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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Im Laufe des andern Vormittags kam ein
Telegramm von Innstetten, worin er mitteilte, daß
er erst mit dem zweiten Zuge kommen, also nicht
vor Abend in Kessin eintreffen werde. Der Tag
verging in ewiger Unruhe; glücklicherweise kam Gies¬
hübler im Laufe des Nachmittags und half über
eine Stunde weg. Endlich um sieben Uhr fuhr
der Wagen vor, Effi trat hinaus, und man begrüßte
sich. Innstetten war in einer ihm sonst fremden
Erregung, und so kam es, daß er die Verlegenheit
nicht sah, die sich in Effi's Herzlichkeit mischte.
Drinnen im Flur brannten die Lampen und Lichter
und das Theezeug, das Friedrich schon auf einen
der zwischen den Schränken stehenden Tische gestellt
hatte, reflektierte den Lichterglanz.

"Das sieht ja ganz so aus wie damals, als
wir hier ankamen. Weißt Du noch, Effi?"

Sie nickte.

"Nur der Haifisch mit seinem Fichtenzweig ver¬
hält sich heute ruhiger, und auch Rollo spielt den
Zurückhaltenden und legt mir nicht mehr die Pfoten
auf die Schulter. Was ist das mit Dir, Rollo?"

Rollo strich an seinem Herrn vorbei und wedelte.

"Der ist nicht recht zufrieden, entweder mit mir
nicht oder mit andern. Nun, ich will annehmen,
mit mir. Jedenfalls laß uns eintreten." Und er

Effi Brieſt

Im Laufe des andern Vormittags kam ein
Telegramm von Innſtetten, worin er mitteilte, daß
er erſt mit dem zweiten Zuge kommen, alſo nicht
vor Abend in Keſſin eintreffen werde. Der Tag
verging in ewiger Unruhe; glücklicherweiſe kam Gies¬
hübler im Laufe des Nachmittags und half über
eine Stunde weg. Endlich um ſieben Uhr fuhr
der Wagen vor, Effi trat hinaus, und man begrüßte
ſich. Innſtetten war in einer ihm ſonſt fremden
Erregung, und ſo kam es, daß er die Verlegenheit
nicht ſah, die ſich in Effi's Herzlichkeit miſchte.
Drinnen im Flur brannten die Lampen und Lichter
und das Theezeug, das Friedrich ſchon auf einen
der zwiſchen den Schränken ſtehenden Tiſche geſtellt
hatte, reflektierte den Lichterglanz.

„Das ſieht ja ganz ſo aus wie damals, als
wir hier ankamen. Weißt Du noch, Effi?“

Sie nickte.

„Nur der Haifiſch mit ſeinem Fichtenzweig ver¬
hält ſich heute ruhiger, und auch Rollo ſpielt den
Zurückhaltenden und legt mir nicht mehr die Pfoten
auf die Schulter. Was iſt das mit Dir, Rollo?“

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„Der iſt nicht recht zufrieden, entweder mit mir
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[311/0320] Effi Brieſt Im Laufe des andern Vormittags kam ein Telegramm von Innſtetten, worin er mitteilte, daß er erſt mit dem zweiten Zuge kommen, alſo nicht vor Abend in Keſſin eintreffen werde. Der Tag verging in ewiger Unruhe; glücklicherweiſe kam Gies¬ hübler im Laufe des Nachmittags und half über eine Stunde weg. Endlich um ſieben Uhr fuhr der Wagen vor, Effi trat hinaus, und man begrüßte ſich. Innſtetten war in einer ihm ſonſt fremden Erregung, und ſo kam es, daß er die Verlegenheit nicht ſah, die ſich in Effi's Herzlichkeit miſchte. Drinnen im Flur brannten die Lampen und Lichter und das Theezeug, das Friedrich ſchon auf einen der zwiſchen den Schränken ſtehenden Tiſche geſtellt hatte, reflektierte den Lichterglanz. „Das ſieht ja ganz ſo aus wie damals, als wir hier ankamen. Weißt Du noch, Effi?“ Sie nickte. „Nur der Haifiſch mit ſeinem Fichtenzweig ver¬ hält ſich heute ruhiger, und auch Rollo ſpielt den Zurückhaltenden und legt mir nicht mehr die Pfoten auf die Schulter. Was iſt das mit Dir, Rollo?“ Rollo ſtrich an ſeinem Herrn vorbei und wedelte. „Der iſt nicht recht zufrieden, entweder mit mir nicht oder mit andern. Nun, ich will annehmen, mit mir. Jedenfalls laß uns eintreten.“ Und er

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/320>, abgerufen am 28.11.2024.