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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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wir stehen hier an einer Gruft. An eben dieser Stelle wurde
die schöne Julie von Voß, bekannt unter dem Namen der
Gräfin Ingenheim, beigesetzt.

Eine Darstellung ihres Lebens oder doch wenigstens ihrer
Beziehungen zu König Friedrich Wilhelm II. ermöglicht sich seit
1876, seit welchem Jahre die Tagebuchblätter vorliegen, die
durch die Gräfin von Voß, Oberhofmeisterin am preußischen Hof
und Tante Juliens, während eines Zeitraums von beinah siebzig
Jahren, von 1745 bis 1814 niedergeschrieben wurden.


Julie von Voß.

Julie v. Voß, Tochter des Geheimen Justizraths und ehe-
maligen Gesandten am K. dänischen Hofe, Friedrich Christoph
Hieronymus v. Voß, Herrn auf Buch, Carow etc., wurde den
24. Juli 1766 zu Buch geboren. *)

Ueber ihre Jugend und Erziehung verlautet nichts und wir
hören erst von ihr, als sie 1783 auf den Wunsch der alten
Königin Elisabeth Christine, Gemahlin Friedrichs des Großen, an
den Schönhauser Hof eben dieser alten Königin kam.

Julie v. Voß war eine Schönheit im Genre Tizians, schlank
und voll zugleich, von schönen Formen und feinen Zügen, blendend,
aber von einer marmorähnlichen Blässe, die noch durch ein über-
aus reiches röthlich blondes Haar gehoben wurde. Bei Hofe hatte
sie den Beinamen Ceres, sehr wahrscheinlich um dieses üppigen
goldnen Haares willen, in dessen Schmuck auch die Bilder **)
sie darstellen, die noch von ihr erhalten sind.

*) Nach dem Kirchenbuche zu Buch. In eben diesem Kirchenbuche wird
sie jedoch nicht Julie v. Voß, sondern Elisabeth Amalie v. Voß genannt.
Diese Namen finden sich zwei-mal vor, bei Gelegenheit ihrer Geburt (1766)
und ihres Todes (1789). Woher es kommt, daß sie trotzdem als Julie
v. Voß fortlebt, ist bis zur Zeit nicht aufgeklärt. Ich würde, gestützt auf das
Kirchenbuch, im Texte den Namen Amalie wieder hergestellt haben, wenn
sich nicht in den Tagebuchblättern ihrer Tante, der Oberhofmeisterin, der Name
Julie beständig wiederholte.
**) Eins dieser Bilder befindet sich im Schloß zu Buch, ein anderes im
Ingenheimschen Schlosse zu Seeburg, im Mansfelder Seekreise. Ein

wir ſtehen hier an einer Gruft. An eben dieſer Stelle wurde
die ſchöne Julie von Voß, bekannt unter dem Namen der
Gräfin Ingenheim, beigeſetzt.

Eine Darſtellung ihres Lebens oder doch wenigſtens ihrer
Beziehungen zu König Friedrich Wilhelm II. ermöglicht ſich ſeit
1876, ſeit welchem Jahre die Tagebuchblätter vorliegen, die
durch die Gräfin von Voß, Oberhofmeiſterin am preußiſchen Hof
und Tante Juliens, während eines Zeitraums von beinah ſiebzig
Jahren, von 1745 bis 1814 niedergeſchrieben wurden.


Julie von Voß.

Julie v. Voß, Tochter des Geheimen Juſtizraths und ehe-
maligen Geſandten am K. däniſchen Hofe, Friedrich Chriſtoph
Hieronymus v. Voß, Herrn auf Buch, Carow ꝛc., wurde den
24. Juli 1766 zu Buch geboren. *)

Ueber ihre Jugend und Erziehung verlautet nichts und wir
hören erſt von ihr, als ſie 1783 auf den Wunſch der alten
Königin Eliſabeth Chriſtine, Gemahlin Friedrichs des Großen, an
den Schönhauſer Hof eben dieſer alten Königin kam.

