Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.Effi Briest und da hab' ich mich ein wenig verweilt. Es istso still hier. Man ist immer froh, wenn man einen Menschen trifft, mit dem man ein Wort sprechen kann. Christel ist eine sehr gute Person, aber sie spricht nicht, und Friedrich ist so dusig und auch so vorsichtig und will mit der Sprache nie recht heraus. Gewiß, man muß auch schweigen können, und die Paaschen, die so neugierig und so ganz gewöhnlich ist, ist eigentlich gar nicht nach meinem Geschmack; aber man hat es doch gern, wenn man 'mal 'was hört und sieht." Effi seufzte. "Ja, Johanna, das ist auch das "Gnäd'ge Frau haben so schönes Haar, so lang "Ja, es ist sehr weich. Aber das ist nicht gut, "Gewiß, gnäd'ge Frau. Und ein weicher "Ja, Johanna. Und Sie haben auch blondes. "Ach, das ist doch sehr verschieden, gnäd'ge Frau. "Freilich," lachte Effi, "das habe ich auch schon Effi Brieſt und da hab' ich mich ein wenig verweilt. Es iſtſo ſtill hier. Man iſt immer froh, wenn man einen Menſchen trifft, mit dem man ein Wort ſprechen kann. Chriſtel iſt eine ſehr gute Perſon, aber ſie ſpricht nicht, und Friedrich iſt ſo duſig und auch ſo vorſichtig und will mit der Sprache nie recht heraus. Gewiß, man muß auch ſchweigen können, und die Paaſchen, die ſo neugierig und ſo ganz gewöhnlich iſt, iſt eigentlich gar nicht nach meinem Geſchmack; aber man hat es doch gern, wenn man 'mal 'was hört und ſieht.“ Effi ſeufzte. „Ja, Johanna, das iſt auch das „Gnäd'ge Frau haben ſo ſchönes Haar, ſo lang „Ja, es iſt ſehr weich. Aber das iſt nicht gut, „Gewiß, gnäd'ge Frau. Und ein weicher „Ja, Johanna. Und Sie haben auch blondes. „Ach, das iſt doch ſehr verſchieden, gnäd'ge Frau. „Freilich,“ lachte Effi, „das habe ich auch ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="120"/><fw place="top" type="header">Effi Brieſt<lb/></fw>und da hab' ich mich ein wenig verweilt. Es iſt<lb/> ſo ſtill hier. Man iſt immer froh, wenn man einen<lb/> Menſchen trifft, mit dem man ein Wort ſprechen<lb/> kann. Chriſtel iſt eine ſehr gute Perſon, aber ſie<lb/> ſpricht nicht, und Friedrich iſt ſo duſig und auch ſo<lb/> vorſichtig und will mit der Sprache nie recht heraus.<lb/> Gewiß, man muß auch ſchweigen können, und die<lb/> Paaſchen, die ſo neugierig und ſo ganz gewöhnlich<lb/> iſt, iſt eigentlich gar nicht nach meinem Geſchmack;<lb/> aber man hat es doch gern, wenn man 'mal 'was<lb/> hört und ſieht.“</p><lb/> <p>Effi ſeufzte. „Ja, Johanna, das iſt auch das<lb/> Beſte …“</p><lb/> <p>„Gnäd'ge Frau haben ſo ſchönes Haar, ſo lang<lb/> und ſo ſeidenweich.“</p><lb/> <p>„Ja, es iſt ſehr weich. Aber das iſt nicht gut,<lb/> Johanna. Wie das Haar iſt, iſt der Charakter.“</p><lb/> <p>„Gewiß, gnäd'ge Frau. Und ein weicher<lb/> Charakter iſt doch beſſer als ein harter. Ich habe<lb/> auch weiches Haar.“</p><lb/> <p>„Ja, Johanna. Und Sie haben auch blondes.<lb/> Das haben die Männer am liebſten.“</p><lb/> <p>„Ach, das iſt doch ſehr verſchieden, gnäd'ge Frau.<lb/> Manche ſind doch auch für das ſchwarze.“</p><lb/> <p>„Freilich,“ lachte Effi, „das habe ich auch ſchon<lb/> gefunden. Es wird wohl an 'was ganz anderem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0129]
Effi Brieſt
und da hab' ich mich ein wenig verweilt. Es iſt
ſo ſtill hier. Man iſt immer froh, wenn man einen
Menſchen trifft, mit dem man ein Wort ſprechen
kann. Chriſtel iſt eine ſehr gute Perſon, aber ſie
ſpricht nicht, und Friedrich iſt ſo duſig und auch ſo
vorſichtig und will mit der Sprache nie recht heraus.
Gewiß, man muß auch ſchweigen können, und die
Paaſchen, die ſo neugierig und ſo ganz gewöhnlich
iſt, iſt eigentlich gar nicht nach meinem Geſchmack;
aber man hat es doch gern, wenn man 'mal 'was
hört und ſieht.“
Effi ſeufzte. „Ja, Johanna, das iſt auch das
Beſte …“
„Gnäd'ge Frau haben ſo ſchönes Haar, ſo lang
und ſo ſeidenweich.“
„Ja, es iſt ſehr weich. Aber das iſt nicht gut,
Johanna. Wie das Haar iſt, iſt der Charakter.“
„Gewiß, gnäd'ge Frau. Und ein weicher
Charakter iſt doch beſſer als ein harter. Ich habe
auch weiches Haar.“
„Ja, Johanna. Und Sie haben auch blondes.
Das haben die Männer am liebſten.“
„Ach, das iſt doch ſehr verſchieden, gnäd'ge Frau.
Manche ſind doch auch für das ſchwarze.“
„Freilich,“ lachte Effi, „das habe ich auch ſchon
gefunden. Es wird wohl an 'was ganz anderem
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