An meine Adresse?"

"Nein."

"Schade."

"Wie dies "Schade" Sie kleidet. Ich glaube wirk¬
lich, Major, Sie hielten es für ganz in der Ordnung,
wenn ich Ihnen eine Liebeserklärung machte."

"So weit will ich nicht gehen. Aber ich möchte
den sehen, der sich dergleichen nicht wünschte. Ge¬
danken und Wünsche sind zollfrei."

"Das fragt sich. Und dann ist doch immer

Effi Brieſt
ſehr wohl vertrugen. Er that das eine und das
andere mit unglaublicher Bonhommie.

Der Ritt ging wie gewöhnlich durch die Plan¬
tage hin. Rollo war wieder vorauf, dann kamen
Crampas und Effi, dann Kruſe. Knut fehlte.

„Wo haben Sie Knut gelaſſen?“

„Er hat einen Ziegenpeter.“

„Merkwürdig,“ lachte Effi. „Eigentlich ſah er
ſchon immer ſo aus.“

„Sehr richtig. Aber Sie ſollten ihn jetzt ſehen!
Oder doch lieber nicht. Denn Ziegenpeter iſt an¬
ſteckend, ſchon bloß durch Anblick.“

„Glaub' ich nicht.“

„Junge Frauen glauben vieles nicht.“

„Und dann glauben ſie wieder vieles, was ſie
beſſer nicht glaubten.“

„An meine Adreſſe?“

„Nein.“

„Schade.“

„Wie dies „Schade“ Sie kleidet. Ich glaube wirk¬
lich, Major, Sie hielten es für ganz in der Ordnung,
wenn ich Ihnen eine Liebeserklärung machte.“

„So weit will ich nicht gehen. Aber ich möchte
den ſehen, der ſich dergleichen nicht wünſchte. Ge¬
danken und Wünſche ſind zollfrei.“

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[234/0243] Effi Brieſt ſehr wohl vertrugen. Er that das eine und das andere mit unglaublicher Bonhommie. Der Ritt ging wie gewöhnlich durch die Plan¬ tage hin. Rollo war wieder vorauf, dann kamen Crampas und Effi, dann Kruſe. Knut fehlte. „Wo haben Sie Knut gelaſſen?“ „Er hat einen Ziegenpeter.“ „Merkwürdig,“ lachte Effi. „Eigentlich ſah er ſchon immer ſo aus.“ „Sehr richtig. Aber Sie ſollten ihn jetzt ſehen! Oder doch lieber nicht. Denn Ziegenpeter iſt an¬ ſteckend, ſchon bloß durch Anblick.“ „Glaub' ich nicht.“ „Junge Frauen glauben vieles nicht.“ „Und dann glauben ſie wieder vieles, was ſie beſſer nicht glaubten.“ „An meine Adreſſe?“ „Nein.“ „Schade.“ „Wie dies „Schade“ Sie kleidet. Ich glaube wirk¬ lich, Major, Sie hielten es für ganz in der Ordnung, wenn ich Ihnen eine Liebeserklärung machte.“ „So weit will ich nicht gehen. Aber ich möchte den ſehen, der ſich dergleichen nicht wünſchte. Ge¬ danken und Wünſche ſind zollfrei.“ „Das fragt ſich. Und dann iſt doch immer

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/243>, abgerufen am 23.11.2024.