also und Baron. Er ist gerade so alt wie Mama, auf den Tag."
"Und wie alt ist denn eigentlich Deine Mama?"
"Achtunddreißig."
"Ein schönes Alter."
"Ist es auch, namentlich wenn man noch so aussieht wie die Mama. Sie ist doch eigentlich eine schöne Frau, findet Ihr nicht auch? Und wie sie alles so weg hat, immer so sicher und dabei so fein und nie unpassend wie Papa. Wenn ich ein junger Leutnant wäre, so würd' ich mich in die Mama verlieben."
"Aber Effi, wie kannst Du nur so 'was sagen," sagte Hulda. "Das ist ja gegen das vierte Gebot."
"Unsinn. Wie kann das gegen das vierte Ge¬ bot sein? Ich glaube, Mama würde sich freuen, wenn sie wüßte, daß ich so was gesagt habe."
"Kann schon sein," unterbrach hierauf Hertha. "Aber nun endlich die Geschichte."
"Nun, gieb Dich zufrieden, ich fange schon an ... Also Baron Innstetten! Als er noch keine Zwanzig war, stand er drüben bei den Rathenowern und verkehrte viel auf den Gütern hier herum, und am liebsten war er in Schwantikow drüben bei meinem Großvater Belling. Natürlich war es nicht des Großvaters wegen, daß er so oft drüben war,
Effi Brieſt
alſo und Baron. Er iſt gerade ſo alt wie Mama, auf den Tag.“
„Und wie alt iſt denn eigentlich Deine Mama?“
„Achtunddreißig.“
„Ein ſchönes Alter.“
„Iſt es auch, namentlich wenn man noch ſo ausſieht wie die Mama. Sie iſt doch eigentlich eine ſchöne Frau, findet Ihr nicht auch? Und wie ſie alles ſo weg hat, immer ſo ſicher und dabei ſo fein und nie unpaſſend wie Papa. Wenn ich ein junger Leutnant wäre, ſo würd' ich mich in die Mama verlieben.“
„Aber Effi, wie kannſt Du nur ſo 'was ſagen,“ ſagte Hulda. „Das iſt ja gegen das vierte Gebot.“
„Unſinn. Wie kann das gegen das vierte Ge¬ bot ſein? Ich glaube, Mama würde ſich freuen, wenn ſie wüßte, daß ich ſo was geſagt habe.“
„Kann ſchon ſein,“ unterbrach hierauf Hertha. „Aber nun endlich die Geſchichte.“
„Nun, gieb Dich zufrieden, ich fange ſchon an … Alſo Baron Innſtetten! Als er noch keine Zwanzig war, ſtand er drüben bei den Rathenowern und verkehrte viel auf den Gütern hier herum, und am liebſten war er in Schwantikow drüben bei meinem Großvater Belling. Natürlich war es nicht des Großvaters wegen, daß er ſo oft drüben war,
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[10/0019]
Effi Brieſt
alſo und Baron. Er iſt gerade ſo alt wie Mama,
auf den Tag.“
„Und wie alt iſt denn eigentlich Deine Mama?“
„Achtunddreißig.“
„Ein ſchönes Alter.“
„Iſt es auch, namentlich wenn man noch ſo
ausſieht wie die Mama. Sie iſt doch eigentlich eine
ſchöne Frau, findet Ihr nicht auch? Und wie ſie
alles ſo weg hat, immer ſo ſicher und dabei ſo fein
und nie unpaſſend wie Papa. Wenn ich ein junger
Leutnant wäre, ſo würd' ich mich in die Mama
verlieben.“
„Aber Effi, wie kannſt Du nur ſo 'was ſagen,“
ſagte Hulda. „Das iſt ja gegen das vierte Gebot.“
„Unſinn. Wie kann das gegen das vierte Ge¬
bot ſein? Ich glaube, Mama würde ſich freuen,
wenn ſie wüßte, daß ich ſo was geſagt habe.“
„Kann ſchon ſein,“ unterbrach hierauf Hertha.
„Aber nun endlich die Geſchichte.“
„Nun, gieb Dich zufrieden, ich fange ſchon
an … Alſo Baron Innſtetten! Als er noch keine
Zwanzig war, ſtand er drüben bei den Rathenowern
und verkehrte viel auf den Gütern hier herum, und
am liebſten war er in Schwantikow drüben bei
meinem Großvater Belling. Natürlich war es nicht
des Großvaters wegen, daß er ſo oft drüben war,
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/19>, abgerufen am 24.11.2024.
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