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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
tuschelten sogar: "Umgekehrt; gerade deshalb hätten
sie kommen sollen." Am Sylvester war Ressourcen¬
ball, auf dem Effi nicht fehlen durfte und auch nicht
wollte, denn der Ball gab ihr Gelegenheit, endlich
einmal die ganze Stadtflora beisammen zu sehen.
Johanna hatte mit den Vorbereitungen zum Ball¬
staate für ihre Gnäd'ge vollauf zu thun, Gieshübler,
der, wie alles, so auch ein Treibhaus hatte, schickte
Kamelien, und Innstetten, so knapp bemessen die
Zeit für ihn war, fuhr am Nachmittage noch über
Land nach Papenhagen, wo drei Scheunen abgebrannt
waren.

Es war ganz still im Hause. Christel, be¬
schäftigungslos, hatte sich schläfrig eine Fußbank an
den Herd gerückt, und Effi zog sich in ihr Schlaf¬
zimmer zurück, wo sie sich, zwischen Spiegel und
Sofa, an einen kleinen, eigens zu diesem Zweck zu¬
recht gemachten Schreibtisch setzte, um von hier aus
an die Mama zu schreiben, der sie für Weihnachts¬
brief und Weihnachtsgeschenke bis dahin bloß in einer
Karte gedankt, sonst aber seit Wochen keine Nachricht
gegeben hatte.

"Kessin, 31. Dezember. Meine liebe Mama!
Das wird nun wohl ein langer Schreibebrief werden,
denn ich habe -- die Karte rechnet nicht -- lange
nichts von mir hören lassen. Als ich das letztemal

Effi Brieſt
tuſchelten ſogar: „Umgekehrt; gerade deshalb hätten
ſie kommen ſollen.“ Am Sylveſter war Reſſourcen¬
ball, auf dem Effi nicht fehlen durfte und auch nicht
wollte, denn der Ball gab ihr Gelegenheit, endlich
einmal die ganze Stadtflora beiſammen zu ſehen.
Johanna hatte mit den Vorbereitungen zum Ball¬
ſtaate für ihre Gnäd'ge vollauf zu thun, Gieshübler,
der, wie alles, ſo auch ein Treibhaus hatte, ſchickte
Kamelien, und Innſtetten, ſo knapp bemeſſen die
Zeit für ihn war, fuhr am Nachmittage noch über
Land nach Papenhagen, wo drei Scheunen abgebrannt
waren.

Es war ganz ſtill im Hauſe. Chriſtel, be¬
ſchäftigungslos, hatte ſich ſchläfrig eine Fußbank an
den Herd gerückt, und Effi zog ſich in ihr Schlaf¬
zimmer zurück, wo ſie ſich, zwiſchen Spiegel und
Sofa, an einen kleinen, eigens zu dieſem Zweck zu¬
recht gemachten Schreibtiſch ſetzte, um von hier aus
an die Mama zu ſchreiben, der ſie für Weihnachts¬
brief und Weihnachtsgeſchenke bis dahin bloß in einer
Karte gedankt, ſonſt aber ſeit Wochen keine Nachricht
gegeben hatte.

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Das wird nun wohl ein langer Schreibebrief werden,
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[165/0174] Effi Brieſt tuſchelten ſogar: „Umgekehrt; gerade deshalb hätten ſie kommen ſollen.“ Am Sylveſter war Reſſourcen¬ ball, auf dem Effi nicht fehlen durfte und auch nicht wollte, denn der Ball gab ihr Gelegenheit, endlich einmal die ganze Stadtflora beiſammen zu ſehen. Johanna hatte mit den Vorbereitungen zum Ball¬ ſtaate für ihre Gnäd'ge vollauf zu thun, Gieshübler, der, wie alles, ſo auch ein Treibhaus hatte, ſchickte Kamelien, und Innſtetten, ſo knapp bemeſſen die Zeit für ihn war, fuhr am Nachmittage noch über Land nach Papenhagen, wo drei Scheunen abgebrannt waren. Es war ganz ſtill im Hauſe. Chriſtel, be¬ ſchäftigungslos, hatte ſich ſchläfrig eine Fußbank an den Herd gerückt, und Effi zog ſich in ihr Schlaf¬ zimmer zurück, wo ſie ſich, zwiſchen Spiegel und Sofa, an einen kleinen, eigens zu dieſem Zweck zu¬ recht gemachten Schreibtiſch ſetzte, um von hier aus an die Mama zu ſchreiben, der ſie für Weihnachts¬ brief und Weihnachtsgeſchenke bis dahin bloß in einer Karte gedankt, ſonſt aber ſeit Wochen keine Nachricht gegeben hatte. „Keſſin, 31. Dezember. Meine liebe Mama! Das wird nun wohl ein langer Schreibebrief werden, denn ich habe — die Karte rechnet nicht — lange nichts von mir hören laſſen. Als ich das letztemal

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/174>, abgerufen am 24.11.2024.