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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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erzählen einige, habe früher auf einer völligen Insel gestanden,
und erst die Anschwemmungen hätten im Lauf der Zeit aus der
Insel eine Halbinsel gemacht. Es ist dies möglich, aber nicht wahr-
scheinlich. Man sieht nirgends eine Bodenbeschaffenheit oder über-
haupt Terrain-Eigenthümlichkeiten, die darauf hindeuteten, und
alles läßt vielmehr umgekehrt annehmen, daß es stets eine Halb-
insel war, die freilich absichtlich und zwar mittelst eines durch die
Landenge gestochenen Grabens, zu einer Insel gemacht wurde.

Außer Thurm und Fundamenten ist an dieser Schloßstelle
nichts mehr vorhanden, was an die alten Schenken von Teupitz
erinnerte. Noch weniger fast bietet die Kirche, die zwischen dem
Schloß und der Stadt, am Nordrande der letzteren gelegen ist.

Vor fünfzig Jahren hätte die Forschung noch manches hier
gefunden, jetzt aber, nach stattgehabter Restaurirung. ist alles hin,
oder doch so gut wie Alles. Die Grundform der Kirche hat zwar
wenig unter diesen Neuerungen gelitten, alle Details im Innern
aber, alle jene Bilder, Gedächtnißtafeln und Ornamente, die
vielleicht im Stande gewesen wären, der ziemlich grau in grau
gemalten Geschichte der Schenken von Teupitz etwas Licht und
Farbe zu leihen, sie sind zerstört oder verloren gegangen. Bei
Oeffnung der jetzt zugeschütteten Gruft unter der Sakristei der
Kirche, fand man eine bedeutende Anzahl Särge, viele mit Messing-
täfelchen, auf denen neben den üblichen Namen- und Zahlen-An-
gaben auch einzelne historische Daten verzeichnet waren. Diese
Täfelchen, in die Pfarre gebracht, sind später in dem Wirr-
warr von Umzug und Neubau verloren gegangen. Der gegen-
wärtige Geistliche hat nur mit Mühe noch eine kleine Glasmalerei
gerettet, die, dem Anscheine nach, einen von der Kanzel predigenden
Mönch darstellt. Sonst ist der Kirche aus der "Schenken-Zeit" her
nichts geblieben, als ein einziger Backstein am Hintergiebel, der
die eingebrannte Inschrift trägt: nobil. v. Otto Schenk v. Landsb.
(nobilis vir Otto Schenk von Landsberg.)
Wahrscheinlich war
er es, unter dem eine frühere Restauration der Kirche (1566)
stattfand.


Wir haben den See befahren, das Schloß und die Kirche
besucht, es bleibt uns nur noch der Jeesenberg, ein Hügel am

erzählen einige, habe früher auf einer völligen Inſel geſtanden,
und erſt die Anſchwemmungen hätten im Lauf der Zeit aus der
Inſel eine Halbinſel gemacht. Es iſt dies möglich, aber nicht wahr-
ſcheinlich. Man ſieht nirgends eine Bodenbeſchaffenheit oder über-
haupt Terrain-Eigenthümlichkeiten, die darauf hindeuteten, und
alles läßt vielmehr umgekehrt annehmen, daß es ſtets eine Halb-
inſel war, die freilich abſichtlich und zwar mittelſt eines durch die
Landenge geſtochenen Grabens, zu einer Inſel gemacht wurde.

Außer Thurm und Fundamenten iſt an dieſer Schloßſtelle
nichts mehr vorhanden, was an die alten Schenken von Teupitz
erinnerte. Noch weniger faſt bietet die Kirche, die zwiſchen dem
Schloß und der Stadt, am Nordrande der letzteren gelegen iſt.

