Thon unterm Sand, und wenn Sie Nachts über Groß-Köris hin- aus bis an den Motzner See fahren, da glüht es und qualmt es rechts und links, als brennten die Dörfer. Oefen und Schorn- steine wohin Sie sehen. Meiner Mutter Bruder ist auch dabei. Er wird reich, und Alles geht nach Berlin. Viele hunderttausend Steine. Immer liegt ein Kahn an dem Ladeplatz, aber er kann nicht genug schaffen, so viel wie gebraucht wird. Ich weiß es ganz bestimmt, daß er reich wird, und Andere werden's auch. Aber daß sie's werden können, das macht der See".
Die Sternwirthin verrieth hier eine bemerkenswerthe Nei- gung, sich über die Vermögensverhältnisse von "ihrer Mutter Bruder" ausführlicher auszulassen, weshalb ich, ohne jede Neugier nach dieser Seite hin, die Frage zwischenwarf: wem denn eigentlich der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn ge- pachtet habe?
"Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören überhaupt 32 Seen, aber der Teupitz-See ist der größte. Der Fischgroß- händler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt 800 Thaler und die Teupitzer Fischer, die hier fischen und die Fische zu Markte bringen, sind nicht vielmehr als die Tagelöhner und Dienstleute des reichen Händlers. Meiner Mutter Bruder ...."
"Achthundert Thaler" unterbrach ich "ist eine große Summe. Ich kenne Seen, die nur vier Thaler Pacht bezahlen. Ist der Teupitz-See so reich an Fischen?"
"Ob er's ist! Die Stadt führt nicht umsonst einen Karpfen im Wappen. Unser See hat viel Fische und schöne Fische; freilich wenn der Zander-Zug fehlschlägt --"
"Der Zander-Zug?"
"Ja. Er ist nur einmal im Jahr und von seinem Ausfall hängt Alles ab. In der Regel bringt er 600 oft 1500 Thaler, mitunter freilich auch gar nichts. Dann muß das nächste Jahr den Schaden decken. Aber weil es unsicher ist, was der Zan- derzug bringen wird, deshalb können unsere Fischer den See nicht pachten."
"Wann ist der Zug?"
"Im Januar und Februar. Immer im Winter, denn die
Thon unterm Sand, und wenn Sie Nachts über Groß-Köris hin- aus bis an den Motzner See fahren, da glüht es und qualmt es rechts und links, als brennten die Dörfer. Oefen und Schorn- ſteine wohin Sie ſehen. Meiner Mutter Bruder iſt auch dabei. Er wird reich, und Alles geht nach Berlin. Viele hunderttauſend Steine. Immer liegt ein Kahn an dem Ladeplatz, aber er kann nicht genug ſchaffen, ſo viel wie gebraucht wird. Ich weiß es ganz beſtimmt, daß er reich wird, und Andere werden’s auch. Aber daß ſie’s werden können, das macht der See“.
Die Sternwirthin verrieth hier eine bemerkenswerthe Nei- gung, ſich über die Vermögensverhältniſſe von „ihrer Mutter Bruder“ ausführlicher auszulaſſen, weshalb ich, ohne jede Neugier nach dieſer Seite hin, die Frage zwiſchenwarf: wem denn eigentlich der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn ge- pachtet habe?
„Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören überhaupt 32 Seen, aber der Teupitz-See iſt der größte. Der Fiſchgroß- händler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt 800 Thaler und die Teupitzer Fiſcher, die hier fiſchen und die Fiſche zu Markte bringen, ſind nicht vielmehr als die Tagelöhner und Dienſtleute des reichen Händlers. Meiner Mutter Bruder ....“
„Achthundert Thaler“ unterbrach ich „iſt eine große Summe. Ich kenne Seen, die nur vier Thaler Pacht bezahlen. Iſt der Teupitz-See ſo reich an Fiſchen?“
„Ob er’s iſt! Die Stadt führt nicht umſonſt einen Karpfen im Wappen. Unſer See hat viel Fiſche und ſchöne Fiſche; freilich wenn der Zander-Zug fehlſchlägt —“
„Der Zander-Zug?“
„Ja. Er iſt nur einmal im Jahr und von ſeinem Ausfall hängt Alles ab. In der Regel bringt er 600 oft 1500 Thaler, mitunter freilich auch gar nichts. Dann muß das nächſte Jahr den Schaden decken. Aber weil es unſicher iſt, was der Zan- derzug bringen wird, deshalb können unſere Fiſcher den See nicht pachten.“
„Wann iſt der Zug?“
„Im Januar und Februar. Immer im Winter, denn die
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Thon unterm Sand, und wenn Sie Nachts über Groß-Köris hin-
aus bis an den Motzner See fahren, da glüht es und qualmt
es rechts und links, als brennten die Dörfer. Oefen und Schorn-
ſteine wohin Sie ſehen. Meiner Mutter Bruder iſt auch dabei.
Er wird reich, und Alles geht nach Berlin. Viele hunderttauſend
Steine. Immer liegt ein Kahn an dem Ladeplatz, aber er kann
nicht genug ſchaffen, ſo viel wie gebraucht wird. Ich weiß es
ganz beſtimmt, daß er reich wird, und Andere werden’s auch.
Aber daß ſie’s werden können, das macht der See“.
Die Sternwirthin verrieth hier eine bemerkenswerthe Nei-
gung, ſich über die Vermögensverhältniſſe von „ihrer Mutter
Bruder“ ausführlicher auszulaſſen, weshalb ich, ohne jede Neugier
nach dieſer Seite hin, die Frage zwiſchenwarf: wem denn
eigentlich der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn ge-
pachtet habe?
„Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören überhaupt
32 Seen, aber der Teupitz-See iſt der größte. Der Fiſchgroß-
händler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt 800 Thaler
und die Teupitzer Fiſcher, die hier fiſchen und die Fiſche zu Markte
bringen, ſind nicht vielmehr als die Tagelöhner und Dienſtleute
des reichen Händlers. Meiner Mutter Bruder ....“
„Achthundert Thaler“ unterbrach ich „iſt eine große Summe.
Ich kenne Seen, die nur vier Thaler Pacht bezahlen. Iſt der
Teupitz-See ſo reich an Fiſchen?“
„Ob er’s iſt! Die Stadt führt nicht umſonſt einen Karpfen
im Wappen. Unſer See hat viel Fiſche und ſchöne Fiſche; freilich
wenn der Zander-Zug fehlſchlägt —“
„Der Zander-Zug?“
„Ja. Er iſt nur einmal im Jahr und von ſeinem Ausfall
hängt Alles ab. In der Regel bringt er 600 oft 1500 Thaler,
mitunter freilich auch gar nichts. Dann muß das nächſte Jahr
den Schaden decken. Aber weil es unſicher iſt, was der Zan-
derzug bringen wird, deshalb können unſere Fiſcher den See nicht
pachten.“
„Wann iſt der Zug?“
„Im Januar und Februar. Immer im Winter, denn die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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