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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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die Grundlosigkeit des Gerüchtes; ihre Lunge war krank und daran
war sie gestorben.

Am 1. April erfolgte die Ueberführung der Leiche nach Buch.
Ihr letzter Wunsch war gewesen "nicht in der Mumien-Gruft
der Familie beigesetzt zu werden" und so bereitete man ihr das
Grab unter der Kirchenkuppel, in der Nähe des Altars.


Ueberall in Buch begegnet man den Spuren der schönen
Gräfin, aber nirgends ihrem Namen. Wie in Familien,
wo das Lieblingskind starb, Eltern und Geschwister übereinkommen,
den Namen desselben nie mehr auszusprechen, so auch hier. Eine
Gruft ist da, aber es fehlt der Stein; aus reichem goldenen
Rahmen heraus blickt ein Frauenbild, aber die Kastellanin nennt
den Namen nicht und nur das Wappen zu Füßen des Bildes
giebt einen wenigstens andeutungsweisen Aufschluß.

Und nun treten wir von dem Bilde hinweg und noch ein-
mal in den Park hinaus.

Eine seiner dunkeln Alleen führt an einen abgeschiedenen
Platz, auf dem Edeltannen ein Oval bilden. Inmitten desselben
erhebt sich ein Monument mit einem Reliefbild in Front: der
Engel des Todes hüllt eine Sterbende in sein Gewand und ihr
Antlitz lächelt, während ein Kranz von Rosen ihrer Hand entsinkt.

"Soror optima, amica patriae," so lautet die Inschrift.
Aber der Name der geliebten Schwester fehlt.


die Grundloſigkeit des Gerüchtes; ihre Lunge war krank und daran
war ſie geſtorben.

Am 1. April erfolgte die Ueberführung der Leiche nach Buch.
Ihr letzter Wunſch war geweſen „nicht in der Mumien-Gruft
der Familie beigeſetzt zu werden“ und ſo bereitete man ihr das
Grab unter der Kirchenkuppel, in der Nähe des Altars.


Ueberall in Buch begegnet man den Spuren der ſchönen
Gräfin, aber nirgends ihrem Namen. Wie in Familien,
wo das Lieblingskind ſtarb, Eltern und Geſchwiſter übereinkommen,
den Namen deſſelben nie mehr auszuſprechen, ſo auch hier. Eine
Gruft iſt da, aber es fehlt der Stein; aus reichem goldenen
Rahmen heraus blickt ein Frauenbild, aber die Kaſtellanin nennt
den Namen nicht und nur das Wappen zu Füßen des Bildes
giebt einen wenigſtens andeutungsweiſen Aufſchluß.

Und nun treten wir von dem Bilde hinweg und noch ein-
mal in den Park hinaus.

Eine ſeiner dunkeln Alleen führt an einen abgeſchiedenen
Platz, auf dem Edeltannen ein Oval bilden. Inmitten deſſelben
erhebt ſich ein Monument mit einem Reliefbild in Front: der
Engel des Todes hüllt eine Sterbende in ſein Gewand und ihr
Antlitz lächelt, während ein Kranz von Roſen ihrer Hand entſinkt.

„Soror optima, amica patriae,“ ſo lautet die Inſchrift.
Aber der Name der geliebten Schweſter fehlt.


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[186/0202] die Grundloſigkeit des Gerüchtes; ihre Lunge war krank und daran war ſie geſtorben. Am 1. April erfolgte die Ueberführung der Leiche nach Buch. Ihr letzter Wunſch war geweſen „nicht in der Mumien-Gruft der Familie beigeſetzt zu werden“ und ſo bereitete man ihr das Grab unter der Kirchenkuppel, in der Nähe des Altars. Ueberall in Buch begegnet man den Spuren der ſchönen Gräfin, aber nirgends ihrem Namen. Wie in Familien, wo das Lieblingskind ſtarb, Eltern und Geſchwiſter übereinkommen, den Namen deſſelben nie mehr auszuſprechen, ſo auch hier. Eine Gruft iſt da, aber es fehlt der Stein; aus reichem goldenen Rahmen heraus blickt ein Frauenbild, aber die Kaſtellanin nennt den Namen nicht und nur das Wappen zu Füßen des Bildes giebt einen wenigſtens andeutungsweiſen Aufſchluß. Und nun treten wir von dem Bilde hinweg und noch ein- mal in den Park hinaus. Eine ſeiner dunkeln Alleen führt an einen abgeſchiedenen Platz, auf dem Edeltannen ein Oval bilden. Inmitten deſſelben erhebt ſich ein Monument mit einem Reliefbild in Front: der Engel des Todes hüllt eine Sterbende in ſein Gewand und ihr Antlitz lächelt, während ein Kranz von Roſen ihrer Hand entſinkt. „Soror optima, amica patriae,“ ſo lautet die Inſchrift. Aber der Name der geliebten Schweſter fehlt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/202>, abgerufen am 21.11.2024.