Julie v. Voß war eine Schönheit im Genre Tizians, ſchlank
und voll zugleich, von ſchönen Formen und feinen Zügen, blendend,
aber von einer marmorähnlichen Bläſſe, die noch durch ein über-
aus reiches röthlich blondes Haar gehoben wurde. Bei Hofe hatte
ſie den Beinamen Ceres, ſehr wahrſcheinlich um dieſes üppigen
goldnen Haares willen, in deſſen Schmuck auch die Bilder **)
ſie darſtellen, die noch von ihr erhalten ſind.

*) Nach dem Kirchenbuche zu Buch. In eben dieſem Kirchenbuche wird
ſie jedoch nicht Julie v. Voß, ſondern Eliſabeth Amalie v. Voß genannt.
Dieſe Namen finden ſich zwei-mal vor, bei Gelegenheit ihrer Geburt (1766)
und ihres Todes (1789). Woher es kommt, daß ſie trotzdem als Julie
v. Voß fortlebt, iſt bis zur Zeit nicht aufgeklärt. Ich würde, geſtützt auf das
Kirchenbuch, im Texte den Namen Amalie wieder hergeſtellt haben, wenn
ſich nicht in den Tagebuchblättern ihrer Tante, der Oberhofmeiſterin, der Name
Julie beſtändig wiederholte.
**) Eins dieſer Bilder befindet ſich im Schloß zu Buch, ein anderes im
Ingenheimſchen Schloſſe zu Seeburg, im Mansfelder Seekreiſe. Ein
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[176/0192] wir ſtehen hier an einer Gruft. An eben dieſer Stelle wurde die ſchöne Julie von Voß, bekannt unter dem Namen der Gräfin Ingenheim, beigeſetzt. Eine Darſtellung ihres Lebens oder doch wenigſtens ihrer Beziehungen zu König Friedrich Wilhelm II. ermöglicht ſich ſeit 1876, ſeit welchem Jahre die Tagebuchblätter vorliegen, die durch die Gräfin von Voß, Oberhofmeiſterin am preußiſchen Hof und Tante Juliens, während eines Zeitraums von beinah ſiebzig Jahren, von 1745 bis 1814 niedergeſchrieben wurden. Julie von Voß. Julie v. Voß, Tochter des Geheimen Juſtizraths und ehe- maligen Geſandten am K. däniſchen Hofe, Friedrich Chriſtoph Hieronymus v. Voß, Herrn auf Buch, Carow ꝛc., wurde den 24. Juli 1766 zu Buch geboren. *) Ueber ihre Jugend und Erziehung verlautet nichts und wir hören erſt von ihr, als ſie 1783 auf den Wunſch der alten Königin Eliſabeth Chriſtine, Gemahlin Friedrichs des Großen, an den Schönhauſer Hof eben dieſer alten Königin kam. Julie v. Voß war eine Schönheit im Genre Tizians, ſchlank und voll zugleich, von ſchönen Formen und feinen Zügen, blendend, aber von einer marmorähnlichen Bläſſe, die noch durch ein über- aus reiches röthlich blondes Haar gehoben wurde. Bei Hofe hatte ſie den Beinamen Ceres, ſehr wahrſcheinlich um dieſes üppigen goldnen Haares willen, in deſſen Schmuck auch die Bilder **) ſie darſtellen, die noch von ihr erhalten ſind. *) Nach dem Kirchenbuche zu Buch. In eben dieſem Kirchenbuche wird ſie jedoch nicht Julie v. Voß, ſondern Eliſabeth Amalie v. Voß genannt. Dieſe Namen finden ſich zwei-mal vor, bei Gelegenheit ihrer Geburt (1766) und ihres Todes (1789). Woher es kommt, daß ſie trotzdem als Julie v. Voß fortlebt, iſt bis zur Zeit nicht aufgeklärt. Ich würde, geſtützt auf das Kirchenbuch, im Texte den Namen Amalie wieder hergeſtellt haben, wenn ſich nicht in den Tagebuchblättern ihrer Tante, der Oberhofmeiſterin, der Name Julie beſtändig wiederholte. **) Eins dieſer Bilder befindet ſich im Schloß zu Buch, ein anderes im Ingenheimſchen Schloſſe zu Seeburg, im Mansfelder Seekreiſe. Ein

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/192>, abgerufen am 21.11.2024.