Vor fünfzig Jahren hätte die Forſchung noch manches hier
gefunden, jetzt aber, nach ſtattgehabter Reſtaurirung. iſt alles hin,
oder doch ſo gut wie Alles. Die Grundform der Kirche hat zwar
wenig unter dieſen Neuerungen gelitten, alle Details im Innern
aber, alle jene Bilder, Gedächtnißtafeln und Ornamente, die
vielleicht im Stande geweſen wären, der ziemlich grau in grau
gemalten Geſchichte der Schenken von Teupitz etwas Licht und
Farbe zu leihen, ſie ſind zerſtört oder verloren gegangen. Bei
Oeffnung der jetzt zugeſchütteten Gruft unter der Sakriſtei der
Kirche, fand man eine bedeutende Anzahl Särge, viele mit Meſſing-
täfelchen, auf denen neben den üblichen Namen- und Zahlen-An-
gaben auch einzelne hiſtoriſche Daten verzeichnet waren. Dieſe
Täfelchen, in die Pfarre gebracht, ſind ſpäter in dem Wirr-
warr von Umzug und Neubau verloren gegangen. Der gegen-
wärtige Geiſtliche hat nur mit Mühe noch eine kleine Glasmalerei
gerettet, die, dem Anſcheine nach, einen von der Kanzel predigenden
Mönch darſtellt. Sonſt iſt der Kirche aus der „Schenken-Zeit“ her
nichts geblieben, als ein einziger Backſtein am Hintergiebel, der
die eingebrannte Inſchrift trägt: nobil. v. Otto Schenk v. Landsb.
(nobilis vir Otto Schenk von Landsberg.)
Wahrſcheinlich war
er es, unter dem eine frühere Reſtauration der Kirche (1566)
ſtattfand.


Wir haben den See befahren, das Schloß und die Kirche
beſucht, es bleibt uns nur noch der Jeeſenberg, ein Hügel am

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[268/0284] erzählen einige, habe früher auf einer völligen Inſel geſtanden, und erſt die Anſchwemmungen hätten im Lauf der Zeit aus der Inſel eine Halbinſel gemacht. Es iſt dies möglich, aber nicht wahr- ſcheinlich. Man ſieht nirgends eine Bodenbeſchaffenheit oder über- haupt Terrain-Eigenthümlichkeiten, die darauf hindeuteten, und alles läßt vielmehr umgekehrt annehmen, daß es ſtets eine Halb- inſel war, die freilich abſichtlich und zwar mittelſt eines durch die Landenge geſtochenen Grabens, zu einer Inſel gemacht wurde. Außer Thurm und Fundamenten iſt an dieſer Schloßſtelle nichts mehr vorhanden, was an die alten Schenken von Teupitz erinnerte. Noch weniger faſt bietet die Kirche, die zwiſchen dem Schloß und der Stadt, am Nordrande der letzteren gelegen iſt. Vor fünfzig Jahren hätte die Forſchung noch manches hier gefunden, jetzt aber, nach ſtattgehabter Reſtaurirung. iſt alles hin, oder doch ſo gut wie Alles. Die Grundform der Kirche hat zwar wenig unter dieſen Neuerungen gelitten, alle Details im Innern aber, alle jene Bilder, Gedächtnißtafeln und Ornamente, die vielleicht im Stande geweſen wären, der ziemlich grau in grau gemalten Geſchichte der Schenken von Teupitz etwas Licht und Farbe zu leihen, ſie ſind zerſtört oder verloren gegangen. Bei Oeffnung der jetzt zugeſchütteten Gruft unter der Sakriſtei der Kirche, fand man eine bedeutende Anzahl Särge, viele mit Meſſing- täfelchen, auf denen neben den üblichen Namen- und Zahlen-An- gaben auch einzelne hiſtoriſche Daten verzeichnet waren. Dieſe Täfelchen, in die Pfarre gebracht, ſind ſpäter in dem Wirr- warr von Umzug und Neubau verloren gegangen. Der gegen- wärtige Geiſtliche hat nur mit Mühe noch eine kleine Glasmalerei gerettet, die, dem Anſcheine nach, einen von der Kanzel predigenden Mönch darſtellt. Sonſt iſt der Kirche aus der „Schenken-Zeit“ her nichts geblieben, als ein einziger Backſtein am Hintergiebel, der die eingebrannte Inſchrift trägt: nobil. v. Otto Schenk v. Landsb. (nobilis vir Otto Schenk von Landsberg.) Wahrſcheinlich war er es, unter dem eine frühere Reſtauration der Kirche (1566) ſtattfand. Wir haben den See befahren, das Schloß und die Kirche beſucht, es bleibt uns nur noch der Jeeſenberg, ein Hügel am

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/284>, abgerufen am 22.11.2024.