sofort wieder und war in ihrem Herzen bewegt, die gute, treue Person, denn dafür mußte sie sie halten, in sengender Sonnenhitze hier vorzufinden. Seit dem Begräbnis waren wohl an zwei Stunden ver¬ gangen.
"Es ist eine heiße Stelle, die Sie sich da aus¬ gesucht haben," sagte Effi, "viel zu heiß. Und wenn ein Unglück kommen soll, dann haben Sie den Sonnenstich."
"Das wär' auch das beste."
"Wie das?"
"Dann wär' ich aus der Welt."
"Ich meine, das darf man nicht sagen, auch wenn man unglücklich ist oder wenn einem wer ge¬ storben ist, den man lieb hatte. Sie hatten sie wohl sehr lieb?"
"Ich? Die? I, Gott bewahre."
"Sie sind aber doch sehr traurig. Das muß doch einen Grund haben."
"Den hat es auch, gnädigste Frau."
"Kennen Sie mich?"
"Ja. Sie sind die Frau Landrätin von drüben. Und ich habe mit der Alten immer von Ihnen ge¬ sprochen. Zuletzt konnte sie nicht mehr, weil sie keine rechte Luft mehr hatte, denn es saß ihr hier und wird wohl Wasser gewesen sein; aber so lange
Effi Brieſt
ſofort wieder und war in ihrem Herzen bewegt, die gute, treue Perſon, denn dafür mußte ſie ſie halten‚ in ſengender Sonnenhitze hier vorzufinden. Seit dem Begräbnis waren wohl an zwei Stunden ver¬ gangen.
„Es iſt eine heiße Stelle, die Sie ſich da aus¬ geſucht haben,“ ſagte Effi, „viel zu heiß. Und wenn ein Unglück kommen ſoll, dann haben Sie den Sonnenſtich.“
„Das wär' auch das beſte.“
„Wie das?“
„Dann wär' ich aus der Welt.“
„Ich meine, das darf man nicht ſagen, auch wenn man unglücklich iſt oder wenn einem wer ge¬ ſtorben iſt, den man lieb hatte. Sie hatten ſie wohl ſehr lieb?“
„Ich? Die? I, Gott bewahre.“
„Sie ſind aber doch ſehr traurig. Das muß doch einen Grund haben.“
„Den hat es auch, gnädigſte Frau.“
„Kennen Sie mich?“
„Ja. Sie ſind die Frau Landrätin von drüben. Und ich habe mit der Alten immer von Ihnen ge¬ ſprochen. Zuletzt konnte ſie nicht mehr, weil ſie keine rechte Luft mehr hatte, denn es ſaß ihr hier und wird wohl Waſſer geweſen ſein; aber ſo lange
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Effi Brieſt
ſofort wieder und war in ihrem Herzen bewegt, die
gute, treue Perſon, denn dafür mußte ſie ſie halten‚
in ſengender Sonnenhitze hier vorzufinden. Seit
dem Begräbnis waren wohl an zwei Stunden ver¬
gangen.
„Es iſt eine heiße Stelle, die Sie ſich da aus¬
geſucht haben,“ ſagte Effi, „viel zu heiß. Und wenn
ein Unglück kommen ſoll, dann haben Sie den
Sonnenſtich.“
„Das wär' auch das beſte.“
„Wie das?“
„Dann wär' ich aus der Welt.“
„Ich meine, das darf man nicht ſagen, auch
wenn man unglücklich iſt oder wenn einem wer ge¬
ſtorben iſt, den man lieb hatte. Sie hatten ſie wohl
ſehr lieb?“
„Ich? Die? I, Gott bewahre.“
„Sie ſind aber doch ſehr traurig. Das muß
doch einen Grund haben.“
„Den hat es auch, gnädigſte Frau.“
„Kennen Sie mich?“
„Ja. Sie ſind die Frau Landrätin von drüben.
Und ich habe mit der Alten immer von Ihnen ge¬
ſprochen. Zuletzt konnte ſie nicht mehr, weil ſie
keine rechte Luft mehr hatte, denn es ſaß ihr hier
und wird wohl Waſſer geweſen ſein; aber ſo lange
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/197>, abgerufen am 13.01.2025.
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