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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Rollo, ist dabei, ja, der ruht nicht eher, als bis er
den Verunglückten wieder an Land hat. Und wenn
der Verunglückte schon tot ist, dann legt er sich
neben den Toten hin und blafft und winselt so
lange, bis wer kommt, und wenn keiner kommt, dann
bleibt er bei dem Toten liegen bis er selber tot
ist. Und das thut solch' Tier immer. Und nun
nimm dagegen die Menschheit! Gott, vergieb mir
die Sünde, aber mitunter ist mir's doch, als ob
die Kreatur besser wäre als der Mensch."

"Aber, Papa, wenn ich das Innstetten wieder
erzählte ..."

"Nein, das thu' lieber nicht. Effi ..."

"Rollo würde mich ja natürlich retten, aber
Innstetten würde mich auch retten. Er ist ja ein
Mann von Ehre."

"Das ist er."

"Und liebt mich."

"Versteht sich, versteht sich. Und wo Liebe ist,
da ist auch Gegenliebe. Das ist nun 'mal so. Mich
wundert nur, daß er nicht 'mal Urlaub genommen
hat und 'rübergeflitzt ist. Wenn man eine so junge
Frau hat ..."

Effi errötete, weil sie gerade so dachte. Sie
mochte es aber nicht einräumen. Innstetten ist so
gewissenhaft und will, glaub' ich, gut angeschrieben

Effi Brieſt
Rollo, iſt dabei, ja, der ruht nicht eher, als bis er
den Verunglückten wieder an Land hat. Und wenn
der Verunglückte ſchon tot iſt, dann legt er ſich
neben den Toten hin und blafft und winſelt ſo
lange, bis wer kommt, und wenn keiner kommt, dann
bleibt er bei dem Toten liegen bis er ſelber tot
iſt. Und das thut ſolch' Tier immer. Und nun
nimm dagegen die Menſchheit! Gott, vergieb mir
die Sünde, aber mitunter iſt mir's doch, als ob
die Kreatur beſſer wäre als der Menſch.“

„Aber, Papa, wenn ich das Innſtetten wieder
erzählte …“

„Nein, das thu' lieber nicht. Effi …“

„Rollo würde mich ja natürlich retten, aber
Innſtetten würde mich auch retten. Er iſt ja ein
Mann von Ehre.“

„Das iſt er.“

„Und liebt mich.“

„Verſteht ſich, verſteht ſich. Und wo Liebe iſt,
da iſt auch Gegenliebe. Das iſt nun 'mal ſo. Mich
wundert nur, daß er nicht 'mal Urlaub genommen
hat und 'rübergeflitzt iſt. Wenn man eine ſo junge
Frau hat …“

Effi errötete, weil ſie gerade ſo dachte. Sie
mochte es aber nicht einräumen. Innſtetten iſt ſo
gewiſſenhaft und will, glaub' ich, gut angeſchrieben

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[206/0215] Effi Brieſt Rollo, iſt dabei, ja, der ruht nicht eher, als bis er den Verunglückten wieder an Land hat. Und wenn der Verunglückte ſchon tot iſt, dann legt er ſich neben den Toten hin und blafft und winſelt ſo lange, bis wer kommt, und wenn keiner kommt, dann bleibt er bei dem Toten liegen bis er ſelber tot iſt. Und das thut ſolch' Tier immer. Und nun nimm dagegen die Menſchheit! Gott, vergieb mir die Sünde, aber mitunter iſt mir's doch, als ob die Kreatur beſſer wäre als der Menſch.“ „Aber, Papa, wenn ich das Innſtetten wieder erzählte …“ „Nein, das thu' lieber nicht. Effi …“ „Rollo würde mich ja natürlich retten, aber Innſtetten würde mich auch retten. Er iſt ja ein Mann von Ehre.“ „Das iſt er.“ „Und liebt mich.“ „Verſteht ſich, verſteht ſich. Und wo Liebe iſt, da iſt auch Gegenliebe. Das iſt nun 'mal ſo. Mich wundert nur, daß er nicht 'mal Urlaub genommen hat und 'rübergeflitzt iſt. Wenn man eine ſo junge Frau hat …“ Effi errötete, weil ſie gerade ſo dachte. Sie mochte es aber nicht einräumen. Innſtetten iſt ſo gewiſſenhaft und will, glaub' ich, gut angeſchrieben

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/215>, abgerufen am 28.12.2024.